Tour de Kultur 2023: Der Rötelsteinpfad im Sankt Wendeler Land

Rotes Gold

Unterwegs auf dem Rötelsteinpfad im Sankt Wendeler Land

Patrick Wiermer   24.07.2023 | 06:00 Uhr

Dieser Wanderweg hat es in sich – und unter sich. Der Rötelsteinpfad kämpft sich über fast 15 Kilometer durch das Hügelland rund um Oberthal – und führt über abwechslungsreiches und geschichtsträchtiges Gelände.

Los geht‘s in Güdesweiler. Offiziell startet die Tour an der Kirche, empfohlen wird allerdings der Parkplatz am Friedhof. Hier steht auch das Eingangstor zum Rötelsteinpfad.

Los geht die Wandertour!

Auf dem Rötelsteinpfad im St. Wendler Land (Foto: SR/Patrick Wiermer)
Holzsteg auf dem Wanderweg

Der Weg führt direkt in den Wald, vorbei an Streuobstwiesen zum Weiher. Man kann noch mal gemütlich den Enten zuschauen, bevor es ernst wird. Es geht hinauf in Richtung Scheuerberg – bis zum Gipfelkreuz auf immerhin 430 Meter. Oder wie es auf Wanderlatein heißt: Es wird knackig. „Wir hätten die Tour eigentlich Sieben-Gipfel-Tour nennen müssen“, sagt Werner Rauber vom Verein für Geschichte und Heimatkunde, der den Weg betreut. Und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Dann wäre aber wohl kaum jemand gekommen.“

Ein monotones Abreißen von Höhenmetern ist es aber nicht – das gilt auch für den Rest der Strecke. Es gibt viel zu Erwandern: enge Pfade, Serpentinen – und, Wanderers Liebling, kleine Brücken über plätschernde Bächlein.

Rötel – Ein ganz besonderes Gestein

Vom namensgebenden Rötel ist bislang noch nichts zu sehen. Kein Wunder: Das rote Gestein zu finden, war seit jeher Spezialisten vorbehalten, den Rötelkrämern. Sie gruben zwei bis drei Meter tiefe Mulden, die nach dem Abbau auch wieder zugeschüttet wurden. Eine harte Arbeit mit wenig Lohn.

Dabei hat Rötel eine große Bedeutung für die europäische Kulturgeschichte. Seit über 200.000 Jahren wird die Tonmischung verwendet: Zuerst nutzten die Neandertaler, später auch Griechen, Germanen und Römer den Rötel, um Gegenstände oder sich selbst zu färben. Auch der Renaissance-Künstler Leonardo da Vinci nutzte den Ocker für seine weltberühmten Zeichnungen. Weil er wasserfest ist, wurde Rötel auch als Anstrich von Schiffen verwendet.

Hoch hinaus: Zum Gipfel und zu den Sternen

Auf dem Rötelsteinpfad im St. Wendler Land (Foto: SR/Patrick Wiermer)
Gipfelkreuz auf dem Rötelsteinpfad

Erklärt wird das alles auf kleinen Tafeln, die sich rund um den Momberg befinden. Dieser Lieblingsberg der Oberthaler – darunter auch Saar-Astronaut Matthias Maurer – ist eines der Highlights der Tour. Auf dem Plateau gibt es viel zu entdecken, etwa den neuen Sternguckerplatz.

Hier steht etwa ein Polarsternfinder – ein Edelstahlmast mit zwei Ringen. Wer sich richtig vor das Gerät stellt, sieht in sternenklaren Nächten diesen hellsten Stern im Kleinen Wagen. Wer noch mehr entdecken will, wirft einfach einen Blick auf die Sternenkarte direkt neben dem Kriegerdenkmal, das an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnert, und neben dem Energiepunkt, an dem der gläubige Wanderer die heilsamen Strahlen der Erde spüren soll.

Vom Keltenwall...

Ob auch die Kelten so ihr Rückenleiden bekämpften, als sie den mächtigen Ringwall auf dem Momberg aufschichteten? Worüber man sich eben so seine Gedanken macht, wenn man sie beim Gang über den Wall schweifen lässt.

Auf dem Rötelsteinpfad im St. Wendler Land (Foto: SR/Patrick Wiermer)
An der "Junge Nahe" entlang

Vom Wall aus geht es langsam bergab. Und: Wo ein Tal, da meist auch ein Fluss: Die „Junge Nahe“, die gemütlich durch die Wiesen plätschert. Der Rötelsteinpfad begleitet den Fluss ein paar Gehminuten lang, bevor man ihn seinem weiteren Weg zum Rhein überlässt.

... über Brücken zum Moor

Es bleibt feucht, denn der Pfad führt nun durch den „Oberthaler Bruch“. Hier wachsen über 200 Pflanzenarten, ein Teil davon steht auf der Roten Liste. Ein kleines Naturidyll. Über Bretter-Brücken geht es durch dieses Moor, weiter zur Nohmühle und wieder hinauf in den Wald, der bald von Lärchen dominiert wird.

Der Aufstieg führt an alten Grenzsteinen vorbei, die einst die Grenze zwischen dem Saarland und „dem Reich“ markierten. Keine Sorge, es ist die letzte Steigung, und am Ende wartet eine Belohnung. Mitten im dunklen, kühlen Lärchenwald steht eine kleine Minibar mit einer schönen Auswahl an Weinen und nicht-alkoholischen Getränken.

Auf dem Rötelsteinpfad im St. Wendler Land (Foto: SR/Patrick Wiermer)
Die Minibar im Lärchenwald

Brunnen mit Superkraft

Nun geht es wieder hinab auf die Schlussrunde, vorbei am Feldspatwerk zur Valentinskapelle. Gebaut wurde das Gotteshaus vor fast 300 Jahren. Heute ist davon in Teilen nur noch eine Ruine zu sehen. Erhalten ist nur der ehemalige Kreuzbau, der jetzt als Anbetungsraum dient.

Dahinter befindet sich der Gute Brunnen. Wo es heute milchig-trüb heraustropft, floss im Mittelalter reines Wasser – mit echten Superkräften, wenn man daran glaubt. Es soll unter anderem Augenkrankheiten geheilt haben. Aber wie bei jedem Medikament gibt es auch hier Nebenwirkungen: Wer als „heiratsfähiges“ Mädchen auf den Stein vor der Quelle tritt, findet bald auch einen Mann. Wer das nicht riskieren will, der zieht lieber schnell weiter zum Ende der Tour.


Auf einen Blick


Kontakt
Landkreis Sankt Wendeler Land
Gemeinde Oberthal
Poststraße 20
66649 Oberthal
Tel.: (06854) 90 17-0
E-Mail: rathaus@oberthal.de

Öffnungszeiten
Wanderweg ist ganzjährig geöffnet.

Eintritt
Der Eintritt ist frei.

Start und Ziel
Am Friedhof in Güdesweiler
66649 Güdesweiler / Oberthal

Strecke
Länge: circa 15 Kilometer
Höhenmeter: 560 Meter
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer
Dauer: 4 – 5 Stunden
Empfohlene Richtung: im Uhrzeigersinn

Bitte auf festes Schuhwerk achten.


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Ein Thema in der "Region am Mittag" am 07.08.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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