"Ein unwürdiges Hase- und Igel-Spiel"

"Ein unwürdiges Hase- und Igel-Spiel"

Ein Kommentar von Barbara Grech   20.02.2024 | 16:20 Uhr

Erneut hat sich der saarländische Kulturausschuss mit der umstrittenen Absage der Breitz-Ausstellung beschäftigt. Die Kulturministerin Streichert-Clivot schweigt, die Debatte geht weiter. SR-Reporterin Barbara Grech kommentiert.

Man könnte das Ganze als lächerliches, politisches Spielchen abtun - dieses Hase und Igel-Spielchen, dass sich Kulturministerin Christine Streichert-Clivot mit der CDU-Fraktion im Kulturausschuss des Landtages seit Wochen liefert.

Das Hase und Igel-Spielchen

Die CDU-Opposition lädt die Ministerin zur Aufklärung der Causa Breitz und der Zukunft der Stiftung saarländischer Kulturbesitz in den Ausschuss ein. Die Ministerin sagt ab und schickt stattdessen Vertreterinnen aus ihrem Ministerium, die natürlich politisch wenig zu den beiden Punkten sagen können, dürfen oder wollen. Es scheint die Taktik der zuständigen Kulturministerin zu sein: abtauchen, Verantwortung abwälzen und möglichst sich nicht dazu öffentlich äußern.

Nebulöse Worthülsen

Und da hört es mit der Lächerlichkeit leider auf, und das Fremdschämen fängt an: für eine Kulturministerin die halstarrig an der Entscheidung festhält, die Candice-Breitz-Ausstellung abgesagt zu haben, obwohl längst Personen des öffentlichen Lebens und fachkundige Beobachter, die nicht ansatzweise in der Kritik stehen, antisemitisch zu sein, diese Entscheidung kritisiert haben. Die, anstatt sich der Kritik konstruktiv zu stellen, lieber nebulöse Worthülsen von sich gibt - wenn sie denn etwas von sich gibt.

So wie bei dem Gespräch, das am 20. Februar auch im Ausschuss thematisiert wurde, dass sie mit saarländischen Künstlern geführt hat, als diese in einer Petition ihre Ängste um die Freiheit der Kunst in diesem Land äußerten. Glaubt man der Ministerin und der Kulturabteilungsleiterin, die die Ministerin im Ausschuss vertreten musste, sind die Gespräche super gelaufen. Alle glücklich und zufrieden. So toll, dass sich einige Künstlerinnen und Künstler bereits aus dem Petitionsverfahren wieder zurück gezogen haben.

Fragt man dort nach, heißt es beispielsweise, dass man aufgrund interner Querelen der Petitionsorganisatoren seinen Rückzug beschlossen habe. Das Gespräch mit der Ministerin sei freundlich gewesen, immerhin schon mehr als man erwartet habe, aber eigentlich ergebnislos. Vielleicht soll es mal ein Symposium geben - natürlich nicht vom Ministerium initiiert. Natürlich nicht mit der umstrittenen Künstlerin Candice Breitz und am liebsten online, wenn überhaupt. Auf dass sich die ganze Debatte im Netz verliert und im Nebel verschwindet.

Jahn weiter im Kreuzfeuer

Nebulös auch der Umgang mit der Stiftung und ihrer Vorständin, Andrea Jahn, die ja, laut Streichert-Clivot, eigenständig und ohne Einflussnahme die Breitz-Ausstellung abgesagt habe. In sinistren Kuratoriums-Sitzungen soll darüber gesprochen worden sein. Diese sind nicht-öffentlich und eine transparente Aufklärung findet somit nicht statt.

Auch was die Kritik an Andrea Jahn angeht, die ja nicht nur wegen der Breitz-Affäre im Kreuzfeuer steht, hüllt man sich in Schweigen. Nur mal so als Beispiel: Bis heute gibt es kein offiziell vorgestelltes Ausstellungsprogramm der Museen der Stiftung für das laufende Jahr. Stattdessen halbgare Ankündigungen, wie es beispielsweise mit der führungslosen Alten Sammlung und dem führungslosen Museum für Vor- und Frühgeschichte weitergehen soll.

Da darf dann die CDU-Fraktion schon mal zurecht die Frage stellen, wie es denn um das Vertrauen des Ministeriums in die Vorständin der Stiftung bestellt ist. Bemerkenswert die Antwort der Kulturabteilungs-Leiterin: Das Vertrauen sei so da, "wie es nach solchen Dingen da sein kann." Ob das auch die Meinung der Ministerin ist, wissen wir nicht! Auf jeden Fall ist es kein herzerwärmender Vertrauenszuspruch.

Clivot mauert weiter

Am Ende bleibt die Frage: Wird die Bunkermentalität von Streichert-Clivot Früchte tragen? Schweigen, mauern, Nebelkerzen zünden? Oder wird sie sich den kulturpolitisch wichtigen Fragen und Kritikpunkten irgendwann doch einmal stellen?

Die CDU hat jedenfalls angekündigt, in Sachen Personalfragen in der Stiftung die Ministerin in der kommenden Woche in der Funktion der Kuratorin der Stiftung saarländischer Kulturbesitz wieder einzuladen. Mal sehen, ob dann das unwürdige Hase- und Igel-Spiel weitergeht.


Mehr zur Causa Breitz

Offener Brief an Kultusministerin zur Causa Breitz
Künstler im Saarland sehen Meinungsfreiheit bedroht

Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 20.02.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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