Joseph Kutter: Wichtigster Maler Luxemburgs in neuer Ausstellung

Wichtigster Maler Luxemburgs in neuer Ausstellung

Autorin: Barbara Grech / Onlinefassung: Jil Kalmes   10.02.2024 | 10:43 Uhr

Er ist sowas wie der Nationalmaler von Luxemburg, denn er hat die Moderne ins Land gebracht: Joseph Kutter. Das Luxemburger Nationalmuseum ehrt den Künstler nun mit der Ausstellung "Dem Kutter seng Gesiichter" in den sogenannten Kutter-Sälen. Im Mittelpunkt stehen seine Portraits. Barbara Grech war vor Ort.

Als Joseph Kutter nach seinem Kunststudium in München, nebst bayerischer Industriellentochter, seiner Gattin, nach Luxemburg zurück kam, brachte er frischen Wind mit. Auf den ehrwürdigen, großbürgerlichen Limpertsberg – noch heute eine der feineren Adressen von Luxemburg-Stadt – ließ er sich ein Haus bauen. Im Bauhaus-Stil. Es sieht aus wie die berühmten Bauhausvillen in Tel Aviv, aber, und das ist gewöhnungsbedürftig: in schweinchen-rosa.

Joseph Kutters Villa auf dem Limpertsberg in Luxemburg-Stadt (Foto: Eric Chenal)
Joseph Kutters Villa auf dem Limpertsberg in Luxemburg-Stadt

Es gelte als eines der ersten Bauhaus-mäßigen Häuser in Luxemburg, erklärt Lis Hausemer, Kuratorin der Kutter-Ausstellung. Für den Limpertsberg, wo eher bürgerliche Häuser standen, sei es sehr untypisch gewesen. Kurzum Joseph Kutter hat es knallen lassen im damals verstaubt-verschlafenen Luxemburg, so Hausemer.

Portrait eines luxemburgischen Champions

Leider kann man sich das inzwischen restaurierte Wohnhaus Kutters nicht anschauen, denn es befindet sich in Privatbesitz. Wohl aber seine Portraits im Nationalmuseum. Denn auch da hat es knallen lassen, wie beispielsweise beim Portrait "Champion".

Abgebildet ist ein berühmter luxemburgischer Radrennfahrer, Nicolas Frantz, der 1927 und 1928 die Tour de France gewonnen hat. Scheinbar habe Frantz das Portrait aber nicht sonderlich gemocht, da es sich nicht um die typische Darstellung einer Heldenverehrung handele und der Sportler sich das Gemälde anders vorgestellt habe, erklärt Kuratorin Hausemer.

Joseph Kutter: Le Champion (1932) (Foto: Tom Lucas / MNAHA )
Joseph Kutter: Le Champion (1932)

Denn: Kutter malte expressionistisch, nicht naturgetreu. Starke Farben, kantige Linien. So ein bisschen im Stil von Ernst Ludwig Kirchner.

Unzufriedene Auftraggeber

Auf jeden Fall waren seine Auftraggeber damals nicht immer so ganz zufrieden mit seinen gemalten Portraits. Laut Lis Hausemer gebe es einige Geschichten, dass Kutter die Auftraggeber nicht so dargestellt habe, wie die sich das vorgestellt hatten. Oder Kutter habe auch mal Kontroversen ausgelöst wegen der Art und Weise wie er die Menschen oder die Charakter abgebildet habe.

Wie gut, dass Kutter dank seiner bayerischen Industriellen-Gattin finanziell relativ unabhängig war und er es sich leisten konnte, seinen Mal-Stil zu entwickeln.

Im Mittelpunkt: Portraits

Joseph Kutter: Le pêcheur (1932-1933) (Foto: Tom Lucas / MNAHA)
Joseph Kutter: Le pêcheur (1932-1933)

Die Kuratorin Lis Hausemer jedenfalls hat sich entschieden, ausschließlich die Portraits von Kutter in der Ausstellung zu zeigen, obwohl es natürlich emblematische Werke von Landschaften und Stadt-Ansichten gibt, die vom Publikum sehr geschätzt werden.

Kutter selbst habe seine Portraits und Figurenbilder immer als seine wichtigsten Werke angesehen, so Hausemer. Denn dort habe er sich als expressionistischer Maler am besten ausdrücken können. Man habe mit der Ausstellung aber auch versucht, Kutters Werke in ihren Kontext einzubetten. Einerseits sozialer Kontext, also sein Umfeld, aber auch die Frage, wer diese Modelle eigentlich waren, die er gezeichnet hat.

Und so ist diese Ausstellung, neben dem Farb- und Bilderrausch auch ein Sittengemälde seiner Zeit. Vor allem der 1930er Jahre. Als Joseph Kutter die Moderne nach Luxemburg gebracht hat.

Auf einen Blick

"Dem Kutter seng Gesiichter. Nei Facettë vun eiser Sammlung"
8. Februar bis 1. September 2024

Musée national d'archéologie, d'historie et d'art
Marché-aux-Poissons
L-2345 Luxemburg

Öffnungszeiten:
Di, Mi, Fr, Sa, So: 10.00 bis 18.00 Uhr
Do: 10.00 bis 20.00 Uhr
Mo: geschlossen

Weitere Informationen

Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 10.02.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.

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