Prostitution: Bündnis Nordisches Modell fordert Bestrafung der Freier
Deutschland und besonders das Saarland gelten als eine der Hochburgen für Prostitution. Das Bündnis Nordisches Modell fordert, dass sich auch bei uns Freier strafbar machen sollten – so wie beispielsweise in Frankreich.
In Deutschland ist die Prostitution oft großzügiger geregelt als in vielen anderen europäischen Ländern. Und das Saarland hat hier einen entscheidenden "Standortvorteil": die Nähe zu Frankreich. In Frankreich ist der Besuch bei einer Prostituierten nämlich strafbar. Viele Freier kommen deshalb über die Grenze.
Das hatte schon manchen Investor animiert, hier große Bordelle aufzubauen. Viele sagen, dass das den Menschenhandel und die Zwangsprostitution noch befördert hat – mit schlimmsten Bedingungen für die Prostituierten.
Dass Prostitution ein grenzüberschreitendes Problem ist, das sieht auch das Europäische Parlament so und empfiehlt deshalb den Mitgliedsstaaten die Einführung des Nordischen Modells.
Bestrafung der Freier auch bei uns
Das Bündnis Nordisches Modell fordert unter anderem, dass Freier bestraft werden. "Wie versprechen uns davon, dadurch die Nachfrage nachhaltig zu reduzieren", sagt Simone Kleinert vom Bündnis. Mit seiner liberalen Gesetzgebung sei Deutschland zum Bordell Europas geworden "und Freier denken hier, sie hätten einen Freifahrtschein." Dem sei nicht so.
Das aktuelle deutsche Gesetz greift nicht
"Eigentlich machen sich Freier strafbar, wenn sie ein Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung kaufen." Das Problem sei jedoch, dass das Gesetz nicht greife. Es gebe keine Freier-Bestrafung. Wenn Freier wüssten, dass sie sich generell strafbar machen, dann würde sich die Nachfrage automatisch reduzieren, so Kleinert.
Die vom Bündnis geforderten Maßnahmen
Die Bestrafung von Freiern ist jedoch nur eine der Forderungen. Das Nordische Modell enthalte ein ganzes Paket von geforderten Maßnahmen, sagt Kleinert. Dazu gehöre beispielsweise auch, dass der Staat festlege: Prostitution ist eine Form von Gewalt.
Zugleich müsse der Staat die Menschen, die als Prostituierte arbeiten, entkriminalisieren, so Kleinert. Stattdessen sollte es eine generelle Kriminalisierung der Profiteure geben, also neben den Freiern auch der Zuhälter, Menschenhändler und Bordellbetreiber.
Zu dem Maßnahmenpaket gehöre auch der Ausstiegsschutz und Unterstützung. "Den Menschen in der Prostitution muss geholfen werden, wenn sie aussteigen wollen", sagt Kleinert.
Und auch Aufklärung und Vorbeugung gehören zu den Forderungen des Bündnisses Nordisches Modell. Bereits junge Menschen sollten lernen, "dass Prostitution eine Form von Gewalt ist und Freier bestraft werden."
Verlagerung der Prostitution in ungeschützte Bereiche?
Dass durch die Kriminalisierung der Profiteure die Prostitution quasi nur in dunkle Ecken bzw. in den privaten, ungeschützten Bereich getrieben werde, diese Kritik lässt Kleinert so nicht gelten. Es gebe in Deutschland das Prostituierten-Schutzgesetz, das eine Anmeldepflicht vorsehe. Die Anmeldung beschütze die Betroffenen aber nicht vor Ausbeutung.
"Die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen, dass ca. 28.000 Prostituierte in Deutschland gemeldet sind. Wir gehen aber von einer Dunkelziffer von an die 200.000 Menschen in der Prostitution aus." Ein Großteil sei also sowieso illegal oder im Dunkelfeld tätig. Und sie seien im Grunde einfach über entsprechende Portale im Internet auffindbar.
Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 05.10.2023 auf SR 3 Saarlandwelle