Tour de Kultur 2023: Das „Couvent Saint-Jean-de-Bassel“

Zeit für eine neue Zeit

Im „Couvent Saint-Jean-de-Bassel“ ist viel Platz für die Zukunft

Anke Schaefer   24.07.2023 | 06:00 Uhr

Oben auf dem Kloster-Dach, über dem Speisesaal, nisten im Frühjahr die Störche. Gutes Zeichen, so sagen die Schwestern der Göttlichen Vorsehung, Les Sœurs de la Divine Providence. Dieser Orden hat sein Mutterhaus seit 1827 in Saint-Jean-de-Bassel. Rund 50 Schwestern leben heute hier.

Man sieht sie nicht, wenn man durch den großen Park streift, der sich neben dem Kloster erstreckt. Aber man spürt doch den besonderen Geist, der Kirche und Kloster umweht. Die Schwestern haben ihr Leben lang über ganz Frankreich verstreut gearbeitet, oft als Lehrerinnen, jetzt sind sie alt und pensioniert, werfen ihre Renten und Vermögen in einen Topf und finanzieren und organisieren in Saint-Jean-de-Bassel demokratisch und gleichberechtigt das gemeinsame Leben.

Klingeln für Einlass!

Convent Saint-Jean-de-Bassel (Foto: SR/Anke Schäfer)
Bunte Glasfenster im Convent Saint-Jean-de-Bassel

Fassen Sie sich ein Herz und klingeln Sie an der Pforte des Klosters! Dann wird Ihnen die diensthabende Schwester am „Accueil“ aufmachen. Bitten Sie sie, Ihnen die Kirche zu zeigen. Und vielleicht auch die langen Gänge des Gästehauses. Das Kloster besteht aus mehreren Gebäuden. Das älteste Gemäuer stammt aus der Zeit vor der Französischen Revolution. Eines ist sicher: Die Schwestern haben Platz.

Wenn Sie Glück haben, dann treffen Sie in den Gängen auch Céline Lecorvaisier. Sie gestaltet die Veränderungen mit, die hier im Gange ist. Weil die Schwestern der Göttlichen Vorsehung so alt geworden sind (die meisten sind zwischen siebzig und achtzig, die Älteste über 90), sind sie letztlich eine aussterbende Gemeinschaft. Seit den 1970er Jahren haben sie zwar in Madagaskar, kaum aber in Frankreich junge Frauen in ihre Ordensgemeinschaft aufgenommen. Doch sie möchten dafür sorgen, dass dieser Ort – ihr Mutterhaus, das Kloster in Saint-Jean-de-Bassel – fortbesteht.

Auch zukünftige Generationen sollen die Atmosphäre in der großen Kirche genießen, wenn das Licht durch die bunten Glasfenster fällt. Sie sollen in der schlichteren Kapelle (die sich besser heizen lässt) sitzen und – wenn sie wollen: beten. Sie sollen Gemüse im großen Gemüsegarten ziehen und den angrenzenden Park pflegen.

Auch für Konferenzen und Weiterbildungen buchbar

Vielleicht werden Sie, wenn Sie klingeln, aber auch nicht eingelassen. Vielleicht, weil das Haus gerade voll ist: Unternehmen und Verbände organisieren in den zahlreich zu Verfügung stehenden Sälen Weiterbildungen und Konferenzen. In Einzel- oder Doppelzimmern können rund 100 Betten belegt werden, Dusche überm Gang. In einem separaten Haus vor dem Kloster stehen fünf Zimmer mit etwas mehr Komfort und eigenem Bad bereit. Es gibt übrigens auch ein eigenes Zimmer für den Bischof, doch der kommt selten vorbei.

Das Couvent Saint-Jean-de-Bassel ist ein offenes Haus. Jede und jeder ist hier willkommen: Ganz unabhängig von der religiösen Ausrichtung. Im Garten arbeiten im Sommer zum Beispiel junge Frauen, die über den französischen Emmaus-Verband hierherkamen, der sich gegen Armut und Obdachlosigkeit engagiert. Krankenschwestern vom Roten Kreuz starten vom Kloster aus, um in den umliegenden Gemeinden zu arbeiten. Vielleicht hören Sie aber auch zarte Flötenklänge im Park: Eine Musikschule ist hier eingezogen.

Weitere Pläne

Brütender Storch auf dem Kamin des Convents Saint-Jean-de-Bassel (Foto: SR/Anke Schäfer)
Brütende Storche auf dem Kamin des Convents Saint-Jean-de-Bassel

Ab dem Sommer soll ein Café eröffnet werden: Kaffee und Kuchen für die Dorfbewohner und die Gäste, ein Nachmittag, an dem kaputte Dinge repariert werden und dann und wann Schwof mit einer Band.

Und während all dieses im Werden ist, nistet also oben auf dem Dach das Storchenpaar – klar: Vorboten für das Neue, das hier schon in der Luft liegt.


Auf einen Blick


Kontakt
Céline Lecorvaisier
Couvent de Saint-Jean-de-Bassel
14, rue Principale
F-57930 Saint Jean de Bassel
Tel.: (00337) 50 42 20 01
E-Mail: accueil@couvent-saint-jean-de-bassel.fr
www.couvent-saint-jean-de-bassel.fr

Öffnungszeiten
keine Angabe

Eintritt
Kein Eintritt, Spenden erwünscht.

Tipp
Das ganze Kloster ist ein Geheimtipp. Man kommt nur rein, wenn man freundlich fragt.


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Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 24.08.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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