Traditionell oder modern gebacken: Waffeln sind unwiderstehlich. (Foto: Michael Schneider)

Diesem Duft kann niemand widerstehen …

Das Waffeleisenmuseum in Maßweiler

Anna Becker   23.06.2019 | 12:14 Uhr

Saarländerinnen und Saarländer werden im Rest von Deutschland oft skeptisch angesehen, wenn Sie erzählen, dass man in ihrer Heimat süße Waffeln gerne mittags zu herzhafter Kartoffelsuppe oder Eintopf isst. Aber auch kurz hinter der Grenze bei unseren Nachbarn in der Pfalz hat diese kulinarische Kombination eine lange Tradition. Wolfgang Fuhrmann in Maßweiler sammelt alte Waffeleisen und nicht das nicht nur zum Anschauen, sondern auch zum Backen.



Traditionell oder modern gebacken: Waffeln sind unwiderstehlich. (Foto: Michael Schneider)
Lange Stiele sorgten dafür, dass der Waffelbäcker sich nicht die Finger verbrannte.

Zunächst steckt er in einem alten Küchenherd ein Holzfeuer an. Ohne modernen Ofenanzünder, ganz klassisch mit Zeitungspapier und Streichhölzern.

Woher genau die Tradition des Waffelbackens kommt, ist nicht abschließend geklärt, meint Wolfgang: „Recherchen haben ergeben, dass das Waffelbacken wahrscheinlich aus dem klerikalen Bereich kommt. Das heißt, die Kirche hat ja schon vor Jahrhunderten Oblaten hergestellt, um die später als Hostien in der Kirche zu verwenden.“

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Tour de Kultur 2019: Das Waffeleisenmuseum in Maßweiler
Audio [SR 3, Anna Becker, 30.07.2019, Länge: 02:58 Min.]
Tour de Kultur 2019: Das Waffeleisenmuseum in Maßweiler

Funde auf Flohmärkten oder im Internet

Damit der Feuerrauch nicht ins Wohnzimmer zieht, steht der Herd in einem separaten Backhaus des Hofes aus dem Jahr 1801. Wolfgang hat es von seiner Familie übernommen und aufwändig restauriert. Inzwischen stehen die liebevoll herausgeputzten Gebäude unter Denkmalschutz. Seine Waffeleisen hat er in der ehemaligen Scheune ausgestellt. Sie ist groß und dennoch liegen, stehen und hängen die Eisen auf zwei Etagen dicht an dicht.

Traditionell oder modern gebacken: Waffeln sind unwiderstehlich. (Foto: Michael Schneider)
Klerikaler Hintergrund: Ursprünglich backte man mit Waffeleisen Hostien.

Zur Sammlung gehören rund 600 Waffeleisen, darunter auch die erwähnten Oblaten-Eisen zur Herstellung von Hostien mit sakralen Motiven wie Kreuzen und dem Opferlamm. Die Waffeleisen kauft Wolfgang Fuhrmann auf Flohmärkten oder im Internet. Das älteste stammt aus dem Jahr 1671.

Traditionell oder modern gebacken: Waffeln sind unwiderstehlich. (Foto: Michael Schneider)
Und hier gab's auch gleich noch ein Rezept dazu: mit Kartoffeln!

Zwei Bergmänner und Inschriften

Und auch aus dem Saarland sind Exemplare dabei, die der Sammler gerne zeigt: „Wir haben hier ein ganz typisches Bergmanneisen. Wir sehen darauf zwei Bergmänner sich einander anschauen mit dem entsprechenden Werkzeug. Und hier können wir die Inschrift erkennen: Gott segne den Bergbau. Und hier ist nochmal klein geschrieben: Glück auf.“

Traditionell oder modern gebacken: Waffeln sind unwiderstehlich. (Foto: Michael Schneider)
Bergmannstradition verewigt: Auch Waffeleisen aus dem Saarland sind dabei.

Um die Schrift in einem Waffeleisen zu lesen, braucht man etwas Übung. Für Wolfgang kein Problem: „Das ist spiegelverkehrt. Das ist aber beim Waffeleisen immer so. Weil Sie müssen sich ja vorstellen, wenn die Waffel dann rauskommt, dann haben Sie das Positiv und dann können Sie es richtig herum lesen.“

Oft fein ziselierte Muster

Die Eisen wurden früher von Hand geschmiedet, oft zu besonderen Anlässen. Die alten sehen ein bisschen aus wie riesige Scheren – vorne die zwei Hälften zwischen denen man den Teig buk, beide an langen dünnen Stielen, damit man sich nicht die Finger verbrannte, wenn man die Waffeln im offenen Feuer zubereitete.

Traditionell oder modern gebacken: Waffeln sind unwiderstehlich. (Foto: Michael Schneider)
Besonders die großen gusseisernen Waffeleisen sind sehr schwer, manche bis zu 34 Kilo.

So filigran die Muster auch sind, die Eisen wiegen mehrere Kilo, das schwerste sogar 34 Kilogramm. Es ist rund einen Meter lang, wurde zur Herstellung von Hostien verwendet und funktioniert ohne Strom. Vermutlich legte oder hängte man das schwere Waffeleisen in eine nicht erhaltene Vorrichtung, um es auf dem Herd oder im Feuer wenden zu können. Wolfgang hat welche aus Belgien, der Schweiz und zum Tortilla-Backen aus Mexico. Sogar aus Japan ist eines dabei – in Form eines Fischs.

Zwei Mühlräder und ein Herz

Traditionell oder modern gebacken: Waffeln sind unwiderstehlich. (Foto: Michael Schneider)
Hochzeitsgeschenk von 1783: Zwei Mühlräder und ein Herz.

In manchen Regionen nennt man Waffeln übrigens auch Klemmkuchen. Ein besonderes Exemplar seiner Sammlung ist ein Klemmkucheneisen mit besonders vielen Motiven darauf: „Hier die Jahreszahl 1783. Und hier sehen wir zwei Wagenräder oder es können auch Mühlräder sein und ein Herz. Und wenn wir auf der anderen Seite schauen, dann lesen wir die Inschrift: Jean Bertin et Anne Larche. Das bedeutet, das ist ein sogenanntes Hochzeitseisen, was anlässlich der Hochzeit 1783 für diese Brautleute damals hergestellt wurde.“

Für einen Museumsbesuch muss man sich anmelden, dann nimmt sich Wolfgang gerne Zeit, persönlich durch seine Sammlung zu führen. Er kann zu jedem Waffeleisen eine eigene Geschichte erzählen. Es empfiehlt sich, in einer Gruppe anzureisen, dann kann man den Besuch mit einem Waffelessen verbinden.

Belgische Eisen für Brüsseler Waffeln

Traditionell oder modern gebacken: Waffeln sind unwiderstehlich. (Foto: Michael Schneider)
Der erste Biss in die frische Waffel: einfach himmlisch.

Denn erst ab einer bestimmten Besucherzahl lohnt sich das Waffelbacken für Wolfgang. Allein das Heizen des Ofens dauert mehrere Stunden. Wenn dieser die gewünschte Temperatur hat, werden die Eisen von beiden Seiten auf der Herdplatte möglichst gleichmäßig vorgeheizt.

Wolfgang nutzt dann am liebsten belgische Eisen für Brüsseler Waffeln, weil die Waffeln schön groß werden. Er zeigt aber auch gerne, wie das Backen mit den langstieligen Exemplaren funktioniert, die ursprünglich zum Backen im Feuer gedacht sind.

Mal helle, mal dunkle Waffeln

Traditionell oder modern gebacken: Waffeln sind unwiderstehlich. (Foto: Michael Schneider)
Manche Waffeleisen erinnern an naive Kunst.

Das Backen ist eine Kunst für sich, denn anders als bei den modernen Geräten gibt es natürlich kein grünes Lämpchen, das leuchtet, wenn die Waffel fertig ist. „Das ist einfach eine Erfahrungs- und Gefühlssache“, meint Wolfgang.

„Und es ist halt einfach so, die eine Waffel wird dunkler, die andere bleibt hell. Man muss einfach schauen und öfter mal probieren. Und dann kriegt man das mit der Zeit in den Griff.“ Im Backhaus wird es durch das Feuer ordentlich warm, in der Luft breitet sich ein unwiderstehlicher Duft aus und der erste Biss in die frische warme Waffel – einfach himmlisch.

Traditionell oder modern gebacken: Waffeln sind unwiderstehlich. (Foto: Michael Schneider)
Der Eingang zum Waffelparadies.


Auf einen Blick


Kontakt
Waffeleisenmuseum Maßweiler
Wolfgang Fuhrmann
Hirtenhohlstr. 9a
66506 Maßweiler
Tel.: (06334) 1622
www.massweiler.de/index.php/tourismus/waffeleisenmuseum

Öffnungszeiten
Geöffnet nur auf Anfrage zwischen Anfang Mai und Ende Sept. Gruppen können zum Besuch auch ein anschließendes Waffelessen buchen.

Eintritt
Wolfgang Fuhrmann freut sich über Spenden von Besuchern zur Pflege seiner Sammlung; Preise für Museumsbesuch kombiniert mit Waffelessen je nach Gruppengröße auf Anfrage.

Anfahrt
Über die A 8 Richtung Pirmasens, hinter Zweibrücken die Ausfahrt 35-Walshausen nehmen und dann über der L 477 folgen, in Rieschweiler-Mühlbach auf die L 466 abbiegen, der nächste Ort ist Maßweiler, der Hof liegt unten im alten Ortskern.

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