Da kommt man sich ganz klein vor und doch als Teil von etwas ganz Großem
Unterwegs auf dem Rundwanderweg Merzalben
Der Pfälzerwald ist immer eine Erkundung wert und das Schöne daran ist, dass das auch gut geht, wenn es richtig heiß ist. Draußen, im Wald, ist es dann immer noch schön kühl.
Der Merzalber Rundwanderweg gehört zu den traditionellen Wanderwegen durch die Pfalz und stammt aus dem letzten Jahrtausend. Auch damals hat man schon Wert darauf gelegt, dass die gut 15 Kilometer rund um diesen Ort an der Merzalbe zu mindestens Dreiviertel im Wald verlaufen. Und Asphalt berühren die Füße auch nur selten. Stattdessen wartet dieser Wanderweg meist mit einem Waldboden auf, der so federt, dass es eine Wonne ist für die Gelenke ist und auch der Vierbeiner genießt das Waldaroma und das Spiel von Licht und Schatten.
Dieser Rundweg hat mehrere Einstiegsmöglichkeiten, es gibt eine etwas kürze Alternativroute, und wer will und nicht mehr kann, darf auch quer durch den Ort abkürzen.
Wir sind unterhalb jener Burg gestartet, die uns überhaupt dorthin gelockt hat, genauer gesagt am Parkplatz der Gräfenstein Hütte, denn dort bei Anka Stefan und ihrem Mann wollen wir nach der anstrengenden Tour einkehren. Wie gut, dass diese Gaststätte des Pfälzerwald-Vereins wieder bewirtschaftet wird.
Alles, was wir unterwegs für diese rund 15 Kilometer bergauf und bergab durch den Pfälzerwald brauchen, haben wir im Rucksack auf dem Buckel. Und dann startet diese Tour über die Berge, die Merzalben umgeben. Über den Zimmerberg geht es bis ans Ende des Ortes, unten im Wiesental treffen wir zum ersten Mal auf die Merzalbe, die dieser alten Siedlung den Namen gegeben hat.
Um zum Ofenberg zu gelangen, müssen wir ein Stück zurück durch den Ort und auf die andere Seite des Bachs, können dabei aber einen Blick auf die alte Försterei werfen und entdecken einen privaten Planetenweg – eine hübsche Überraschung am Wegrand.
Ein Berg ist nur Zwischenstation auf dem Weg zum nächsten
Wie es im Pfälzerwald so ist: Ein Berg ist nur Zwischenstation auf dem Weg zum nächsten. Der heißt Kufferberg und lockt mit der „schönen Aussicht“ zu einer längeren Rast auf dieser Tour, für die Sie gut fünf Stunden einplanen sollten. Wenn Sie gerne staunen und genießen, sollten Sie lieber noch eine Stunde draufpacken.
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Am Schäferkreuz vorbei, wo sich früher die Schäfer getroffen haben und wohin vor Corona im Frühling immer Prozessionen führten, geht es zur Karlsmühle, die einst eine große Bedeutung für Merzalben hatte, aber schon lange nicht mehr in Betrieb ist und von der heute auch nichts mehr zu sehen ist. Angler finden dort ihre Ruhe und Wanderer auf Umwegen die frische und manchmal auch wilde Merzalbe. Die soll ihren Namen übrigens von einem fränkischen Siedler namens Merchio haben, der im neunten Jahrhundert an diesem Bach gerastet und die Kunde über diesen schönen Ort hinaus getragen haben soll. Schon damals gab es hier sehr viel Wasser und Wald.
Höhepunkte - im wahrsten Sinne des Wortes
Vom Bach an der ehemaligen Karlsmühle geht es zum Höhepunkt dieses Rundwanderwegs, wobei vorher noch zwei Attraktionen warten. Eine etwas abseits vom Weg für diejenigen, die noch genug Kraft in den Beinen haben und einen kleinen Umweg mit etlichen Höhenmetern bewältigen können: zum Aussichtspunkt Winschertfels, der höher ist als der Bergfried der Burg gegenüber und eine ganz besondere Perspektive bietet. Wir nehmen uns das für unseren nächsten Ausflug nach Merzalben vor und gehen direkt zur Schäferei. Dort, wo früher der Schloss-Schäfer gewohnt und Schafe gehütet hat, die die Hauptnahrungsquelle der Burgbewohner waren, steht seit vielen Jahren ein so genannter Ritterstein. Die gibt es nur in der Pfalz und die gehen auf einen gewissen Ernst-August Ritter zurück, der damit auf markante Punkte und Attraktionen hingewiesen hat.
Diese Rittersteine sind typische Pfälzer-Felsblöcke, und jeder hat eine gelbe Inschrift – wie hier Schäferei – und untendrunter steht, ebenfalls in gelb, ein PWV für Pfälzerwald-Verein. Wie viele dieser Rittersteine in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts im Pfälzerwald aufgestellt wurden, weiß niemand genau – mehr als 500 sind inzwischen aber wiederentdeckt und registriert.
Die alte Schäferei markiert den Aufgang zur Burg Gräfenstein, die von den Einheimischen liebe- und respektvoll „das Merzalber Schloss“ genannt wird. Oben angekommen, ahnen auch Auswärtige, woher das kommt: diese Burg derer zu Grebinstin war keine Burg für Arme. Sie war großzügig angelegt, auf mehreren Ebenen und mit mehreren Funktionen. Zweckmäßig, wo es darum ging, die Burgherren zu schützen und Eindringlinge abzuwehren, und weiträumig da, wo gewohnt wurde. Selbst die Ritter hatten Fenster zu schönen Aussicht und Kamine, das ist heute noch gut zu erkennen.
Keine Frage, die Herrscher über das Gräfensteiner Land, das heute noch etliche Gemeinden umfasst und früher eine wichtige Handelsstraße umschloss, die lebten eine Etage höher in der inneren Burg noch viel nobler. Der Pallas dieser Burg, also der Wohnbereich der Burgherren und Damen, strahlt selbst als Ruine noch Luxus und Bequemlichkeit aus.
Die „Gräfensteiner“ hatten in ihrem zweistöckigen Pallas nicht nur eine Art Aufzug zum Transport der Speisen, sondern auch eine Vorrichtung für den umgekehrten Weg: einen Abort-Turm, den man in der linken Ecke des Pallas noch andeutungsweise erkennen kann – man saß in den versetzt angeordneten Fensteröffnungen auf Brettern, wohl den Vorgängern der Donnerbalken, und machte sein Geschäft nach außen. Das war schön für die drinnen, stank draußen im Sommer aber so erbärmlich, dass sich alle freuten, wenn endlich mal wieder „Scheißwetter“ war und der Regen alles weggespült hat, so geht die Sage.
Diese Staufferburg, die 1237 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und im Dreißigjährigen Krieg nach einer Feuersbrunst unbewohnbar wurde, gilt als eine der bedeutendsten Burganlagen in Rheinland-Pfalz und auch als eine der schönsten. Und sie hat auch wirklich etwas Majestätisches, wie sie da hoch oben auf dem Felsen thront.
Vor allem aber hat sie etwas, das in Deutschland einmalig ist: einen siebeneckigen Bergfried. Und der belohnt alle, die die steinerne Wendeltreppe erklimmen, mit einem gigantischen Blick über Merzalben, die vielen Berge, die den Ort umgeben und auf die Weite des Pfälzer Waldes. Da kommt man sich ganz klein vor und doch als Teil von etwas ganz Großem.
Auf einen Blick
Touristinformation Gräfensteiner Land
Am Rathaus 9
66976 Rodalben
Tel.: (06331) 234-180
E-Mail: tourist@rodalben.de
Internet: www.wanderarena.com/Rundwanderweg-Merzalben.html
oder über Michael Köhler, Ortsbürgermeister von Merzalben
E-Mail: ortsbuergermeister@merzalben.de
Öffnungszeiten
Ganzjährig
Der Eintritt ist frei
Wegdaten
Länge: gut 15 Kilometer lang, Kategorie: mittelschwer, Dauer: gut fünf Stunden,
Start/Ziel: Es gibt mehrere Möglichkeiten, in diesen Weg einzusteigen, etwa an der Schäferei unmittelbar am Aufgang zur Burg Gräfenstein oder an der Gräfenstein-Hütte des Pfälzerwald-Vereins unterhalb der Burg
Anfahrt
Über die Autobahn Richtung Primasens und die B 10 Richtung Landau bis zur Ausfahrt Rodalben, Johanniskreuz, Merzalben und von da über die L 496 bis nach Merzalben. Im Ort ist die Burg Gräfenstein ausgeschildert, kurz vorm Aufstieg zur Schäferei zweigt rechts der Weg zur Gräfensteinhütte des Pfälzer Waldvereins ab.
Adresse fürs Navi: Gräfensteinhütte Merzalben, Im Hafertal, 66978 Merzalben
Tipp
Wir sind diesen Rundweg im Uhrzeigersinn gegangen und haben uns die Hauptattraktion fürs grandiose Finale aufgehoben. Deshalb war unser Start- und Zielpunkt auch die Gräfensteinhütte. Diese Waldgaststätte des Pfälzerwald-Vereins ist, abgesehen von einer Bäckerei mitten im Ort, die einzige Einkehrmöglichkeit. In der Haupt-Wandersaison von Mittwoch bis Sonntag zwischen 11.00 und 19.00 Uhr geöffnet, über Winter nur bis 18.00 Uhr.
Für die Burg Gräfenstein werden auch Führungen angeboten, Details dazu gibt es bei der Touristinformation Gräfensteiner Land. Michael Köhler, der Ortsbürgermeister von hilft auch gerne, für den Rundwanderweg eine Gästeführung zu organisieren. Und die Hütte des Pfälzerwald-Vereins bietet für Gruppen auch individuelle Öffnungszeiten an.