Die Treckerstube und die Schlafwagen von Wolfersweiler (Foto: SR/Ulli Wagner)

Einfach in die Vergangenheit reisen

Die Treckerstube und die Schlafwagen von Wolfersweiler

Ulli Wagner   06.07.2020 | 06:00 Uhr

Im Nordsaarland soll es bald einen neuen Freizeitweg geben und auf den freuen sich die Judenhuths in Wolfersweiler ganz besonders. Denn sie bieten mit ihrem zertifizierten Bauern-Café genau das Richtige für einen Zwischenstopp. Es ist ein perfekter Ort zum Feiern, es ist ein Ort für einen ganz besonderen Geschichtsunterricht. Es ist ein Ort für Treckerfans. Und wer gleich länger bleiben will, der kann hier sogar übernachten - in umgebauten Bauwagen.

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Zwei Schlafwagen als Tiny Houses gibt es bislang, komplett eingerichtet für bis zu vier Personen: das Rosen-Stübchen und das Lavendel-Stübchen genannt. Und jedes hat ein eigenes, modern ausgestattetes Bad, stilgerecht ebenfalls in einem Bauwagen, Bewegungsmelder aktivieren das Licht für die, die in der Dunkelheit raus müssen.

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Tour de Kultur 2020: Die Treckerstube und die Schlafwagen von Wolfersweiler
Audio [SR 3, Ulli Wagner, 29.07.2020, Länge: 03:15 Min.]
Tour de Kultur 2020: Die Treckerstube und die Schlafwagen von Wolfersweiler

Die Treckerstube Wolfersweiler ist aber noch viel mehr als ein Ausflugsziel mit ungewöhnlicher Übernachtungsmöglichkeit. Sie ist auch eine Event-Location, wie das neu-deutsch heißt, dort werden Hochzeiten und Taufen gefeiert, sie ist ein Kinderparadies, denn Kinder dürfen hier nach Lust und Laune spielen und toben, und sie ist ein Ort für ganz besonderen Geschichtsunterricht. Dort in Wolfersweiler können die Kinder noch lernen, wie Butter gemacht wurde, als sie noch nicht aus dem Kühlregal kam und sie können sich in der Scheune alte landwirtschaftliche Geräte anschauen.

Eintauchen in die bäuerliche Welt der Vergangenheit

Die Treckerstube und die Schlafwagen von Wolfersweiler (Foto: SR/Ulli Wagner)
Alte bäuerliche Geräte

Das gibt es Gerätschaften aus vergangenen Jahrhunderten, von der Holzegge, als das Eisen noch nicht erfunden war, über Fräsen, Kreiselmäher und Kartoffel-Ausmach-Maschinen. Oder einen Strohschneider, mit dem man das lange Stroh aus den Garben gut kürzen konnte, dann ließ es sich besser streuen. Da gibt es einen Viehdämpfer, in dem die aussortierten Kartoffeln für die Kühe und Schweine gekocht wurden. Die Geräte stammen von überall her, manches wird ihnen angeboten, erzählt Christiane Judenhuth, anderes ersteigern sie, wie etwa zahlreiche Filmutensilien aus Schabbach, dem fiktiven Ort des Kultfilms „Heimat“.

Die Treckerstube und die Schlafwagen von Wolfersweiler (Foto: SR/Ulli Wagner)
Eine alte Kornmühle aus dem 17. Jahrhundert

Mein Lieblingsstück ist eine alte Kornmühle aus dem 17. Jahrhundert. Kaum vorzustellen, wie mühsam das war, damit das Getreide für den Brei zu mahlen, den es früher morgens, mittags und abends zu essen gab. Das muss Stunden gedauert haben, kein Vergleich zu heute. Für die Gäste kommt selbstgebackener Kuchen auf den Tisch, es gibt Flammkuchen, es wird gegrillt und geschwenkt, je nach Anlass und Wünschen.

Auf dem Gelände war früher schon ein Hof, wurde Landwirtschaft betrieben. Das hat zu einem Hobby geführt, das äußerst selten ist: Die Judenhuths sammeln Trecker, also Traktoren, wie diesen alten David Brown. Und ob Sie’s glauben oder nicht, der läuft noch. Und dann der Sound, ein ganz tiefer, kräftiger Bass, wunderbar!

Die Treckerstube und die Schlafwagen von Wolfersweiler (Foto: SR/Ulli Wagner)
Dawid Brown-Trecker

Der perfekte Ort für Trecker-Fans

29 Traktoren stehen in der Treckerstube Wolfersweiler und drum herum. Ja, wirklich drin – wie dieses Prunkstück, ein Lanz-Bulldog, ein Eiler. Der stammt aus den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts und heißt Eiler, weil er wirklich schnell ist, er schafft nämlich seine 40 Kilometer in der Stunde. Früher war er bei der Post im Einsatz, bevor die von Rot auf Gelb umgestiegen ist, und hat die Wagen voller Briefe und Pakete gezogen, von Mainz bis nach Saarbrücken. Jetzt ist er schon lange in Rente und wird gehegt und gepflegt von Detmar Judenhuth, der Baumaschinenschlosser ist und zusammen mit seiner Frau und den inzwischen erwachsenen Kindern die tollsten Traktoren an Land gezogen hat. „Wir sind alle ein bisschen Traktor-verrückt“, sagt Tochter Stina lachend. Und das inzwischen schon in der dritten Generation. Sie freuen sich, wenn sie anderen mit ihrer Leidenschaft eine Freude machen können.

Und was für eine! Für mich war der Besuch in der Treckerstube Wolfersweiler ein bisschen eine Reise in meine Kindheit, was die neueren Modelle angeht. Als ich klein war, war es ein Hauptgewinn, wenn der Bauer dich auf dem Traktor hoch oben mit durchs Dorf genommen hat, dafür hat man dann gerne ein bisschen im Stall geholfen.

Viele der Trecker, die da in Wolfersweiler im Nordsaarland zu bestaunen sind, reichen weit hinter diese Zeit zurück, etliche davon stammen sogar aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.

„Dieser hier ist der älteste Schlepper, den wir haben“, erzählt Detmar Judenhuth stolz. „Das ist ein Zettelmeyer, der ist in Konz an der Mosel gebaut worden und der ist Baujahr 1932. Den haben wir jetzt wieder flott gemacht und der läuft einwandfrei.“ Und wenn Sie genau hinschauen, dann entdecken Sie bei diesem Ausstellungsstück noch etwas anderes. Der Traktor stammt zwar aus Konz, aber da steht in grünen Buchstaben „Treckerstube Wolfersweiler“ drauf. Wie gut, dass es im Dorf noch einen Sattler gibt …

Die Treckerstube und die Schlafwagen von Wolfersweiler (Foto: SR/Ulli Wagner)
Alt aber fit für die Straße: Trecker von Wolfersweiler

Trecker - on the Road

Noch etwas ist ungewöhnlich in diesem besonderen Freilichtmuseum mit angeschlossenem Café: Nahezu alle Ausstellungsstücke werden hin und wieder auch benutzt, fast alle sind angemeldet, haben also eine Straßenzulassung. Brauchen sie auch, sagen die Judenhuths. Denn manchmal wollen Gäste am Bahnhof in Türkismühle abgeholt werden. Kein Problem, denn die Treckerstube verfügt auch über einen Spezialhänger, auf dem bis zu acht Personen Platz haben. Aber was soll man mit einem Hänger, wenn man keinen straßentauglichen Schlepper für vornedran hat? Und Ausflüge lassen sich auf Anfrage so natürlich auch prima machen, da oben, in der Nähe vom Bostalsee.

Die Treckerstube und die Schlafwagen von Wolfersweiler (Foto: SR/Ulli Wagner)
Der Spielplatz für den Nachwuchs

Ein Traktor aber bleibt immer an Ort und Stelle. Der hat aber auch wirklich genug geschuftet, früher auf einem Flughafen einer großen deutschen Stadt. Der musste nämlich die Koffer vom Schalter zum Flugzeug bringen und umgekehrt. Als er ausgedient hatte, war nicht mehr viel mit ihm anzufangen. Eigentlich hatten die Judenhuths den nur als Ersatzteillager für andere Schlepper gekauft. Aber dann hatten sie die Idee, den so herzurichten, dass Kinder bedenkenlos drauf rumklettern und auch mal oben sitzen können auf einem Trecker, wenn kein Erwachsener dabei ist – genial!


Auf einen Blick


Die Treckerstube und die Schlafwagen von Wolfersweiler (Foto: SR/Ulli Wagner)
Einganschild "Chris Treckerstube"

Treckerstube Wolfersweiler
Christiane und Detmar Judenhuth
Buttergasse 14
66625 Nohfelden
Tel.: (06852) 81 151
E-Mail: info@trecker-stube.de
Internet: www.trecker-stube.de

Öffnungszeiten
1. Mai - 31. Oktober: Freitag - Sonntag von 14.00 - 20.00 Uhr, sowie auf Anfrage

Der Eintritt ist frei

Preise
Übernachtung im Schlafwagen inklusive Frühstück pro Person:
Erwachsene: 40 €
Kinder von 7 - 12 Jahren: 30 €
Kinder unter 7 Jahren sind frei.

Anfahrt
Sie können wählen, ob Sie über die A 1, die A 8 oder gleich über die B 41 nach Wolfersweiler fahren. Die Buttergasse geht direkt von der Bundesstraße ab, im Ort ist die Treckerstube auch ausgeschildert.

Sonstiges
Auf dem Gelände befindet sich ein Kinderspielplatz. Die Treckerstube verfügt auch über eine E-Bike-Ladestation. Direkt an der Treckerstube gibt es ausreichend Parkplätze.

Auf Anfrage können Gruppen auch mit einem von einem Trecker gezogenen Spezialhänger vom Bahnhof in Türkismühle abgeholt werden.

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