Eine mutmaßliche Betrüger-Webseite (Foto: SR/Caroline Uhl)

Betrugsmasche fordert auch saarländisches Opfer

Reporter: Niklas Resch/ Onlinefassung: Rebecca Lambert   20.05.2023 | 08:00 Uhr

Einmal per Mausklick reich, einfach nur den richtigen Tipp abgeben. Das klingt zu schön um wahr zu sein. Trotzdem lassen sich mehr und mehr solcher Werbeanzeigen auf Social Media Plattformen finden. Auch wenn die Verlockung groß ist, gilt es hier, kritisch zu bleiben. Allein in Deutschland sind tausende Menschen vom sogenannten Cybertrading-Betrug betroffen. Auch im Saarland sind Menschen Opfer davon geworden.

Das schnelle Geld machen - davon träumen wohl viele. Kein Wunder also, dass dann im Internet oder auf Social Media schnell mal auf Werbeanzeigen für Finanzplattformen wie Investirex klickt wird - vor allem, wenn die Seite mit einem prominenten Gesicht wirbt.

Audio

Cyberbetrugsmasche fordert Opfer im Saarland
Audio [SR 3, Niklas Resch, 19.05.2023, Länge: 03:25 Min.]
Cyberbetrugsmasche fordert Opfer im Saarland

So ist auch Klaus Berger Opfer von Cyberkriminalität geworden. Bei Facebook wurde der Rentner auf die Finanzplattform Investirex aufmerksam. Aber wie wurde er gelockt? Die Werbung sei von Günther Jauch gewesen, sagt er. Da habe er gedacht, man könne sich das mal anschauen. Schließlich habe er dem Gewinn fast beim Wachsen zusehen können.

Was Berger jedoch nicht wusste, ist, dass die Werbung gefälscht war. Auch Günther Jauch hat damit nichts zu tun. Das Gesicht des Moderators wurde genutzt, um potenzielle Opfer auf die Plattform zu locken. Berger wurden dann hohe Gewinne versprochen. Insgesamt 30.000 Euro hat er investiert und verloren.

Hohe Verluste

Aber nicht nur das verlorene Geld mache ihm Sorgen, sagt der Rentner. Auch das Vertrauensverhältnis zu seiner Frau habe Brüche erlitten. Schließlich waren die verlorenen 30.000 Euro die gemeinsamen Ersparnisse.

Dabei hatte der Rentner nur seinem Berater vertraut, der sich als Finanz-Experte ausgab und ihn zu hohen Einzahlungen überredete. Als Berger jedoch sein Geld zurückforderte, war der Berater plötzlich nicht mehr zu erreichen.

Callcenter-Mitarbeiter

Der angebliche Finanz-Experte war vermutlich ein Callcenter-Mitarbeiter. Mit dieser Masche könne man viel Geld machen, gibt ein Cyberbetrüger zu. Da vergesse man auch, dass man eigentlich etwas Schlechtes tue.

Dieser Betrüger hat als Callcenter-Mitarbeiter im Kosovo gearbeitet. Dort hat er sich als Experte für Finanzwetten im Internet ausgegeben. Man habe alles versucht, die Opfer zu mehr und mehr Einzahlungen zu überreden und meistens hätten diese Lügen funktioniert, sagt er.

Simples Prinzip

Das Prinzip der Betrugsmasche ist relativ simpel: Anleger sollten auf den Plattformen unkompliziert und risikofrei darauf wetten, wie sich die Börsenkurse verhalten. Dabei sei das alles eine große Lüge, sagt Stefan Planz vom saarländischen Landeskriminalamt. Die Täter hätten die Möglichkeit, Echtezeit-Börsenkurse einzuspielen und könnten jederzeit eingreifen und damit bestimmen, ob der Trade oder der Geschäftsabschluss Gewinn oder Verlust würde.

Verlust unvermeidbar

Dass am Ende dieser Transaktionen meistens der Totalverlust für die Anleger steht, ist wenig überraschend. Das Geld fließt meistens direkt in die Taschen der Betrüger. Trotzdem konnten Planz und sein Team bei einer internationalen Ermittlung eine Bande mit fünf Plattformen überführen.

Protokolle und Belege

Es habe eine detaillierte Protokollierung gegeben, sagt Planz. Dabei seien auch Schlüsselsätze und Codes verwendet worden, die kennzeichneten, wenn der Kunde alles verlieren sollte. Einer dieser Codes sei "Kunde verbrennen wie einen chinesischen Hund in der Pfanne" gewesen.

Aber auch wenn fünf der Plattformen jetzt erstmal abgeschaltet sind, sollte man trotzdem vorsichtig bleiben. Der Betrug geht auf anderen Portalen weiter.


Mehr zum Thema


"Land & Leute" am 21. Mai, ab 12.30 Uhr
Die Trading-Lüge
Es ist eine der größten Betrugsmaschen unserer Zeit: gezinkte Geldanlage-Portale im Internet. Beim sogenannten Cybertrading-Betrug werden Anleger weltweit um Milliarden Euro geprellt. Es gibt tausende Betroffene allein in Deutschland. Und ausgerechnet die saarländische Polizei ist dabei, solchen Internet-Betrügern das Handwerk zu legen. „Die Trading-Lüge – Milliardenraub im Netz“ - ein Feature von Caroline Uhl und Niklas Resch vom SR-Rechercheteam.

Ein Beitrag aus der Sendung "Guten Morgen" am 20.05.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja