Angriffsopfer Fédéric lächelt trotz seiner vielen Schnittwunden (Foto: SR / Lisa Huth)

So erlebte Frédéric die Messerattacke in Karlsbrunn

Reporterin: Lisa Huth / Onlinefassung: Andree Werner   06.09.2023 | 11:57 Uhr

Am 26. August hat ein wildfremder Mann ein Pärchen im Wildpark Karlsbrunn ohne Vorwarnung mit einem Messer attackiert. Der 23-Jährige fügte beiden schlimmste Stichverletzungen zu. SR-Reporterin Lisa Huth hat Frédéric, eines der beiden Opfer getroffen. Er war bereit, mit ihr über das schreckliche Erlebnis zu reden.

Frédéric und seine Freundin kommen aus Petite Rosselle an der Grenze zum Saarland. Seit 30 Jahren gehen sie einmal im Monat im Tierpark Karlsbrunn spazieren. „Dort kann man ruhig mit dem Hund spazieren gehen, und es gibt zu essen“, erzählt er. Am 26. August wurde dann alles anders. Ein wildfremder Mann stach ohne Vorwarung auf ihn und seine Partnerin ein.

Täter mehrfach gesehen

Den 23-jährigen mutmaßlichen Täter hätten sie an diesem Tag sogar mehrfach im Park gesehen, erzählt Frédéric. „Meine Freundin hat die Tiere gefüttert, und ich habe mit dem Hund gespielt“, erzählt Frédéric über den Tattag.

Der Täter habe dem Treiben von einer Sitzbank aus zugesehen und ebenfalls begonnen, mit dem Hund zu spielen. Dabei sei die Stimmung gekippt und der 23-Jährige sei aggressiv mit dem Tier umgegangen. Frédéric habe dann den Hund weggezogen und seine Freundin gemahnt, auf ihre Tasche aufzupassen. „Ich habe schon ein kleines Gefühl gehabt,“ erinnert er sich.

Plötzlicher Angriff von hinten

Als der Kraftwerkswartungstechniker und seine Freundin allein auf dem Wanderweg im Wald waren und mit dem Rücken zum 23-Jährigen standen, habe dieser dann plötzlich angegriffen. „Sobald er im Rücken war, habe ich ein Geräusch gehört, mich rumgedreht, da hat er mich schon zweimal mit dem Messer in den Hals gestochen, auf den Boden geworfen, ist zu meiner Freundin, hat ihr direkt am Hals zweimal links, rechts, rechts, links geschnitten.“

Heftiger und blutiger Kampf

Frédéric habe sich dann auf die beiden gestürzt und den Mann von seiner Freundin weggerissen. Daraufhin sei der 23-jährige wieder mit dem Messer auf ihn losgegangen. „Ich habe mich verteidigt, wie ich konnte. Dann hat er mich mehrmals gestochen“, sagt er. „Ich war auf dem Boden, fast im Koma. Dann ist er wieder zu meiner Freundin gegangen, hat sie an den Haaren geholt, wieder von links bis rechts aufgeschnitten und ihr dann das Messer hinten in den Rücken gesteckt.“

"Sorry, ich verrückt im Kopf"

Das Messer sei selbst gebastelt gewesen, so Frédéric. Er habe es kaputttreten können. Als Frédéric den Mann zur Rede stellen wollte, sagte der Angreifer - so schildert es Fréderic -, er sei „verrückt im Kopf“ - und sei dann erneut auf die Freundin losgegangen. Sie habe Frédéric noch zugerufen, dass sie jetzt sterben werde.

Danach habe Frédéric all seine Kraft zusammen genommen und den mutmaßlichen Täter erneut angegriffen. „Ich habe ihm einmal in die Eier getreten. Zweimal, dreimal. Da ist er auf den Boden geschlagen. Dann bin ich aufgestanden und habe ihm voll auf den Kopf getreten.“

Mit einem Stich in der Lunge und einem in der Leber und vielen andern Stichen, gelang es Frédéric, in einer nahegelegenen Jagdhütte Hilfe zu rufen.

Für die Opfer gibt es viel zu regeln

Jetzt liegt er im Krankenhaus auf dem Rastpfuhl in Saarbrücken. Seine Freundin konnte er noch nicht sprechen. Sie liegt in einem anderen Krankenhaus, aber sie ist außer Lebensgefahr.

Die Polizei hatte beiden Opfern, Tasche, Ringe, Schmuck und Geld weggenommen - auch Handy und Papiere. Auch deshalb musste Frédéric mithilfe der Schwester viel hin und her fahren und sich um Dinge kümmern. Die Polizei teilte dem SR mit, die Handys würden als Beweismittel untersucht. Die Wertgegenstände seien mittlerweile wieder ausgehändigt worden.

Nächstes Problem: die Krankenkassen. In Frankreich, so die Schwester von Frédéric, habe die französische Kasse „unglaublich toll“ reagiert. Auch das Caritasklinikum teilte auf SR-Anfrage mit, die Kosten würden zu 100 Prozent von der Kasse getragen.

Inzwischen wurde die Opfervereinigung „Weißer Ring“ eingeschaltet. Peter Becker vom Weißen Ring war gestern bei Frédéric im Krankenhaus. Es gebe, sagt er, eine Soforthilfe von bis zu 300 Euro für Notfälle. Das wird in diesem Fall für ein Ersatz-Telefon oder auch die notwendige Tierpension verwendet werden, denn um den Hund konnte sich Frédéric eine ganze Zeit lang nicht kümmern.

Der mutmaßliche Täter hat unterdessen wohl mehr Zeit. Er sitzt seit der Tat in Untersuchungshaft.

Mehr zur Messerattacke bei Karlsbrunn:

23-Jähriger in Untersuchungshaft
Messerangriff im Wald bei Karlsbrunn: Keine Beziehung zwischen Täter und Opfer
Nach dem Messerangriff im Wald bei Karlsbrunn sind neue Details bekannt geworden. Hintergrund des Angriffs auf das französische Paar könnte demnach eine psychische Erkrankung des 23-Jährigen sein. Der Zustand der Schwerverletzten ist inzwischen stabil.

Ein Thema am 06.09.2023 auf SR 3 Saarlandwelle in der Sendung "Region am Mittag".

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