Warum trägt man(n) eine Krawatte?

Sind Krawatten noch modern?

Reporter: Max Zettler / Onlinefassung: Andree Werner   10.04.2024 | 07:30 Uhr

Krawatten werden immer seltener nach Deutschland importiert und noch weniger aus Deutschland exportiert. Das belegen Zahlen, die das Statistische Bundesamt vor kurzem veröffentlicht hat. Gleichzeitig platzieren große Modeunternehmen die Krawatte sehr prominent auf ihren Laufstegen. Ist die Krawatte jetzt out oder haute couture?

Noch vor dreißig Jahren sind auf den Straßen im Saarland noch viel mehr Krawattenträger herumgelaufen als heute. Viele Saarländer mögen das enge Gefühl am Hals nicht oder haben keine Lust auf das umständliche Binden, erfährt SR-Reporter Max Zettler auf der Straße.

Auch Pandemie hatte Einfluss

Seit Jahren neigt der Modetrend in ganz Deutschland schon dazu, sich eher legerer zu kleiden. Und davon ist die Krawatte für viele das genaue Gegenteil. Das bestätigt auch Andrea Schmitt. Sie kümmert sich um den Einkauf für Herrenmode im Modehaus Ronellenfitsch in Merzig. "Durch die Pandemie ist die Krawatte halt weniger gefragt. Es hat halt auch nichts stattgefunden interaktiv. Aber dennoch ist es so, dass die Krawatte immer noch ein wichtiges Thema ist. Grade im Anlassbereich. Und es ist so, dass im Finanzsektor die Krawatte noch stark nachgefragt wird."

Für den besonderen Anlass

Noch vor wenigen Jahren habe noch jeder Mann zum Hemd eine Krawatte gekauft, so Schmitt. Das wird mittlerweile immer seltener. Gerade für besondere Anlässe kaufen aber viele Männer noch Krawatten. Für die Hochzeit, den Abiball oder die Taufe. Da trägt das eine oder andere Kind schon seine erste Krawatte, erzählt die Einkäuferin. Eine Art geht aber besonders oft über den Ladentisch: Die Trauerkrawatte. "Die verkaufen wir sehr sehr stark", so Schmitt.

Designer setzten wieder auf die Krawatte

Wenn aber jetzt kaum jemand mehr außerhalb von schicken Anlässen die Krawatte auspackt, warum finden große Luxuskleidermarken das Accessoire inzwischen so interessant? Auf den Laufstegen von Prada, Saint Laurent oder Valentino sind die Models in letzter Zeit immer häufiger in Hemd und Krawatte zu sehen. Andrea Schmitt glaubt, genau diese 'Uncoolness' reizt die Designer: "Da die Krawatte natürlich verschwunden ist im Businessbereich und tagtäglich auch nicht mehr so aktuell ist, möchte man natürlich im Fashion-Bereich ein Statement setzen." Ob ein solches Statement die Krawatte zurück an die Männerhälse der Nation bringt, bleibt aber abzuwarten.

Geschichte der Krawatte

Die Entwicklung der Krawatte geht auf ein Halstuch zurück, welches schon die Römer getragen haben. Das Tuch sorgte für Wärme und Schutz gegen Dreck und Staub. Die Form, wie wir sie heute kennen, gibt es in Frankreich seit dem 17. Jahrhundert. Bei prächtigen Truppenparaden ritten damals auch Kroaten mit, sie trugen einen Vorläufer der Krawatte um den Hals. Ludwig XIV. fand das Tuch modisch so toll, dass er es als Halstuch kopierte. Daher auch der Name "Krawatte" - auf französisch "nach kroatischer Art".

Krawatte = Seriös

Krawatten haben lange als Symbol für Seriosität gegolten. Vor allem in Banken oder auch bei Nachrichtensprechern im Fernsehen. Mittlerweile haben sich die Regeln aber überall gelockert. Krawatte muss nicht, aber kann - ein Sakko ist aber Pflicht bei Nachrichtensprechern im TV. Eine Ausnahme gibt es bei der Tagesschau um 20 Uhr. Dann MUSS der Nachrichtensprecher eine Krawatte tragen.

Ein Thema am 10.04.24 auf SR 3 Saarlandwelle in der Sendung "Guten Morgen".

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