Erlebnisbergwerk Velsen (Foto: Michael Lentes)

Eines der letzten Originale

Die Kaffeekisch in der Grube Velsen

 

Fast schon idyllisch mutet das Besucherbergwerk Velsen an. Unter einer alten Bergehalde viel Grün, ein paar alte Maschinen aus dem Bergbau, eine Kantine. Kohle wird hier schon seit 2005 nicht mehr abgebaut. Aber Velsen diente danach noch als Lehrstollen für angehende Bergleute. Zehntausende haben hier ihre Ausbildung absolviert. Auch das ist seit 2011 Geschichte.

Erlebnisbergwerk Velsen (Foto: Michael Lentes)
Erlebnisbergwerk Velsen

Nach einigen Problemen mit der Finanzierung kann man heute auf über 700 Metern Strecke das nacherleben, was einst das Saarland entscheidend in seiner wirtschaftlichen Entwicklung bestimmt hat: den Steinkohlebergbau. Und darauf legen die heutigen Betreiber, ein eingetragener Verein, besonderen Wert. Velsen ist kein Museum oder Freizeitpark. Hier wird der Bergbau noch richtig gelebt. Und das Ganze steht immer noch unter Bergaufsicht. Das heißt, es gelten weiter die Gesetze des Bundesberggesetzes.

Durch den obertägigen Stollen geht´s ins Bergwerk (Foto: Michael Lentes)
Durch den obertägigen Stollen geht´s ins Bergwerk

Denn das Erlebnisbergwerk befindet sich unter Tage, auch wenn es über einen übertägigen Stollen zu befahren ist. Drinnen gibt es dann immerhin noch drei Sohlen. Dort überzeugt vor allem die bergbauliche Technik, die verblieben ist. Mächtige Schilde in mehreren Streben, Schrämmwalzen, Förderbänder, Transportbahnen, Lademaschinen, Bohrgeräte und Pumpstationen können besichtigt werden. Und alle sind noch betriebsbereit. Zum Erlebnisbergwerk gehört auch eine obertägige Schienenbahn, die mit originalen Akkuloks befahren werden kann. Viel Mühe und viel Liebe haben die Vereinsmitglieder in das Projekt gesteckt. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen. Ein Industriedenkmal ersten Ranges.

Viel Mühe und viel Liebe stecken im Erlebnisbergwerk (Foto: Michael Lentes)
Viel Mühe und viel Liebe stecken im Erlebnisbergwerk

Zur Historie

Im Zuge der Erweiterung der Grube Geislautern wurde 1899 der Rosselschacht nördlich von Großrosseln abgeteuft und damit eine neue Grube gegründet. 1907 wurde sie, wie im preußischen Bergbau üblich, nach einem Oberberghauptmann benannt, Gustav von Velsen. Zwischen 1913 und 1917 wurden die Tagesanlagen ausgebaut und der Schacht Gustav Zwei abgeteuft. Aus dieser Zeit findet sich im Maschinenhaus noch die originale Zwillingsdampfmaschine, gefertigt von der Firma Dingler und immer noch funktionsfähig. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Grube durch die nun zuständige Regie des Mines de la Sarre weiter ausgebaut. Der Westschacht kam hinzu. 1965 verlor die Grube ihre Selbständigkeit und ging im Verbundbergwerk Warndt auf.

Nach der Schließung war Velsen Lehrstollen für angehende Bergleute (Foto: Michael Lentes)
Nach der Schließung war Velsen Lehrstollen für angehende Bergleute

Bestechend auch heute noch – die Architektur

Die Gebäude liegen auf einer künstlich angelegten Terrasse oberhalb des ehemaligen Grubenbahnhofs. Der erhaltene Teil der Tagesanlagen des Schachtes Gustav Zwei stehen unter Denkmalschutz und gelten als eines der hochkarätigsten Bergbauensembles des Saarlandes.

Erhalten sind auch der Förderturm vom Typ deutsches Strebgerüst, die Maschinenhäuser, die Waschkauen, das Zechenhaus und die Verwaltungsgebäude. Vor allem aber: Velsen besitzt eine der letzten erhaltenen Kaffeekische des Landes. Räumlich unverändert seit 1915. Innen ist eine Zeitreise angesagt. 50 Jahre zurück. Die Ladentheke, das alte Eduscho-Regal, ein typischer Mix aus Kneipe, Wurstbude, Stehbierhalle und Tante Emma Laden. Aktive Bergleute sind naturgemäß hier nicht mehr anzutreffen, aber dafür haben einige ehemalige hier ihren Stammtisch. Alles ziemlich rustikal, aber gemütlich. Für den saarländischen Bergbauexperten Delf Slotta ist diese Kaffeekisch sogar ein „Kultort“, der von 5.30 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet ist. Lyoner, Weck und ein Getränk beispielsweise kosten 3,50 Euro.

Michael Lentes


Kontakt


Alte Grube Velsen
66127 Saarbrücken

Tel: (0176) 56 58 60 13

E-Mail: info@erlebnisbergwerkvelsen.de


Öffnungszeiten


Jeden ersten Sonntag im Monat ab 10.00 Uhr.

Führungen gibt es zu den normalen Öffnungszeiten (ohne Anmeldung). Alle anderen Führungen (ganzjährig) müssen über oben genannten Kontakt angemeldet werden. Die Führungen finden in Deutsch, Französisch und Italienisch statt. Pro Gruppe gibt es zwei fachkundige Führer.


Eintritt


Schulklassen, Jugendgruppen (bis 25 Personen): 80,- €.
Alle anderen (bis 15 Personen): 120,- €, jede weitere 7,50 € (bis 25 Personen).


Anfahrt


Velsen liegt rund 4 Kilometer westlich von Saarbrücken-Klarenthal Richtung Großrosseln.

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