Pflanzen im Treibhaus des botanischen Gartens (Foto: SR)

Der Botanische Garten endgültig vor dem Aus?

Janek Böffel   12.01.2016 | 12:30 Uhr

Eigentlich ist die Schließung des botanischen Gartens zum 1. April dieses Jahres beschlossene Sache. Jetzt hat der Förderverein aber einen neuen Vorschlag zur Rettung vorgelegt. Doch was ist davon zu halten? SR 3-Reporter Janek Böffel hat nachgefragt.

Nein, mit dem Botanischen Garten im Wechsel der Jahreszeiten wird es nichts mehr. Eigentlich sollte der Betrieb ja erst zum Ende des Jahres eingestellt werden. Doch Sommer Herbst und Winter wird er nun nicht mehr erleben. Am 1. April ist Schluss, weil dann ein Mitarbeiter in Ruhestand geht. "Jede Stelle, die wegbricht, zum Beispiel durch Pensionierung, wird nicht wieder besetzt und das trifft uns jetzt so, dass wir ab April nur noch zwei Gärtner haben in einer Sieben-Tage-Woche. Und das geht nicht", sagt Leiter Wolfgang Stein.

Keine Pflanzen für Zuhause

Was mit dann mit den Pflanzen passiert, ist fraglich. Denn einfach nur ein grüner Daumen genügt nicht, um die anspruchsvollen und oft unter Artenschutz stehenden Pflanzen am Leben zu halten. Zumal da ja noch das Ungeziefer ist. Es gebe einfach die Schädlinge, die immer da seien. Und die seien zum Teil auch sehr hartnäckig, sagt Stein. Das Spektrum reiche von Pflanzenschädlingen über Kakerlaken bis hin zu tropischen Ameisen. Wer mit dem Gedanken spiele, Pflanzen aus dem Botanischen Garten bei sich nach Hause aufzunehmen, der nehme auch die Schädlinge mit.

Ein Vorschlag zur Rettung

Doch plötzlich scheint es noch einmal Hoffnung zu geben - zumindest erweckt diesen Eindruck ein Vorschlag des Fördervereins botanischer Garten. Das Grundprinzip ist einfach: Statt den Garten nur von der Uni bezahlen zu lassen, sollen sich doch Universität, Innenministerium, Kultusministerium, Stadt und Regionalverband Saarbrücken die Kosten teilen.

Zwei bis drei qualifizierte Stellen pro Träger wären das, scheibt Ex-Oberbürgermeister Hajo Hoffmann, der Vorsitzende des Fördervereins, in seinem Vorschlag. Außerdem sollen Flüchtlinge aus Lebach das Gärtnern lernen und Holzhütten bauen, in denen sie selbst wohnen können. Später sollen die dann unter anderem von Studierenden genutzt werden können.

Qualifizierte Fachkräfte sind ein Muss

An sich sei eine Kostenteilung ein guter Ansatz, sagt Barbara Spaniol, die bildungspolitische Sprecherin der Linken. Man habe mit den anderen Oppositionsparteien schließlich selbst einen Antrag zur Rettung eingebracht. Doch mit ungelernten Kräften ließe sich kein botanischer Garten betreiben. Es seien hierfür qualifizierte Fachkräfte notwendig, schließlich gehe es um zum Teil hochsensible Pflanzen. Der Vorschlag von Hajo Hoffman sei gut gemeint, aber: "Es geht um qualifizierte Stellen. Die müssen das stemmen, sonst wird das schiefgehen."

Zudem erscheinen die weiteren Finanzierungsansätze, wie über die KFZ-Steuer oder die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit reichlich optimistisch.

Der Rettungsvorschlag kommt zu spät

Das Hauptproblem ist aber ein anderes: Der Vorschlag dürfte wohl zu spät kommen. Der Garten befindet sich jetzt schon in der Abwicklung. Für die Mitarbeiter, die allesamt noch Verträge haben, werden derzeit neue Aufgaben gesucht. Stein selbst will sich übrigens nicht vor dem Mikrofon zu dem Vorschlag äußern. Er sagt nur so viel: Der Vorschlag sei schön, er selbst habe aber alle Stellen schon abgeklappert und sich wortwörtlich „abwatschen“ lassen.

Hinter den Kulissen ist allerdings zu erfahren, dass das Verhältnis zwischen Förderverein und Gartenleitung zumindest verstimmt ist. Der Grund: Aus Sicht der Leitung habe der Förderverein mit dem ehemaligen SPD-Oberbürgermeister Hoffmann an der Spitze aus parteipolitischen Gründen zu lange stillgehalten. Und jetzt dürfte es tatsächlich zu spät sein, um den Garten noch einen Sommer erleben zu lassen.

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