Die Altschlossfelsen bei Eppenbrunn (Foto: SR/Christian Ignazi)

Eine Jahrmillionen alte Festung der Natur

Die Altschlossfelsen bei Eppenbrunn

Christian Ignatzi   06.07.2020 | 06:00 Uhr

Fast unwirklich kommen sie einem vor, die Altschlossfelsen. Teils spiegelglatt, teils kunstvoll ausgekerbt und verziert, so als hätte sie ein Bautrupp aus Riesen vor Millionen Jahren in liebevoller Handarbeit aus der Erde gehauen und in die Höhe getürmt.

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Man mag sich verlieren in dieser Kunst, diesen Gängen, verwinkelten Einkerbungen und Mini-Höhlen, die sich über Hunderte Meter durch den Pfälzerwald ziehen. Und man vergisst beinahe, dass man nicht in einer überdimensionalen Galerie für Architektur ist.

Wären da nicht die Vögel, die Wanderer, das Rauschen der Blätter und – auf dem Weg vom Parkplatz zu den Altschlossfelsen – die vielen, vielen Frösche, die im Frühsommer für eine Atmosphäre sorgen, die einen plötzlich, wenn man sich nicht von dieser architektonischen Gewalt der Natur aus dem Hier und Jetzt reißen lässt, dafür sorgt, dass Natur und Kunst eins werden.

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Tour de Kultur 2020: Die Altschlossfelsen bei Eppenbrunn
Audio [SR 3, Christian Ignatzi, 28.07.2020, Länge: 02:53 Min.]
Tour de Kultur 2020: Die Altschlossfelsen bei Eppenbrunn

Etwa 245 Millionen Jahre ist der Buntsandstein alt, der die markanten Felsen bildet. Das Gestein hat der Erosion stärker Stand gehalten als das umgebende weichere Material im Pfälzerwald. Härtling nennt sich diese widerstandsfähige Gesteinsschicht, die im Lauf der Jahrmillionen die bizarrsten Formen durch Verwitterung gebildet hat. An dem Felsenriff entstanden deshalb Felsspalten, Überhänge und Wabenverwitterungen. Die Felswände schillern in Rottönen unterschiedlichster Nuancen, was besonders schön ist, wenn Sonnenstrahlen auf die Felsen fallen. So entsteht ein faszinierendes Schattenspiel, das sich besonders gut von den Felsen selbst betrachten lässt, die an einer Stelle über einen schmalen Pfad besteigbar sind.

Die Altschlossfelsen bei Eppenbrunn (Foto: SR/Christian Ignazi)

Eineinhalb Kilometer erstreckt sich die Felsgruppe an der deutsch-französischen Grenze nahe Eppenbrunn und Roppeviller. Doch bevor man sie erreicht, heißt es erstmal: Die Wanderschuhe schnüren. Zumindest ein halbstündiger Spaziergang vom Wanderparkplatz am Spießweiher ist nötig, um die markanten, bis zu 30 Meter hohen Felsen zu erreichen. Links am Parkplatz geht es am Weiher vorbei, die ersten roten Felsen sind zu sehen, wenn auch keine zwei Meter hoch – kein Vergleich zu dem, was die Wanderer erwartet. Der Weg führt gut ausgebaut vorbei an Waldlichtungen, Bachläufen und endet schließlich an einer natürlichen Treppe, die hoch hinauf zu den Altschlossfelsen führt. Im Sommer herrscht dort bei gutem Wetter Hochbetrieb. Einander Platz lassen ist angesagt, bei eineinhalb Kilometern Länge vor den natürlichen Monumenten verläuft es sich einmal oben angekommen aber recht schnell.

Die Altschlossfelsen bei Eppenbrunn (Foto: SR/Christian Ignazi)

Gerade für Familien mit Kindern sind die Felsen nicht nur natürliche Kunstwerke, sondern auch Spielplatz. Tunnel, Höhlen und verwinkelte Wege führen immer wieder von einer Seite zur anderen. Für Hobbyarchäologen gibt es ebenfalls einiges zu entdecken. Neben den massiven Felsen türmen sich immer wieder Säulen in die Höhe, wie Wachtürme mitten im Wald. Und Wachtürme standen dort tatsächlich einst. An diesen roten Sandsteintürmen finden sich Spuren, die auf eine ehemalige Befestigungsanlage hindeuten, die wahrscheinlich von den Grafen von Zweibrücken-Bitche nach 1279 errichtet wurde.

Die Altschlossfelsen bei Eppenbrunn (Foto: SR/Christian Ignazi)

Schon viel früher siedelten sich die Römer um die Felsen an. Und im Jahr 1964 hat ein Lehrer, der zusammen mit seinen Schülern Grabungen durchführte, schwarze, geglättete Scherben aus der La-Tène-Zeit (450 - 50 v. Chr.) bei den Altschlossfelsen entdeckt. Schon ihr Name deutet darauf hin, dass man sie einst als Festungsanlage genutzt hat. In einem Felsen entdeckte man eine Stufenanlage, die wohl über eine einziehbare Leiter zugänglich war. Zu Hochzeiten der Bebauung waren einzelne Felsen über Balken miteinander verbunden. Das belegen Einschnitte, die heute noch an der Felsoberfläche zu sehen sind. Ebenfalls zu erkennen sind für geübte Augen Reste eines Mauerwerks, Wandrinnen und Pfostenlöcher.

Heute sind es Ruhe und Frieden, die der Besucher spürt, wenn er am westlichen Ende des Felsenmassivs einen scharfen Aufstieg nimmt. Der fünfminütige Abstecher führt zu einem rund 400 Meter hochgelegenen Aussichtsplateau. Der Blick ins Bitscherland bis in die Nordvogesen ist unvergleichlich.


Auf einen Blick


Die Altschlossfelsen bei Eppenbrunn (Foto: SR/Christian Ignazi)

Altschlossfelsen
66957 Eppenbrunn
www.wanderportal-pfalz.de

Öffnungszeiten
Rund um die Uhr geöffnet.

Der Eintritt ist frei

Anfahrt
Von Saarbrücken kommend über die A 8 bis nach Pirmasens, die Ausfahrt Pirmasens/Winzeln nehmen und der Schnellstraße L 484 Richtung Eppenbrunn folgen. Die Altschlossfelsen sind dort ausgeschrieben. Parken am besten am Wanderparkplatz Spießweiher.

Tipp
Rund um die Felsen gibt es zahlreiche Wanderwege. Etwa einen 11,5 Kilometer langen Rundwanderweg entlang der Felsen, auf dem Grenzpfad zu Frankreich und zurück zum Wanderparkplatz. Der Weg ist geeignet für die ganze Familie und bietet herrliche Ausblicke.

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