Symbolbild: Junge Smartphone-Nutzer  (Foto: Pixabay / terimakasih0)

Intensivpädagoge sieht großen Handlungsbedarf bei Medienkompetenz

Interview: Nadine Thielen/Onlinefassung: Dagmar Scherer   31.03.2023 | 09:00 Uhr

Diebstahl, Sachbeschädigung, Körperverletzung, Verbreiten kinder- und jugendpornografischer Darstellungen - die Liste der Straftaten, die von Kindern unter 14 Jahren begangen werden, ist lang. Die Zahl der Straftaten sei aber nicht ungewöhnlich hoch, sagt der Intensivpädagoge Menno Baumann. Großen Handlungsbedarf sieht er aktuell bei der mangelnden Medienkompetenz der Kinder.

Laut aktueller Kriminalstatistik ist 2022 bundesweit die Zahl der Kinder unter 14 Jahren, die einer Straftat verdächtigt werden, im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent gestiegen. Es geht vor allem um Diebstahl, Körperverletzung und Sachbeschädigung - aber auch um das Verbreiten von kinder- und jugendpornografischen Bildern. Sind unsere Kinder und Jugendlichen tatsächlich aggressiver geworden?

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"Wir hatten schon deutlich höhere Zahlen in Deutschland"
Audio [SR 3, Moderation: Nadine Thielen, 31.03.2023, Länge: 03:57 Min.]
"Wir hatten schon deutlich höhere Zahlen in Deutschland"
Interview mit Menno Baumann, Professor für Intensivpädagogik.

Dem sei nicht so, sagt Menno Baumann. Er ist Professor für Intensivpädagogik an der Fliedner-Fachhochschule in Düsseldorf. Nach einem jahrelangen Tiefstand - auch bedingt durch die Beschränkungen während der Coronajahre - sei man nun wieder auf dem Stand von 2017. "Und davor waren wir eigentlich immer höher."

Hinzu komme, dass erst seit zwei Jahren das Delikt "Kinderpornografie im Internet" ernsthaft verfolgt werde. "Da ist vorher wenig getan worden."

"Wir hatten schon deutlich höhere Zahlen in Deutschland"

Grundlegend könne man sagen: "Die Gewalt bewegt sich wellenförmig." Zurzeit gebe es wieder eine kleine Delle nach oben - aber das habe es im Lauf der Zeit immer wieder gegeben, so der Pädagoge. Und: "Wir hatten schon deutlich höhere Zahlen in Deutschland."

Straftat kinderpornografische Darstellungen

Die Präsenz von pornografischen Darstellungen im Internet sei während der Corona-Pandemie deutlich angestiegen, sagt Baumann. Gleichzeitig habe sich auch die Präsenz der Kinder im Internet extrem erhöht. "Von daher werden sie mehr damit konfrontiert."

Es sei aber schon erschreckend, wie hoch der Anteil von Kindern beim Delikt der kinder- und jugendpornografischen Darstellung sei, sagt Baumann. Meist seien die Kinder im Umgang mit solchen Darstellungen aber unbedarft. Baumann spricht hier von einem Bildungsdefizit.

Das Problem: Wenn ein Kind Entsprechendes auf das Handy geschickt bekommt, ist es im Besitz kinderpornografischen Materials.

Die entscheidenden Fragen sind für ihn deshalb: "Wie kann man die Kinder vor solchen Inhalten schützen und wie kann man sie kompetent machen, dass sie solche Inhalte nicht unbedarft teilen?"


Ein Thema in "Guten Morgen" am 31.03.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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