Mathematik und das Rollenklischee

Ist Mathematik ein Männer-Fach?

mit Informationen von Hannah Kaiser   08.11.2023 | 12:00 Uhr

Die Deutschen tun sich schwer, Mathematik im Alltag anzuwenden. Das betrifft sowohl mathematische Fragestellungen als auch den Stoff aus dem Matheunterricht. Das gilt auch, wenn der Mathe-Stoff den Anspruch der 8. Klasse nicht überschreitet. Das zumindest legt eine aktuelle Studie nahe. Nach der schneiden Frauen dabei noch schlechter ab als Männer. Höchste Zeit, um an der Saar-Uni mal nachzuhören, ob „Frauen sind schlechter in Mathe als Männer“ ein Vorurteil ist, oder ob da doch was dran ist.

An der Universität des Saarlandes ist die Hälfte aller jungen Leute, die Mathematik studieren, weiblich. Zu ihnen gehört beispielsweise Studentin Yvonne. Obwohl sie in der Schule nie schlecht in Mathe war, dachte sie anfangs, sie schaffe das Studium nie. Doch mittlerweile hat sie sogar ihre Abschlussarbeit fertig.

Wie ihre Kommilitonin Jenny glaubt Yvonne, dass diese Mathe-Unsicherheit viel mit dem „Mädchen-Selbstbild“ zu tun hat. Heißt: Von klein auf höre man immer wieder, Mathe sei ein „Jungs-Fach“ und nichts für Mädchen.  Deshalb ist es für Jenny das Ziel, Mathematik-Lehrerin zu werden und als positives Vorbild so mehr Mädchen für Mathematik zu begeistern.

Mathe als Männerdomäne

Um weibliche Vorbilder geht es auch gerade in der Ausstellung „Women & Mathematics“ an der Uni des Saarlandes. Sie porträtiert 19 Mathematikerinnen, die an deutschen Universitäten lehren und forschen. Eine von ihnen ist Gabriela Weitze-Schmithüsen. Sie ist Professorin in Saarbrücken und hofft, dass die Ausstellung junge Frauen dazu motiviert, in die Mathematik einzutauchen. Denn trotz gleicher Anteile weiblicher und männlicher Studierender gelte die Mathematik nach wie vor als Männerdomäne.

Ist Mathematik ein Männer-Fach?
Audio [SR 3, Hannah Kaiser / S. Balle, 08.11.2023, Länge: 03:07 Min.]
Ist Mathematik ein Männer-Fach?

An der Spitze hauptsächlich Männer

Obwohl die Studierendenanteile ausgeglichen sind und viele Frauen auch den Bachelor-Studiengang Mathe belegen, sieht es dann auf der Karriereleiter für die Absolventinnen nicht mehr ganz so rosig aus. Gerade mal knapp ein Viertel der Mathe-Professuren in Deutschland sind mit Frauen besetzt. Und auch die „Fields-Medaille“, quasi der Nobelpreis für Mathematik, ging erst zweimal an eine Frau.

Trend gilt für Wissenschaft generell

Ein Trend, der sind nicht nur in der Mathematik, sondern in der Wissenschaft generell zeigt. Nicola Oswald, Zahlentheoretikerin an der Saar-Uni, kann zwar nur für den Mathe-Bereich sprechen, betont aber: „Mit jeder Karrierestufe und jeder Gehaltsstufe oder jeden festeren Stelle, die man haben kann in der Mathematik, fällt der Frauenanteil ab – und zwar stetig.“

Dafür gebe es mehrere Gründe: die schwere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zu wenig Selbstvertrauen oder schlicht die eigenen Klischees im Kopf.

Insbesondere die Klischees im Kopf entstehen dabei bereits in der Schule. Laut Pisa-Studien schließen Mädchen in Mathe häufig schlechter ab als Jungs. Für Mathematikdidaktikerin Melanie Platz ist das keine Überraschung. Die Ursache seien Rollenklischees, die durch Eltern und Lehrer meist noch bestärkt würden. „Weil’s zuhause ja häufig so ist, dass dann doch gesagt wird: "Naja, du bist ein Mädchen, du musst das nicht können‘ und ‚Ich konnte das auch schon nicht‘ und ‚Mädchen müssen nicht gut in Mathematik sein‘“, sagt die Melanie Platz.

Dass das auch anders geht, das beweisen Finnland, Norwegen und Island. Hier haben die Mädchen und Frauen in Sachen Mathematik die Nase vorn.


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Angeblich haben die Deutschen schon Probleme mit Matheaufgaben, die in der 8. Klasse bearbeitet werden. Wir haben den Saarländern und ihrem Mathe-Können auf den Zahn gefühlt.

Ein Thema in "Guten Morgen" am 08.11.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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