Grewenig sieht "Abtei Tholey" als großen Kulturort in Gefahr

Grewenig sieht "Abtei Tholey" als "großen Kulturort" in Gefahr

"Abtei Tholey - Quo vadis?"

Reporterin: Barbara Grech/Onlinefassung: Dagmar Scherer   21.08.2023 | 12:30 Uhr

Es hat für reichlich Furore gesorgt, das Buch, das der ehemalige Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, Meinrad Maria Grewenig, über die Abtei in Tholey geschrieben hat. Er spricht von einer fatalen Entwicklung und sieht einen "Kulturort von Weltrang" in Gefahr.

Obwohl es im Eigen-Verlag erschienen und eigentlich nur online zu erwerben ist, sorgte das Buch von Meinrad Maria Grewenig für reichlich Aufsehen.

Meinrad Maria Grewenig: Abtei Tholey - Quo vadis? (Foto: Krüger Druck + Verlag)

Meinrad Maria Grewenig
"Abtei Tholey - Quo vadis?"
Vision - Hoffnung - Wirklichkeit
Krüger Druck + Verlag
TB/96 Seiten
ISBN-13: ‎978-3982433448
Preis: 20,30 Euro

Grewenig hat darin die Mönche in Tholey scharf angegriffen. Sie seien nicht in der Lage, diesen kulturhistorischen Ort samt Abtei und Kirchenfenster des berühmten Künstlers Gerhard Richter ordentlich in Szene zu setzen. Ein Kulturort von Weltrang stehe vor dem Aus, so Grewenig.

"Die Abtei Tholey ist ein ganz besonderer Ort", sagt Grewenig. Und damit hat er zweifelsohne recht. Es handelt sich um das älteste Abtei-Kloster Deutschlands und nach der umfangreichen Renovierung mit dem Einbau der Kirchenfenster von Gerhard Richter sollte die Abteikirche ein Magnet werden für Besucher aus aller Welt.

Doch so ganz rund läuft es nicht, wie Grewenig in seinem Buch "Abtei Tholey – Quo vadis" deutlich kritisiert:

Die Liste der Ungereimtheiten und fatalen Fehler ist lang. Die frühgotische Kirche mit den Fenstern von Gerhard Richter wird zeitweise geschlossen. Gebuchte Gruppen werden weggeschickt. Die Auslagen im Klosterladen sind weitgehend leer. Postkarten und Führer sind nicht verfügbar."

Akribische Auflistung von Fehlern

Die Anlage der Abtei Tholey (Foto: SR Fernsehen)
Die Anlage der Abtei Tholey

Die Abtei Tholey könnte ein Ort sein, zu dem ganz viele Menschen hingehen, sagt Grewenig. Aber alle Vorzeichen stünden dagegen und die Mönche würden auch nichts dafür tun.

Akribisch listet Grewenig in seinem Buch die aus seiner Sicht fatale Entwicklung auf. Und das war vermutlich gar nicht so einfach: Die Familie Meiser, die die Renovierung der Kirche maßgeblich finanziert hat, äußert sich prinzipiell nicht in der Öffentlichkeit, die Klosterbrüder sagen nur das, was sie wollen, und der Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft, Thorsten Klein, der das Kloster hätte touristisch entwickeln sollen, warf kurz nach der Wiedereröffnung der Abteikirche das Handtuch.

Bruder Wendelinus – für Grewenig der Hauptverantwortliche

Pater Wendelinus (Foto: SR/Oliver Buchholz)

Dafür macht Meinrad Maria Grewenig einen Mann verantwortlich: Bruder Wendelinus.

Bruder Wendelinus wurde in der Folge zum Totengräber eines der spannendsten Kulturprojekte im Saarland. Eigensucht und Kleinkrämertum eines Mönches haben eine gewaltige Vision zu Fall gebracht. Möglicherweise hat hier der Teufel seine Hand im Spiel.

Weitere Vorwürfe

Und damit nicht genug. Dem Abt Mauritius, einem ehemaligen Koch aus der Spitzengastronomie, wirft er vor, Trips in die Luxus-Gastronomie zu unternehmen und das, obwohl Grewenig das Kloster kurz vor dem finanziellen Ruin sieht. Es gebe keinen betrieblichen Grunderwerb des Klosters, keine Ländereien, keine Brauerei. "Die Mönche leben von den spärlichen Erträgen ihrer Pfarrertätigkeit in der Umgebung und das ist eigentlich viel zu wenig."

Das Kloster prüft und schweigt

Grewenig teilt also kräftig aus und die Klosterbrüder sind in Rage. Man prüfe rechtliche Schritte, hieß es Ende Mai.

Der zuständige Rechtsanwalt prüft wohl noch immer. Man könnte es auch so interpretieren, dass man aus Kostengründen - und vielleicht auch aus Kalkül - diesem Buch und seinem Autor nicht noch einmal eine große Bühne verschaffen und das Ganze lieber im Sande verlaufen lassen will.

Fazit

Obwohl Grewenig in seinem Buch austeilt und barock übertreibt: Mit der Analyse, dass man diesen kulturhistorischen Schatz nicht einfach so sich selbst und den Klosterbrüdern überlassen kann, hat er recht.


Kommentar


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Ein Thema in der "Region am Mittag" am 21.08.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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