Haus und Garten: Ausflug in den Barock- Garten

Der Barock-Garten des Römermuseums in Schwarzenacker

Katja Preißner/ Onlinefassung: Nadja Schmieding   04.08.2023 | 09:20 Uhr

Jeder Garten erzählt eine Geschichte. Und nicht nur, ob da viel Zeit reingesteckt wurde oder einfach alles wachsen durfte. Gärten erzählen auch von Epochen und ihrer Politik. Wie der berühmte Garten des Sonnenkönigs in Versailles. Der hat auch Ableger hier bei uns im Saarland.

Die Gartenanlage von Versailles, geschaffen von dem Landschaftsarchitekten André le Nôtre. (Foto: dpa)

Nach Versailles schaute ganz Europa. Dieser Garten war das große Vorbild für viele andere Grünanlagen und Parks. Auch im Saarland hat man sich von dieser Gartenkunst inspirieren lassen.

Der Barockgarten in Schwarzenacker

In Miniatur findet man den Garten von Versailles auch in Schwarzenacker, auf dem Gelände des Römermuseums.

Der Barock-Garten im Römermuseum Schwarzenacker (Foto: SR)

Alles hier ist symetrisch. In der Mitte findet sich ein kleiner Springbrunnen: Auch das sei typisch für Barockgärten, erklärt Jutta Schwan, Kunsthistorikerin beim Saarpfalzkreis: Heute nehme man so etwas kaum noch wahr, "aber damals war das eine echte Schwierigkeit, eine Fontäne in Gang zu bringen."

Der Garten als spektakuläres Kunstwerk

Teile des Gartens sehen wie Teppiche aus. Die Verzierungen werden "Broderien" genannt. Es gab Musterbücher, wie man ein Gartenboskett anzulegen hat, welche Schleifchen und Verzierungen erlaubt sind. Und auch die Wege hatten oft farbige Beläge. Der ganze Garten sei ein spektakuläres Gesamt-Kunstwerk, erzählt Jutta Schwan – und eines, das Platz brauche.

Der Mensch beherrscht die Natur bis zum letzten Grashalm

Heckenanlage im Schlossgarten (Foto: Patrick Zarth)

Teppichbeete mit bunten Mustern und Wasserbecken mit meterhohen Fontänen – Barockgärten wie in Versailles brauchen seit jeher viel Pflege. "Die Büsche waren kugelförmig geschnitten oder waren als Pyramiden gestaltet – alles, wirklich alles, war beherrscht", so die Expertin. "Alles zeigt den menschlichen Eingriff. Das menschliche Planen und das menschliche Beherrschen der Natur. Also dieses Absolutistische bis zum letzten Grashalm."

Geld spielte keine Rolle – das war auch die Botschaft der Zitruspflanzen in den Hofgärten. Ihnen baute man prächtige Orangerien zum Überwintern. Extravaganz wurde bei den Barock-Gärten groß geschrieben. Schon bei der Anlegung, wie das Beispiel des Barock-Gartens in Saarbrücken zeigt.

Für den Garten wurde die Saar verlegt!

In Saarbrücken wurde, um einen größeren Barockgarten zu bekommen, sogar die Saar verlegt. Hinterm Schloss, wo heute der Landtag steht, da machte die Saar einen Knick und dadurch war ein Barockgarten nicht gut möglich. Deshalb hat man auf der Alt-Saarbrücker Seite eine Mauer eingezogen in die Saar, hat dann die Alt-Saarbrücker Seite verfüllt und hat den Fluss Richtung St. Johann verlegt.

Goethe war verzückt

Sogar Goethe hat die Verlegung auf seiner Reise gesehen und hat gesagt "Was für eine Meisterleistung! Was man hier gemacht hat, um eben an einen Garten zu gelangen." Den Garten in Saarbrücken neben dem Landtag können Sie sich ohne Eintritt und Öffnungszeiten jederzeit anschauen.

Der Garten des Edelhauses am Römermuseum in Schwarzenacker können Sie sich auch bei einer Führung erklären lassen. Jutta Schwan macht das gemeinsam mit der berühmten "Kammerzofe Henrietta", unter dem Motto "Hier blüht Euch was - Neues von Gestern!". Einfach beim Römermuseum nachfragen.

Informationen zur Führung:
'Ab 1. Juni bis 30. September
Dauer: ca. 1,5 Stunden
Preis auf Anfrage
Es gelten die Öffnungszeiten des Museums
Weitere Informationen unter: Römermuseum Schwarzenacker

Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" am 04.08.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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