Woher kommt unser Fleisch im Saarland?
SR 3 Thementag
Die Temperaturen steigen, so manch ein Schwenker ist schon für den Sommerbetrieb aufgestellt und bei den nächsten Sonnenstrahlen kann dann die Schwenksaison im Saarland so richtig starten. Wichtiger noch als die Auswahl des Grillgerätes ist für viele im Saarland immer mehr die Herkunft des Fleisches. Auch über das Grillgut hinaus. Wir haben uns deshalb gefragt: Woher kommt unser Fleisch im Saarland?
52 Kilogramm Fleisch und Wurst, so viel hat 2022 jede und jeder Deutsche im Durchschnitt verzehrt - die Tendenz ist sinkend. Fürs Saarland bedeutet das einen jährlichen Fleischbedarf von rund 52.000 Tonnen. Doch hergestellt, also geschlachtet wurden hierzulande im selben Jahr nur rund 2000 Tonnen. Das Fleisch, das wir konsumieren, kommt also nur zu einem sehr kleinen Teil aus dem Saarland. Anders ausgedrückt: Das saarländische Fleisch würde gerade mal für acht Portionen Fleisch pro Saarländer im Jahr ausreichen.
Rund vier Prozent Selbstversorgung
Das entspricht einer Selbstversorgungsquote von etwa vier Prozent. Die Schlachtmenge im Saarland wird aber wohl steigen. Denn in Perl hat im letzten Jahr ein neuer Schlachthof den Betrieb aufgenommen.
Saarländisches Fleisch schwer zu bekommen
Das Fleisch, das im Saarland im Verkauf landet, kommt in der Regel aus anderen Regionen Deutschlands. Etwa aus Nordrhein-Westfalen, denn dort sitzen mit den Firmen Tönnies und Westfleisch die beiden größten deutschen Fleischfabriken mit angeschlossenen Schlachthöfen. Vor allem in Supermärkten und Discountern wird dieses Fleisch angeboten.
Kleinere Metzgereien und zum Teil auch Einzelhändler versuchen beim Fleisch so regional wie möglich zu sein. Sie beziehen oft Fleisch aus Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden oder Belgien.
Schlachthöfe im Saarland
Und natürlich wird im Saarland auch das Fleisch verkauft, das hierzulande gezüchtet und geschlachtet wurde. Die größten Schlachthöfe bei uns stehen in Perl und Brotdorf mit mehr als 1000 sogenannten Großvieheinheiten pro Jahr.
Dorthin bringen vor allem Saar-Landwirte ihre Tiere. Für das Fleisch gibt es häufig Verträge mit Einzelhändlern vor Ort, zum Beispiel Rewe oder Edeka. Dieses Fleisch erkennt man an Siegeln wie „ebbes von hei“ oder „vom Saarlandwirt“. Wer es ganz genau wissen will, kann auch mit der Erzeugernummer, die auf jedem Produkt stehen muss, im Internet nach dem Züchter suchen. Insgesamt sind im Saarland rund 50 Schlachtstätten registriert.
Saarländische Fleischwarenindustrie
Der größte saarländische Produzent von Fleischwaren im Saarland, die Firma Schwamm in Saarbrücken, bezieht sein Fleisch überwiegend aus dem BeNeLux Raum, Frankreich und anderen deutschen Regionen. Kleine Mengen kommen auch aus Irland, den USA, Argentinien, Neuseeland oder Brasilien. Etwa 35.000 Tonnen hat der Betrieb 2022 verarbeitet. Nach der Übernahme von Schröder dürfte die Menge erheblich steigen. Laut Schwamm wurden rund 85 Prozent der Fleisch- und Wurstwaren im Saarland verkauft.
Dass es nicht viele Schlachtbetriebe im Saarland gibt, liegt vor allem daran, dass im Saarland die Viehzucht in der Landwirtschaft eine untergeordnete Rolle spielt. Bauern, die Schweine, Geflügel oder Rinder zur Fleischerzeugung halten, bringen ihre Tiere zu den wenigen kleinen Schlachthöfen der Region. Denn je kürzer der Weg, desto stressfreier fürs Tier und desto weniger Spritkosten für den Bauern.
Umgekehrt beklagen viele Bauern die weiten Wege zu Schlachthöfen. Nach Perl und Brotdorf liegen die nächsten größeren Betriebe in Entfernungen von über 200 Kilometern.
Alternative Schlachtmethoden
Und dann gibt es noch kleinere Schlachthöfe oder andere Arten der Fleischgewinnung: Die Jagd zum Beispiel, die den Vorteil hat, dass die Tiere in freier Wildbahn leben und ohne Transport erlegt werden. Wildfleisch deckt aber nur einen sehr kleinen Teil des Fleischbedarfs und das ist auch gut so. Denn bei der fachgerechten, die Jäger sprechen von waidgerechter Jagd, soll es eben nicht um Fleischgewinnung, sondern um ein Gleichgewicht für Flora und Fauna gehen.
Eine Alternative zumindest für Geflügel bietet im Saarland auch ein mobiler Schlachtcontainer, der vom Maschinenring Saar vermietet wird. Landwirte können damit vor Ort auf ihren Höfen schlachten.
Auch die Weideschlachtung ist auf dem Vormarsch. Darüber hinaus gibt es kleinere Betriebe, meist mit eigenen Metzgereien, die sogenannte Lohnschlachtung anbieten, also Schlachtung quasi für den Eigenbedarf in kleinen Mengen. Hobby-Hühnerhalter etwa greifen gerne auf diese Methode zurück. Als Beispiel ist hier der Wendelinushof in St. Wendel zu nennen. Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte Hausschlachtung. 2022 wurden im Saarland gerade mal 36 Schweine und zwölf Kühe in Hausschlachtung erlegt.
Der Trend zum regionalen Fleisch und Alternativen
Der saarländische Sterne- und TV-Koch Cliff Hämmerle stammt aus einer Metzgerfamilie und kennt sich gut aus in Sachen Fleisch. Er beobachte ein Umdenken bei den Konsumenten, sagt der Sternekoch. Der Trend gehe wieder zum qualitativ guten Stück Fleisch - auch vom Hof aus der Region. Das niedrige Angebot an Schlachthöfen sei allerdings noch problematisch. Aber auch vegetarische Alternativen würden immer beliebter.
Verbrauchertipp
Themen in den Sendungen "Guten Morgen" und "Region" am 04.04. auf SR 3 Saarlandwelle.