"Cloud and it´s shadow" von Giorgie Cpajak (Foto: Udo Merkel)

Was Steine alles erzählen können...

Der Skulpturenweg von Steinwenden

 

(08.08.2013) „Eigentum verpflichtet“, so steht es in Artikel 14, Absatz 2 des Grundgesetzes. Inzwischen halten das manche zwar für eine völlig überholte Sozialstaats-Parole, der Unternehmer Armin Wigand fühlt sich diesem Grundgesetz-Auftrag aber immer noch verpflichtet – selbst dann, wenn es ihm wirtschaftlich gerade mal nicht so gut geht.

Skulpturenweg Steinwenden (Foto: Heinrich Jung)
Skulpturenweg Steinwenden

Sein ganzes Leben schon hat Armin Wigand mit Steinen zu tun. Die Familie hat vor 50 Jahren das Unternehmen Natursteine Wigand gegründet, daraus sind inzwischen mehrere kleinere Firmen geworden, die weltweit tätig sind.

Und die Familie stammt aus einem Ort, der den Stein schon im Namen trägt: Steinwenden. Politisch gehört der Ort inzwischen zu Ramstein-Miesenbach, sein Name ist alt und stammt von „Stennwiller“ und das bedeutet „Weidegelände bei den Steinen“, wie Roland Paul vom Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern herausgefunden hat. Der stammt selbst aus Steinwenden, wo der Firmensitz der Wigands heute noch ist und wo auch der Förderverein Palatia Art angesiedelt ist. Dessen Motto lautet: „Wir schaffen was – gemeinsam für die Region“, der Verein initiiert und fördert sportliche und kulturelle Aktivitäten aus der Region für die Region.

"Faustkeil - Keilfaust" von Klaus Hunsicker (Foto: Udo Merkel)
"Faustkeil - Keilfaust" von Klaus Hunsicker

Gegründet wurde er im Sommer 2012, da hatte Armin Wigand nämlich drei Künstlerinnen und sieben Künstler aus aller Welt nach Steinwenden zum internationalen Steinbildhauer-Symposium in die Pfalz eingeladen. Die Künstler hatte eine Jury aus zahlreichen Bewerbungen ausgewählt, die Steine zum Behauen hat Armin Wigand zum Großteil selbst ausgesucht, zum Beispiel in den Steinbrüchen von Carrara oder auch in China. Was in diesen vier Wochen im Juli 2012 unter reger Beteiligung der Bevölkerung in der Freiluft-Werkstatt am Schützenhaus entstanden ist, das können wir nun am Skulpturenweg in Steinwenden bewundern.

"Cloud and it´s shadow" von Giorgie Cpajak (Foto: Udo Merkel)
"Cloud and it´s shadow" von Giorgie Cpajak

Am Bolzplatz zwischen dem Firmengelände und dem Friedhof steht die erste Skulptur – Sanctuary heißt die, was so viel wie Heiligtum oder Zufluchtsort bedeutet, und sie stammt von der Russin Tanya Preminger, die in Israel lebt und sich seit vielen Jahren künstlerisch mit dem Thema „Mutter“ auseinandersetzt. Am Friedhof vorbei zum alten Wasserbehälter steigt der Weg etwas an, bevor uns Cloud and its shadow von der schönen Landschaft ablenkt. Bei dieser Skulptur des gebürtigen Jugoslawen Giorgie Cpajak wird schwerer Stein zu einer Wolke, wie die Steinwendener stolz sagen.

"Modulo" von Maria Claudia Farina (Foto: Heinrich Jung)
"Modulo" von Maria Claudia Farina

Am Katzenloch vorbei führt der Weg Richtung Obermohr zum Wackenberg, der höchsten Erhebung von Steinwenden. Dort hat Willi Bauer, der aus der Region stammt, Zeichen für eine Landschaft gesetzt und Verbindungen geschaffen. Das wollte Palatia Art mit diesem Skulpturenweg ohnehin: Verbindungen schaffen: zwischen Künstlern verschiedener Herkunft, zwischen unterschiedlichen Materialien und zwischen den drei Ortsteilen von Steinwenden. Durch Obermohr geht es zu einer Skulptur, die ein bisschen auf der Kippe zu stehen scheint – Modulo von der Italienerin Maria Claudia Farina. Eine Skulptur so richtig zum Anfassen und um zu begreifen, wie sehr sich der Blickwinkel auf das Sehen auswirkt. Auch Mindscape des Japaners Yoshin Ogata lädt ein paar Hundert Meter weiter zum Perspektivenwechsel ein.

Direkt an der Bahnlinie zwischen Landstuhl und Kusel ist Nagy Fareeds Monument of freedom aufgebaut. Der Ägypter verbindet Marmor und Stahlkuben in dem Streben nach Freiheit. Durch den Ortsteil Weltersbach kommen wir zum Schützenhaus, also dorthin, wo im Sommer 2012 diese Skulpturen geschaffen wurden. Dort steht der Faustkeil von Klaus Hunsicker, oder ist es doch die Keilfaust? Jedenfalls macht diese Skulptur des zweiten Künstlers aus der Region sehr anschaulich, dass das eine das andere bedingt, also das Werkzeug das Werkstück und umgekehrt. Vorbei an der alten Moormühle kommen wir zum Bahnhof Steinwenden und zur Skulptur, die, vereinfacht gesagt, aus fünf Fäusten besteht. Sie stammt von dem Türken Evrim Camoglu und heißt The Column for the workers. In Steinwenden wird den Arbeitern also nicht nur zum 1. Mai ein Denkmal gesetzt.

Wer es eilig hat, kann vom Bahnhof direkt zum Kirchplatz gehen, wo sich drei Stationen des Skulpturenweges in nächster Nähe befinden – mit Dweling, der Behausung des bulgarischen Künstlers Petre Petrov und mit Umut/Hope, also Hoffnung. Die dritte Frau im Bunde, die Türkin Evrim Kilic, spielt mit Formen und schafft, gestützt von einer Säule, eine Leichtigkeit, die wir Stein kaum zugetraut hätten.

Aber wer diese Abkürzung nimmt, dem entgeht der Chronikstein, zu dem ein Feldweg an der Bahnlinie entlang führt. Dort am Ortsausgang hat Armin Wigands Bruder Herbert die Dorfgeschichte in Stein festgehalten. Ein paar hundert Meter weiter, wieder oben neben der Kirche, hat Armin Wigand selbst vor Jahren zum ersten Mal Kunst für den öffentlichen Raum geschaffen. Mit sechs Granit-Würfeln, jeder mit der Aufschrift Stein und einem Buchstaben, von einem W bis zu einem N, immer in leicht veränderter Lage – Stein-Wenden eben.

Ulli Wagner


Kontakt


Förderverein Palatia Art e. V.
Goethestr. 7
66879 Steinwenden

Tel: (06371) 98 180

E-Mail: info@palatia-art.de

www. palatia-art.de


Eintritt


Der Eintritt ist frei.


Öffnungszeiten/Tipps


Die Skulpturen stehen ganzjährig draußen an diesem Weg, der die drei Ortsteile von Steinwenden miteinander verbindet. Sie können also ganztägig besucht und bestaunt werden, es ist keine Anmeldung erforderlich. Dieser Rundweg hat rund fünf Kilometer und ist auch gut geeignet für einen Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl. An den einzelnen Kunstwerken verraten Infotafeln mehr über Künstler und Objekt, diese Infos gibt es aber auch über QR-Code. Sie sollten gut zwei Stunden einplanen für diese Wegstrecke, denn sonst fehlt Ihnen die Zeit für die Kunstwerke, und das wäre doch schade.


Anfahrt


Egal, ob Sie über die Autobahn oder über kleinere Straßen nach Steinwenden fahren, von Saarbrücken aus sind es rund 60 Kilometer, der schnellste Weg führt allerdings eindeutig über die Autobahn. Von der A 6 biegen Sie am Autobahnkreuz Landstuhl kurz auf die A 62 Richtung Kusel, an der Ausfahrt Hütschenhausen geht es auch nach Steinwenden. Von Landstuhl bzw. Kusel aus kommt man auch mit der Bahn ganz einfach nach Steinwenden. Im Ort selbst ist die Firma Wigand ausgeschildert. Die erste Skulptur finden Sie dann auch direkt in der Goethestraße in Steinwenden.

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