Polizeirat a.D. Martin Hoffman und der Zahnarzt Mike Jakob (Foto: SR / Lisa Huth)

Selbstverteidigung für medizinisches Personal

Lisa Huth/ Onlinefassung: Nadja Schmieding   05.06.2023 | 11:20 Uhr

Der pensionierte Polizeirat Martin Hoffmann und der Zahnarzt Mike Jacob trainieren Rettungssanitäter, Personal in sozialpsychiatrischen Diensten und medizinisches Personal in Arzpraxen, denn immer häufiger kommt es vor, das Patienten aggressiv werden.

Ob im Bürgeramt, Jobcenter oder auch beim Arzt: Immer wieder kommt es zu Aggressionen gegenüber den Mitarbeitenden. Zusammen mit einem pensionierter Polizeirat bietet der Zahnarzt deshalb Jacob Kurse an, die helfen sollen, mit aggressiven Patienten umzugehen.

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Wenn Aggression im Wartezimmer hochkocht
Audio [SR 3, Lisa Huth, 05.06.2023, Länge: 05:13 Min.]
Wenn Aggression im Wartezimmer hochkocht

Aggressionen in der Arztpraxis

Immer wieder hört man, dass Sanitäter, Polizisten oder Feuerwehrleute angegriffen werden. Das Klima ist rauer geworden, auch in den Arztpraxen. Bei Martin Hofmann und Mike Jacob lernen die Mitarbeiter, wie sie gewalttätige Situationen vermeiden und sie sich - im Fall der Fälle - dann auch wehren können.

Immer mehr Menschen verhilelten sich auch in Arztpraxen unentspannt und aggressiv, sagt Martin Hoffmann: "Wir nehmen hier in der Academy wahr, dass die Menschen ein gewisses Aggressionspotential mit sich tragen nach Corona. Da ist irgendwo bei dem ein oder anderen Frust hängen geblieben und der kommt sehr schnell zur Entladung." Der Frust werde dann am Personal abgelassen, das häufig nicht weiß, wie es sich wehren kann.

Situationen richtig einschätzen und deeskalieren

Deeskalation sei da ganz wichtig, sagen die Trainer. Die Situation einschätzen, Gewaltbereitschaft erkennen und die Menschen beruhigen- all das lernt man bei ihnen. Empathie spiele eine große Rolle, um auf aufgeregte und aggressive Patienten zu zu gehen und sie zu besänftigen. Aber auch Selbstvertrauen, um jemandem, der gerade auf einen los geht, Grenzen zu setzen und "Stop" zu sagen.

Training mit Alltagssituationen

Die zwei Kampfsportprofis geben auch Tipps für den Ablauf in der Praxis selbst. Sie nennen es „Anmeldemanagement“. Das Ziel: Aggressive Stimmungen schon im Vorfeld vermeiden. Über längere Wartezeiten oder Abläufe informieren. Bei großen Praxen mit mehreren Ärzten könnten farbige Anmeldungszettel helfen, so dass die Patienten besser nachvollziehen, wer zu welchem Arzt kommt und sie sich nicht unnötigt benachteiligt fühlten. Auch hier: Eskalation und Aggression von vorne herein vermeiden.

Bei den Trainings selbst werden dann Alltagssituationen realistisch nachgestellt und Rollenspiele durchgeführt. So kann das Personal trainieren, wie es sich bei einer Eskalation verhalten und die Situation richtig einschätzen kann.

Martin Hoffmann hat die Tipps in einem Buch zusammen gefasst. Hier kann sich jeder Rat holen, der öfters mit aggressiven Patienten zu tun hat.


Buchtipp


Martin Hoffmann: "Aggressive Patienten" (Foto: Papst Sience Publishers)

Martin Hoffmann
"Aggressive Patienten"

Herausforderung für die Praxis
Verlag Pabst Science Publishers
ISBN: 978-3958537736
Preis TB: 15 Euro.
PDF-Datei: 10 Euro

Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" am 05.06.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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