Barbara Grech  (Foto: SR/Pasquale D'Angiolillo)

"Musikfestspiele benötigen dauerhafte strukturelle Förderung"

Kommentar von Barbara Grech  

Am Wochenende gingen die Musikfestspiele Saar mit dem Abschlusskonzert in der Kathedrale von Verdun zu Ende. Laut Veranstalter waren die diesjährigen Festspiele insgesamt gesehen so erfolgreich wie noch nie. Und trotzdem ist die Lage alles andere als sicher. Dazu ein Kommentar von Barbara Grech.

Als Kulturpolitiker, wenn es denn im Saarland welche gäbe, müsste man zufrieden und stolz sein auf die Musikfestspiele Saar. Über 30 Konzerte und bis zu 20.000 Besucher.

Mit einem Familientag am Saarbrücker Schloss oder einem Jacques-Brel-Programm im Deutsch-Französischen Garten hat man nicht nur das bewährte Klassik-Publikum angesprochen und mit Spielorten wie der Filialkirche Maria Königin in Obersalbach oder dem großen Hörsaal der Anatomie der Uni Homburg die bewährten Spielorte in der Metropole verlassen und das ganze Saarland bespielt. Dazu noch, im Élysée-Jahr, mit dem Programm "Esprit Paris" den musikalischen Fokus ins französische Nachbarland gelegt.

Erfolg wird mehr oder minder ignoriert

Das Programm selbst ambitioniert, nicht nur mit Main-Stream-Stars, sondern mit Musikern, die gerade dabei sind, die musikalische Weltbühne zu erobern und das mit meist bester Qualität. Doch anstatt dass die saarländischen Kulturpolitiker, die es ja nicht gibt, oder die saarländische Kulturministerin, die sich schon qua Amt um die Kultur im Saarland kümmern müsste, bei diesem Programm die Musikfestspiele handfest lobpreisen und unterstützen, wird dieser Erfolg mehr oder minder ignoriert.

Einmalige Finanzspritze von 400.000 Euro

Diesen Eindruck bekommt man, schaut man sich mal genauer die finanzielle Förderung der Musikfestspiele an. Dieses Jahr gab es mal 400.000 Euro aus dem Leuchtturm-Fördertopf des Wirtschaftsministeriums. Eine einmalige Finanzspritze. Vom Kulturministerium gibt es mal da und dort was, als Projektförderung. Das war schon mal anders. Jahrelang wurden die Musikfestspiele konstant finanziert.

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"Musikfestspiele benötigen eine dauerhafte strukturelle Förderung"
Audio [SR 2, Barbara Grech, 17.07.2023, Länge: 03:15 Min.]
"Musikfestspiele benötigen eine dauerhafte strukturelle Förderung"

Überregionale Strahlkraft

Nach einem Streit zwischen dem damaligen Musikfestspiele-Prinzipal Robert Leonardy und dem damaligen Kulturminister Ulrich Commerçon wurde die Förderung auf Eis gelegt. Keine Frage, Robert Leonardy hatte damals den Bogen überspannt und die Musikfestspiele waren in dieser Zeit in keinem guten Zustand. Doch Zeiten ändern sich, das Führungspersonal auch und inzwischen stellen Bernhard Leonardy und Eva Karolina Behr ein sehr anständiges, beim Publikum beliebtes und ein mit durchaus überregionaler Strahlkraft versehenes Festival auf die Beine.

Nachhaltige Kulturpolitik?

Das Kulturministerium hingegen hat die Jahre dazu genutzt, ein Festival nach dem anderen aus dem Boden zu stampfen, Colors of Pop oder Resonanzen, die wie sie kamen, wieder verschwunden sind und dafür über eine Million Euro in den Sand gesetzt. Nachhaltige Kulturpolitik sieht anders aus. Die Musikfestspiele Saar benötigen eine dauerhafte strukturelle Förderung mit einem angemessenen Betrag, mit dem sich arbeiten lässt, will man denn die von Politikern viel beschworene überregionale kulturelle Strahlkraft im Saarland erhalten, von der ohnehin so gut wie keine da ist.

Weg vom Gießkannen-Zufalls-Prinzip

Das wenige Geld, das das Saarland für die Kultur ausgibt, sollte mit Priorität ausgegeben werden für Projekte, die sich bewiesen haben, sich auch immer wieder neu erfinden und die Erfolg haben und nicht nach dem Gießkannen-Zufalls-Prinzip an Akteure, die gerade politisch opportun sind. Sollte eine Kulturministerin eigentlich wissen und danach handeln.


Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" auf SR 2 KulturRadio am 17.07.2023.

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