Tour de Kultur 2023: Zeitreise in die Belle Epoque von Luxemburg Stadt

Zeitreise in die Belle Epoque von Luxemburg Stadt

Mit der App „The Luxembourg Time Traveller“

Anna Becker   24.07.2023 | 06:00 Uhr

Bei dieser Zeitreise geht es um die Belle Epoque, Ende des 19. – Anfang des 20. Jahrhunderts, als in Luxemburg, genau wie in anderen europäischen Metropolen, erstmals große moderne Warenhäuser gebaut wurden, für ein ganz neues Einkaufserlebnis. Möglich ist diese Reise mit der kostenlosen Handy-App The Luxembourg Time Traveller. Sie nutzt Augmented Reality, das heißt, sie erweitert unsere Realität vor Ort durch Texte, historische Fotos und eine verblüffende Kamerafunktion und schafft damit eine neue Perspektive auf diese Epoche.

Damit das in der Praxis auch reibungslos funktioniert, sollte man sich vor Reiseantritt zu Hause etwas Zeit nehmen, um die App zu installieren. Die App wird zwar mit dem Titel The Luxembourg Time Traveller beworben. Im App-Store aber findet man sie nur unter der Abkürzung VdL-AR. Das steht für Ville de Luxembourg-Augmented Reality.

Unterwegs mit der App "The Luxemburg Time Traveller" (Foto: Anna Becker)
Unterwegs mit der App "The Luxemburg Time Traveller"

Da sie viele Fotos enthält, muss man vorab eine Menge Daten herunter laden, was auch bei gutem W-LAN einige Minuten dauert. Wer das geschafft hat, kann in Luxemburgs Innenstadt an 31 Stationen in die Vergangenheit eintauchen und unter anderem eine der ältesten Einkaufspassagen Europas kennenlernen.

Mit Augmented-Reality in die Vergangenheit

Unterwegs mit der App "The Luxemburg Time Traveller" (Foto: Anna Becker)
Unterwegs mit der App "The Luxemburg Time Traveller"

Alle 31 Gebäude sind auf einer Karte in der App markiert, und über die aktivierte Standortfunktion im Handy kann man problemlos von einem zum nächsten navigieren. Besonders beeindruckend sind die Stationen, an denen man den Augmented-Reality-Modus nutzen kann.

Steht man zum Beispiel in der Fußgängerzone vor dem Victory House, einem prachtvollen alten Geschäftsgebäude aus hellem Stein und mit großen Schaufenstern, dann gilt es, die Handykamera einzuschalten. Durch etwas hin und her bewegen, findet man einen Punkt, auf dem das Bild der Handykamera mit einem historischen Foto dieses Gebäudes überlagert wird – ein Schwarzweißbild, auf dem das Victory House mit einer extravaganten Leuchtreklame dekoriert ist. Durch einen Schieberegler lässt sich die Transparenz des alten Fotos verändern, sodass mal die damalige, mal die heutige Realität in den Vordergrund rückt. Ein verblüffender Effekt, für den sich das knifflige Suchen des genauen Standortes lohnt.

Rätselspaß in der Hauptstadt

Der Historiker Robert Philippart (Foto: Anna Becker)
Historiker Robert Philippart

Den Augmented-Reality-Modus gibt es leider nicht an jeder Station. Aber es gibt überall eine Quizfrage, die man zur jeweiligen Station beantworten kann. Die richtigen Antworten findet man in den Hintergrundtexten, die Informationen zur Geschichte der Gebäude bieten und welche Geschäfte sie beherbergt haben.

Geschrieben hat die Texte der Historiker Robert Philippart. Er ist UNESCO Site Manager der Stadt Luxemburg und beschäftigt sich seit vielen Jahrzehnten mit der Entwicklung seiner Heimatstadt: „Die Belle Epoque ist eine sehr spannende Zeit, denn 1867 wurde die Festung Luxemburg aufgelöst. 1883 waren die Abrissarbeiten fertig und Luxemburg wurde zur offenen Stadt innerhalb der deutschen Zollunion, als neutrales Land zwischen Deutschland und Frankreich. Also hier konnten Dinge geschäftlich geschehen, die anderswo schwieriger gewesen wären.“

Erste überdachte Einkaufspassage Europas

Unterwegs mit der App "The Luxemburg Time Traveller" (Foto: Anna Becker)
Ein Gebäude in Luxemburg-Stadt

Denn durch die Industrialisierung konnten Waren erstmals in Serie produziert werden. Dadurch verloren die kleinen Geschäfte der Handwerker an Bedeutung. In den neuen Einkaufstempeln wurden die Waren in Szene gesetzt, und man konnte sie sogar nachts in den großen, beleuchteten Schaufenstern betrachten – dank neuer Bautechniken.

So entstand in Luxemburg auch eine der ersten überdachten Einkaufspassagen Europas, in deren Schaufensterauslagen man noch heute das Angebot von edlen Champagnern, frischem Fisch und seltenen Meeresfrüchten bewundern kann. Sie führt zur Place Guillaume II, die als Knuedler bekannt ist und auf der früher regelmäßig Markt war – wie man auf den historischen Fotos dieser Station gut erkennen kann. Mit Hilfe eines Schiebereglers lassen sich auf dem Handy ein aktuelles Foto und ein historisches dieses Platzes mit Ständen und lebendigem Markttreiben übereinander schieben und miteinander vergleichen.

Bilder aus der Photothèque

Robert Philippart hat auch die Fotos für die App zusammengestellt – aus der Photothèque Luxembourg, einem Bildarchiv mit mehreren Millionen Fotos. Wichtigstes Auswahlkriterium für die Funktion mit dem Schieberegler, erzählt Robert Philippart, war, „dass das Gebäude, das man sieht, so abgebildet ist, wie man es auch heute vorfindet. Weil es geht ja in der App auch darum, dass man das alte Bild über das neue Bild ‚schubsen‘ kann. Dann kommen all die technischen Anforderungen dazu.

Und dass das Bild auch gekauft werden kann bei der Photothèque. Auch wenn die Photothèque viele Bildbestände aus privater Hand verwaltet, heißt das nicht, dass jeder jedes einzelne Bild haben kann. Auch diese juristische Frage musste geklärt werden.“ Und tatsächlich kann man über eine Funktion in der App die historischen Fotos als Poster bestellen.

Highlight aus Stahl: "Au Nouveau Paris"

Unterwegs mit der App "The Luxemburg Time Traveller" (Foto: Anna Becker)
Das "Au Nouveau Paris" in Luxemburg-Stadt

Für den Historiker ein besonderes Highlight der Tour: das Au Nouveau Paris. Dieses Gebäude schräg gegenüber des Victory House war eines der ersten Luxemburger Großwarenhäuser. Es arbeitete eng mit den Galeries Lafayette in Paris zusammen. Manche Verkäuferinnen hatten dort ihre Ausbildung gemacht.

„Das ist ein einzigartiges Stahlgebäude in Luxemburg“, erklärt Robert Phlippart. „Komplett aus Stahl errichtet. Mit industriellem Glas, mit gebogenem Glas im Erker. Die Vorlage dazu war das Riquet Großwarenhaus in Leipzig. Das Gebäude wurde von George Traus errichtet für den Geschäftsmann Emmanuel Alexandre. Hier konnte man Kleidung kaufen, und da war sogar ein Aufzug mit dabei.“ Das war damals etwas ganz Besonderes, genauso wie die vier offenen und hellen Etagen ohne hindernde Zwischenwände und mit großen Schaufenstern – alles dank der Stahlkonstruktion.

Intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte von Luxemburg-Stadt

Unterwegs mit der App "The Luxemburg Time Traveller" (Foto: Anna Becker)
Geschichte lernen mit "The Luxemburg Time Traveller"

Wer sich mit der App durch die Luxemburger Innenstadt bewegt, bekommt Station für Station einen Eindruck davon, welche revolutionären Veränderungen die Belle Epoque und ihre technischen Weiterentwicklungen für die Einkaufswelt und damit für das Leben der Menschen damals hatten.

Die Stadt Luxemburg hat rund 70.000 Euro in die App investiert und sie über mehrere Jahre zusammen mit dem Unternehmen Urban Timetravel aus Kaiserslautern entwickelt und optimiert. Alle 31 Hotspots liegen nahe beieinander, oft muss man nur ein paar Meter bis zum nächsten laufen. Aber wer sich Zeit nimmt, den Augmented-Reality-Modus auszuprobieren, Hintergrundtexte zu lesen, historische Bilder anzuschauen und Quizfragen zu beantworten, der schafft vielleicht nicht alle Stationen an einem Tag.

Augen offen!

Ganz wichtig bei dieser Zeitreise mit Handy-Display vor den Augen: Nicht die Realität um sich selbst komplett vergessen, sondern noch auf Autos und andere Verkehrsteilnehmende achten, damit keine Unfälle entstehen. Aber auch darauf weist einen diese App regelmäßig freundlich hin.


Auf einen Blick


Kontakt
Luxembourg City Tourist Office a.s.b.l.
B.P. 181
L-2011 Luxembourg

30, Place Guillaume II
L-1648 Luxembourg
Tel.: (00352) 22 28 09
E-Mail: touristinfo@lcto.lu
www.vdl.lu/de/aktuelles/luxembourg-time-traveller
www.luxembourg-city.com/de

Öffnungszeiten
Die App ist natürlich zu jeder Tages- und Jahreszeit verwendbar.

Eintritt
Die App ist kostenlos.

Tipp
Die kostenlose App wird zwar mit dem Titel „The Luxembourg Time Traveller“ beworben. Im App-Store aber findet man sie nur unter der Abkürzung „VdL-AR“. Das steht für „Ville de Luxembourg-Augmented Reality“. Da sie viele Fotos enthält, muss man vorab eine Menge Daten herunter laden, was auch bei gutem W-LAN einige Minuten dauert. Das macht man am besten vorab zu Hause.


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Ein Thema in der "Region am Mittag" am 22.08.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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