Auf Spurensuche nach dem Englischen Garten in Homburg

Auf Spurensuche nach dem Englischen Garten in Homburg

Reporterin: Katja Preißner/Onlinefassung: Dagmar Scherer   18.08.2023 | 09:30 Uhr

Ein „Englischer Garten“ – ein weitläufiger Landschaftspark zum Genießen - für viele Gartenfans ist er das Maß aller Dinge! Doch was ist seine Geschichte und konnte er auch bei uns im Saarland Wurzeln schlagen? SR 3-Reporterin Katja Preißner hat sich auf Spurensuche begeben.

Einen Englischen Garten findet man nicht nur in England, denn der englische Landschaftsgarten ist ein Exportschlager. Einen ganz berühmten Garten gibt es beispielsweise in München. Aber auch bei uns im Saarland gab es solche Schmuckstücke - eins davon am Karlsberg bei Homburg. Herzog Karl II ließ ihn ab 1788 erbauen. Nur fünf Jahre später fiel er jedoch den Revolutionstruppen zum Opfer. Von dem Garten sind so gut wie alle Spuren verschwunden. Es gibt nur noch eine alte Militär-Karte, die einen Eindruck vermitteln kann. Und es gibt noch einen besonderen Felsen...

Spurensuche am Homburger Karlsberg

Auf dem Karlsberg im ehemaligen Englischen Garten in Homburg (Foto: SR/Katja Preißner)

Im Wald am Karlsberg bei Homburg. Felsen türmen sich am Wegesrand auf. Alles wirkt ein bisschen schroff und wild - aber auch verwunschen. Die perfekte Kulisse für einen Englischen Garten.

Auf dem Karlsberg im ehemaligen Englischen Garten in Homburg (Foto: SR/Katja Preißner)

An einem Felsüberhang findet man hier noch ein eingearbeitetes Rechteck, auf dem in Latein zu lesen ist: "Hier, in der Abgeschiedenheit bei den Nymphen und Satyrn, fühle ich mich wohl. Hier kann ich mich zurückziehen."

Das Zitat stammt von Horaz und der Gartenarchitekt Bernhard Petri brachte es aus England nach Homburg mit. Jutta Schwan, Kunsthistorikerin beim Saarpfalzkreis, fand das bei ihren Recherchen heraus. Und diese Inschrift am Felsen ist auch das Motto des Englischen Gartens!

Es muss ein besonderer Ort gewesen sein

Es muss damals ein besonderer Ort gewesen sein, sagt sie: mit einem Weinberg, Seen im Wald, mit geschickt angelegten Sichtachsen den Berg hinauf und hinunter – und den bizarren Felsbrocken als Akzente. Und das sei auch die Kunst gewesen, diese natürlichen Akzente zu integrieren.

Natürlichkeit statt strenger Form

Doch man dürfe sich von der Natürlichkeit – im Gegensatz zum Barockgarten – nicht täuschen lassen, sagt Schwan. "Der Anblick eines Englischen Gartens sagt uns: Hier macht die Natur, was sie möchte. Das ist aber nicht so." Ein Englischer Garten sei bis zum letzten Baum geplant, nur die Hand des Menschen sei dabei unsichtbar geworden. Im Grunde sei er genau so pflegeintensiv wie ein Barockgarten.

Und apropos Barockgarten. Oftmals wurden damals Englische Gärten um Barockgärten herum angelegt - aus Respekt vor dem, was die Gartenkünstler davor geschaffen hatten. Beispiele hierfür gibt es unter anderem in Schwetzingen und Schleißheim.

Die Geschichte

Im 18. Jahrhundert begann der Siegeszug der englischen Landschaftsparks. Die Barockgärten mit ihrer strengen Symmetrie und den bunten Teppichbeeten waren aus der Mode gekommen.

Die Gedankenwelt hatte sich verändert, Fürsten beriefen sich auf die Vernunft, aber auch die Aufklärung wurde kritisch gesehen. Und das spiegelt sich in der Anlage der Gärten wider. "Die Wege führen nicht von A nach B auf direktem, kürzestem Weg, sondern - wenn ich eine Richtung einschlage - kann es sein, dass ich völlig woanders lande", beschreibt Schwan die Idee. Und auch Jean Jacques Rousseau mit seinem "Zurück-zur-Natur" war damals ein großes Thema.

Die Inspiration stammt aus Italien

Doch eigentlich stamme der Englische Garten ursprünglich gar nicht aus England, sagt Jutta Schwan. Englische Adlige hätten sich damals von ihren Bildungsreisen durch Italien Souvenirs mitgebracht - Gemälde, auf denen die idyllischen Landschaften Italiens verewigt waren. Diese Bilder seien in England dann zur Inspiration für die Gestaltung von Gärten geworden - mit Tempelchen, Hügeln, Brücken, Flussläufen. Gärtner vom Kontinent hätten die Ideen aufgegriffen und sie wieder auf den Kontinent zurückgebracht, so die Kunsthistorikerin.

Wo heute gekickt wird

Einer der frühesten Englischen Gärten auf dem Kontinent sei übrigens der Saarbrücker Ludwigspark gewesen, den Fürst Ludwig sich hatte anlegen lassen, sagt die Kunsthistorikern. Von dem Garten ist heute so gut wie nichts mehr erhalten - bis auf den Namen. Und hier wird heute nicht mehr gelustwandelt, sondern gekickt.

Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" am 18.08.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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