Das Medikament Ozempic in einer Nahaufnahme. (Foto: SR)

Zweifelhafter Trend: Kann eine Spritze beim Abnehmen helfen?

Was hat es mit der "Abnehmspritze" auf sich?

Reporterin: Steffani Balle/ Onlinefassung: Nadja Schmieding   25.09.2023 | 09:30 Uhr

Es ist ein Hype, der aus den USA zu uns rübergeschwappt ist: die sogenannte "Abnehmspritze". Das Medikament "Ozempic" darin ist eigentlich für Diabetiker gedacht, viele Menschen haben es aber nun für sich als vermeintliche Wunderwaffe zum Abnehmen entdeckt. Ist da was dran? Wie gefährlich ist dieser Trend?

Ein kleiner Pieks ein Mal die Woche und schon purzeln die Pfunde? So verlockend und einfach stellen sich viele Abnehmwillige das Prozedere mit den Abnehmspritzen vor und sind gewillt, monatlich fast 180 Euro dafür auszugeben. Doch was ist dran an den Versprechungen? Und wie sieht es mit Nebenwirkungen aus?

Trend ungebrochen

Dr. Barbara Jacobi ist die Leiterin des Adipositas-Zentrums in der Städtischen Klinik auf dem Winterberg. Auch in ihrer Praxis sind die Abnehmspritzen Thema.

Der Hype um die Abnehmspritze dauere an, das bestätigt die Medizinerin. Der Hersteller hat mittlerweile für Patienten, die kein Diabetes haben, eine eigene Abnehmspritze auf den Markt gebracht. "Wegovy" ist nun offiziell für Adipositas- Patienten zugelassen. Eine Vertreterin der Firma sei kürzlich auch bei ihr in der Praxis gewesen und habe erzählt, sie kämen wegen der vielen Verschreibungen gar nicht mit der Lieferung hinterher.

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Was ist dran an der Abnehmspritze?
Audio [SR 3, Studiogespräch: Christian Job/ Steffani Balle (c) SR, 25.09.2023, Länge: 03:37 Min.]
Was ist dran an der Abnehmspritze?
Kann eine Spritze beim Abnehmen helfen? Der Hype um die sogenannten "Abnehmspritzen" ist groß, doch wie gefährlich ist der Trend? SR- Reporterin Steffani Balle hat Dr. Barbara Jacobi, die Leiterin eines Adipositas-Zentrums, getroffen.

Nebenwirkungen sind nicht endgültig erforscht

Es gebe für dieses Medikament noch keine wirklichen Langzeitergebnisse, mahnt Frau Dr. Jakobi. In Mäuseversuchen seien zum Beispiel Schilddrüsentumore aufgetreten. Weitere bekannte Nebenwirkungen: Müdigkeit, Übelkeit, Verstopfungen. Deshalb sollte unbedingt auch ein Arzt die Behandlung überwachen, rät Jakobi.

"Spritze ist keine Wunderwaffe beim Abnehmen"

Auch sei das Medikament keine Wunderwaffe, das man nehme, sich zurücklehne und alles ginge von alleine, warnt die Medizinerin. Generell müsse auch der Lebensstil verändert werden und natürlich auch Sport getrieben werden.

Hohe Kosten: Lebenslängliche Einnahme nötig

Noch ein Haken: das Medikament muss lebenslänglich genommen werden. Ähnlich wie bei einem Blutdruck senkenden Mittel, sagt die Expertin. Die Entscheidung für die Abnehmspritze begleitet einen also das ganze restliche Leben. Und das wird teuer: 180 Euro pro Monat muss man für die Abnehmkur berechnen. Und die Spritze gibt es nur auf Privatrezept - egal ob Patienten Diabetes oder Adipositas haben: die Kosten werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.


Verlockender Trend - auch für Saarländer

Christina ist 51 Jahre alt und störte sich an ihrer "dicken Wampe", wie sie sagt. Die Klamotten hätten nicht mehr gepasst, der Blick in den Kleiderschrank: frustrierend. Als sie von der Abnehmspritze gehört habe, da habe sie schon gedacht: "Das könnte ja jetzt eine schnelle Lösung sein!"

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Abnehmspritze: Auch im Saarland nachgefragt
Audio [SR 3, Stefanni Balle (c) SR, 25.09.2023, Länge: 02:38 Min.]
Abnehmspritze: Auch im Saarland nachgefragt

Über mögliche Risiken habe sie sich keine Gedanken gemacht, erzählt die gebürtige Amerikanerin. Schließlich würde das Mittel in den USA häufig verwendet.

Nach Rücksprache mit ihrem Arzt, der nicht davon abriet, versuchte sie in der Apotheke die Abnehmspritze zu bekommen. Allerdings ohne Erfolg. Überall war das Mittel ausverkauft. Zudem war es dann schnell auch nur noch für Diabetes-Patienten auf Rezept erhältlich. Der Weg über das Internet erschien ihr zu kompliziert.

Jetzt sei es zwar unkomplizierter, an die Spritze zu gelangen, aber mittlerweile habe sich das Thema für sie wieder erledigt, sagt sie. Das Abnehmen gehe nämlich auch so: ohne Mittelchen habe sie fünf Kilo abgenommen.


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Weil das Diabetes-Medikament Ozempic auf sozialen Netzwerken als Wundermittel fürs Abnehmen angepriesen wird, reagieren jetzt die Apotheken im Saarland. Auf Rezepten muss nun festgehalten sein, dass das Mittel für die Behandlung von Diabetes verwendet wird.

Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" am 25.09.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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