Das Geschäft mit der Geldautomatensprengung

Das Millionengeschäft Geldautomatensprengung

  25.04.2024 | 06:35 Uhr

Knapp 30 Millionen Euro Beute haben professionelle Banden mit der Sprengung von Geldautomaten in den vergangenen beiden Jahren in Deutschland gemacht. Was über die Banden bekannt ist, warum die Polizei bei Verfolgung oft machtlos ist – und wie das Geschäftsmodell dennoch vermiest werden könnte.

Zehn gesprengte Geldautomaten im Saarland im vergangenen Jahr, in diesem Jahr bereits Vorfälle in Großrosseln und Kleinblittersdorf: Geldautomatensprengungen bleiben ein Dauerthema – wie auch der beim Landespolizeipräsidium zuständige Beamte für Bankenschutz, Kriminalhauptkommissar Reiner Both, bestätigt.

1200 mutmaßliche Täter, 30 Millionen Euro Beute

"Wenn wir die Fakten zugrunde legen, ist es ein Erfolg versprechendes Geschäftsmodell", sagt Both im SR-Interview. "Wir sprechen von einer Beute in den letzten beiden Jahren von knapp 30 Millionen Euro in Deutschland." Die erbeuteten Gelder würden zum Großteil in Drogengeschäfte investiert.

Die Polizei weiß mittlerweile relativ viel über die Banden – und bekommt sie dennoch nur selten zum Greifen. "Wir reden hier von organisierter Kriminalität", erklärt Both. Die Täter kämen zum Großteil aus den Niederlanden. Dort gebe es einen Täterpool mit rund 1200 Profis, die mit hochmotorisierten Kraftfahrzeugen unterwegs seien.

600-PS-Fluchtwagen – ohne Licht, mit Nachtsichtbrille

"Wir haben eine Audi-Bande – die Audi-RS6-Bande. Die fahren mit Autos weit über 600 PS vom Tatort weg", sagt Both. Zudem flüchteten die Täter ohne Licht. "Die Fahrer fahren teilweise mit Nachtsichtbrillen."

Ohne Hubschrauber sei die Polizei dort eigentlich machtlos. "Das macht es uns als Polizei auch mit allen Fahndungskonzepten sehr, sehr schwer."

Alarmanlagen, Vernebelung und Färbesysteme als Prävention

Mehr Erfolgschancen bieten da passende Präventationsmaßnahmen – sodass es sich für die Täter nicht mehr lohnt, Automaten zu sprengen. Die Polizei empfehle da eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen. "Es geht los beim Nachtverschluss und der Anbringung von Meldetechniken, damit wir frühestmöglich wissen, wann Türen aufgebrochen werden", erklärt Kriminalhauptkommissar Both.

Eine weitere Möglichkeit seien Vernebelungsanlagen, auch in Verbindung mit Stroboskoplicht, um den Tätern die Sicht zu nehmen. Und letztlich könne die Beute auch mit Einfärbesystemen unbrauchbar gemacht werden.

Präventionsmaßnahmen flächendeckend umsetzen

Aber: "Die Täter lernen sehr schnell und orientieren sich auch um", sagt Both. Banken, die diese Präventionsmaßnahmen umsetzen, würden gemieden und dafür andere aufgesucht. "Wir müssen dazu übergehen, diese Präventionskonzepte flächendeckend umzusetzen", so Both.

Über dieses Thema berichtete der Morgen auf SR 2 KulturRadio am 25.04.2024.


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