So lassen sich Falschinformationen im Netz erkennen

So erkennen Sie Falschinformationen im Netz

Anne Staut   10.08.2023 | 06:27 Uhr

Über das Internet und soziale Medien lassen sich falsche Informationen weltweit in einer enormen Geschwindigkeit verbreiten. Durch die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz ist es inzwischen sogar noch einfacher geworden, andere bewusst zu täuschen. Wir geben Tipps, wie sich Fake News entlarven lassen.

Unter anderem während der Coronapandemie hat sich gezeigt: Im Internet finden sich viele Falschmeldungen und Verschwörungstheorien. Um den Falschinformationen entgegen zu wirken, bieten deshalb mehrere Medien Faktenchecks an. Dazu gehören unter anderem der ARD Faktenfinder, der #Faktenfuchs vom Bayerischen Rundfunk, aber auch der Faktencheck des Recherchezentrums Correctiv.

Zudem gibt es auch Organisationen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Medienkompetenz zu fördern. Die europäische Organisation "Lie Detectors" besucht etwa Schulen, um dort die Nachrichtenkompetenz der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte zu stärken. Unterstützt werden sie dabei von Journalistinnen und Journalisten. Auch der Saarländische Rundfunk beteiligt sich im Saarland an dem Projekt.

Video [aktueller bericht, 10.08.2023, Länge: 3:16 Min.]
Bertelsmann-Studie zu Falschinformationen im Netz

Aktuelle Studie zeigt große Verunsicherung

Dass Aufklärung nötig ist, zeigt eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Im März 2023 wurden dafür EU-weit 13.270 Menschen zwischen 16 und 70 Jahren zu ihrem Umgang mit Desinformationen gefragt. Das sind "Falschnachrichten, die von ihren Produzenten und Produzentinnen absichtlich und mit dem Ziel, einen Schaden anzurichten, verbreitet wurden", so die Definition der Stiftung.

Vorgehen gegen Fake News
Audio [SR 3, Interview: Michael Friemel/ Kai Unzicker, 10.08.2023, Länge: 03:25 Min.]
Vorgehen gegen Fake News

Das Ergebnis: Die Unsicherheit gegenüber Informationen aus dem Netz ist groß. Mehr als die Hälfte der EU-Bürgerinnen und -Bürger sei in den letzten Monaten häufig oder sehr häufig unsicher über den Wahrheitsgehalt von Informationen im Internet gewesen. Lediglich vier Prozent gaben an, nie unsicher gewesen zu sein.

Was hilft gegen die Unsicherheit?

Um mehr Sicherheit bei Informationen aus dem Netz zu gewinnen, kann jeder Einzelne etwa tun. Wie das geht, dafür haben wir einige Tipps der Experten von Correctiv und den "Lie Detectors" zusammengefasst, die sich einfach umsetzen lassen.

Dabei spielen unter anderem die folgenden Fragen eine Rolle:

Wichtig sei immer, mehrere der Tipps anzuwenden und sich nicht nur auf einen einzelnen zu verlassen, erklärt Margit Langenbein, internationale Programmdirektorin bei den "Lie Detectors".

Gibt es weitere Quellen für die Information?

Für Max Bernhard, Faktenchecker bei Correctiv, ist der erste Schritt zu schauen, ob die Information noch an einer anderen Stelle im Netz zu finden ist. Ob etwa auch andere Medien darüber berichten. Dabei helfe es auch das Thema einfach in Kombination mit dem Begriff "Faktencheck" zu suchen.

"Man sollte immer weitere Quellen hinzuziehen und schauen, ob und wie die über das Thema berichten", rät auch Langenbein. Zudem empfiehlt sie immer mehr als die Überschrift zu lesen, um sich ein Bild von dem Text zu machen.

Wo kommt die Information her?

"In einem zweiten Schritt überprüft man die Quelle", so Bernhard. Wichtig sind dabei laut Langenbein unter anderem folgende Fragen: Wer ist der Autor des Beitrags? Auf welcher Website wurde er veröffentlicht? Ist das Impressum vollständig?

Hilfreich kann es auch sein, den Namen der Quelle oder die Behauptung selbst in eine Suchmaschine einzugeben, erklärt Bernhard. So lässt sich möglicherweise feststellen, wer dahinter steckt.

Stammt die Information von einem Forschungsinstitut, von Expertinnen oder Experten, die sich mit dem Thema auskennen, von Behörden oder Nichtregierungsorganisationen, die etwa selbst Statistiken erheben oder von etablierten Medien sowie Nachrichtenagenturen, spricht das laut Correctiv dafür, dass es sich nicht um eine Falschaussage handelt. Dennoch kann es sein, dass es unterschiedliche Einschätzungen zum Thema gibt.

Vorsicht ist hingegen geboten bei Informationen, die von Privatpersonen veröffentlicht wurden oder auch in Youtube-Kanälen und Blogs, die eine starke politische Meinung vertreten.

Was macht die Information mit mir?

"Im letzten Schritt sollte man sich ansehen, ob die Nachricht emotionalisiert", sagt Bernhard. Das heißt, ob zum Beispiel Stimmung gegen bestimmte Personengruppen oder auch politische Themen gemacht werde. Auch das könne ein Indiz dafür sein, dass es sich um eine Desinformation handelt.

Langenbein rät zudem dazu, sich selbst zu reflektieren. "Man sollte sich immer selbst hinterfragen, was macht diese Meldung mit mir?" Das bedeute auch, sich zu fragen, ob man sich zuvor bereits eine Meinung zu dem Thema gebildet habe, die nun die Bewertung der Information beeinflusse.

So hilft die Bildersuche

Doch nicht nur Texte, sondern auch Bilder können dafür genutzt werden, andere Menschen in die Irre zu führen. Bernhard empfiehlt auf die Bilderrückwärtssuche zu setzen. Eine Anleitung wie die funktioniert, gibt es auch auf der Website von Correctiv.

Damit kann man prüfen, ob die Fotos bereits in einem anderen Kontext verwendet wurden. Häufig würden alte Bilder verwendet, aber als aktuell dargestellt.

In diesem Zusammenhang kann auch die Plattform "Tineye" hilfreich sein. "Dazu macht man einen Screenshot von dem Bild und lädt es auf der Plattform "Tineye" hoch. Dort kann man dann möglicherweise sehen, wann das Bild zum ersten Mal verwendet wurde", erklärt Langenbein.

Kein Fehler, kein Beweis

Zudem kann man schauen, ob sich auf den Bildern Fehler oder Ungenauigkeiten finden lassen - etwa, dass einzelne Körperteile wie Finger nur verzerrt zu sehen sind. Das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn sie mit Künstlicher Intelligenz erstellt wurden, für die Hände zurzeit noch eine Schwachstelle sind.

Da die Technik immer besser wird, sollte man sich auf augenscheinlich fehlerfreie Bilder dennoch nicht einfach verlassen. "Wenn man keine Fehler findet, ist es nicht unbedingt ein Beleg, dass es sich nicht um ein KI-generiertes Bild handelt", erläutert der Faktenchecker. Er empfiehlt deshalb, auch nach Berichterstattung zu dem Thema zu suchen, die das Foto zeigt.

Im Zweifel lieber nicht teilen

Ein letzter Tipp zum Schluss: "Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man den Beitrag nicht teilen", empfiehlt Langenbein. Das heißt, wenn sich nicht zweifelsfrei klären lässt, ob eine Information wahr ist, sollte man sie auch nicht weitergeben.

Zudem könne man auch bei der Aufklärung helfen, heißt es im Faktencheckflyer von Correctiv. Etwa, in dem man gesammelte Medienberichte, Faktenchecks und die eigenen Schlussfolgerungen daraus in Kommentarspalten unter Posts oder in der Chat-Gruppe teile.


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