Menschen feiern ausgeslassen auf dem St. Johanner Markt während des Altstadtfestes (Foto: IMAGO / Becker&Bredel)

Stadtfeste im Saarland werden nachhaltiger

Lea Kiehlneker   11.06.2023 | 09:33 Uhr

Immer mehr Veranstalter von Stadtfesten im Saarland setzen auf Mehrweggeschirr, regionale Produkte oder grünen Strom. Viele befürchten allerdings, die Standbetreiber durch zu strenge Vorgaben zu verprellen. Nicht so die Stadt Homburg - und das zeigt Wirkung.

Jetzt im Sommer steht nahezu jedes Wochenende irgendwo im Saarland ein Stadt- oder Dorffest an. Die Veranstalter solcher Feste bemühen sich zunehmend, das Feiern nachhaltiger zu machen, damit der Spaß nicht auf Kosten der Umwelt geht.

Die Schwerpunkte liegen darauf, Verpackungsmüll zu vermeiden und auf regionale Produkte und Dienstleister zu setzen. Die Veranstalter bemühen sich außerdem, die Feste für alle Besucher gleichermaßen zugänglich zu machen.

Saarbrücken hat Nachhaltigkeitskonzept

Die Stadt Saarbrücken hat für Veranstaltungen ein Nachhaltigkeitskonzept ausgearbeitet, das laufend weiterentwickelt wird. Darin enthalten sind Leitlinien für ökologische, soziale und finanzielle Nachhaltigkeit, an denen sich die Stadt bei der Veranstaltungsplanung orientiert.

Diese Leitlinien werden weitestgehend beim Altstadtfest angewendet. So heißt es beispielsweise, dass die Gastronomen kein Einweggeschirr verwenden sollen, dass es nur Ökostrom gibt und dass die Stadt die Anreise mit ÖPNV, Bus oder zu Fuß aktiv fördert.

Noch nicht umgesetzt sei der Punkt Mülltrennung. Beim diesjährigen Altstadtfest gibt es keine Abfallbehälter mit Trennsystem, wie eigentlich in den Leitlinien vorgesehen. Die Stadt arbeite aber an Konzepten, um dies bei zukünftigen Veranstaltungen zu ermöglichen.

Laser statt Feuerwerk in Neunkirchen

Die Stadt Neunkirchen ersetzt in diesem Jahr zum zweiten Mal das Feuerwerk beim Stadtfest durch eine Lasershow. Außerdem gebe es ein Pfandsystem für Gläser.

Die Verwendung von regionalen Produkten sei erwünscht, ergebe sich bei einem Fest im Saarland aber auch von selbst. Schließlich erwarten die Besucher hier ja auch Essen und Trinken aus der Region.

Für die Anreise stellt die Stadt Neunkirchen Sonderbusse zur Verfügung. Bei der Barrierefreiheit achte man in diesem Jahr besonders darauf, breitere Kabelbrücken zu verwenden, die Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer besser überqueren könnten.

Oft unverbindliche Vorgaben

In den meisten Fällen sehen Betreiber davon ab, verpflichtende Maßnahmen einzuführen. So heißt es etwa auch aus St. Ingbert, Standbetreiber seien beim Stadtfest dazu angehalten, Mehrweggeschirr zu verwenden. Eine Pflicht gibt es nicht.

Ein Sprecher der Stadt Neunkirchen sagte, man sehe von strengen Vorschriften ab, um Standbetreiber nicht zu verprellen. Ansonsten laufe man Gefahr, nicht genügend Anbieter für das Stadtfest zusammenzubekommen.

Auch eine Evaluation, wie viele Standbetreiber beispielsweise Mehrweggeschirr verwenden könne aus Zeit- und Personalgründen nicht durchgeführt werden.

Ausnahme Homburg

Homburg setzt hingegen auf dem Maifest seit 2019 auf eine Mehrwegbecherpflicht für alle teilnehmenden Außengastronomen. Besucher müssen einmalig zwei Euro für den Becher bezahlen, den sie sich dann an allen Ständen befüllen lassen können.

In diesem Jahr wurden dadurch 14.000 Euro eingenommen, die zur Finanzierung des Musikangebots verwendet wurden. Die meisten Besucher zeigen nach Angaben der Stadt Homburg Verständnis für dieses System, es gebe mittlerweile nur noch wenige Beschwerden.

Und die Maßnahme zeigt Wirkung: Der Baubetriebshof habe festgestellt, dass beim Maifest seit der Einführung der Mehrwegbecher deutlich weniger Müll anfalle.

Unterschiedliche Ansätze

Das Thema Nachhaltigkeit steht mittlerweile also bei vielen Stadtfestveranstaltern im Saarland auf der Agenda. Der Umfang und die konkrete Ausgestaltung von Maßnahmen variiert zwischen den verschiedenen Städten.

Das Beispiel Homburg zeigt, dass sich die Befürchtung, mit Pflichtvorgaben Gastronomen oder Besucher zu verschrecken nicht unbedingt bewahrheiten muss. Dennoch setzen die meisten Städte bei der Einhaltung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen bislang auf Freiwilligkeit.

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