Festung von Sedan (Foto: Lisa Huth)

Prinz und Ritterfräulein

Speisen und Nächtigen inmitten der Festung von Sedan

Lisa Huth  

Sie ist eine der größten Festungen Europas und wurde niemals eingenommen. Im 20. Jahrhundert war sie dennoch verfallen und das Departement Ardennes liess sie liebevoll renovieren. Heute kann man deshalb in Sedan eine Burganlage auf 35.000 Quadratmetern und über sieben Etagen bewundern. Und mehr noch: Man kann auch dort übernachten. In die Zwillingstürme wurden Aufzüge eingebaut und alles wurde modern ausgestattet, ohne auf mittelalterliche Akzente zu verzichten. Ganz so, um sich als Prinz oder Ritterfräulein zu fühlen.

Sie wirkt wie die Kulisse eines Blockbuster-Films aus Hollywood: die Festung von Sedan mit ihren mächtigen Mauern, Türmen und Türmchen. Durch Senken und über Burggräben gelangt man zum 15 Meter dicken Tunnel, der ins Innere einer der größten Festungen Europas führt. Niemals eingenommen, sagt jeder, der sie erwähnt.

Hieße die Stadt Carcassonne, würden sich die Touristen die Torklinke in die Hand drücken. Sedan aber liegt in den Ardennen, irgendwo weit weg im Nordosten Frankreichs, direkt an der belgischen Grenze. Man könnte die Gegend auch „französisch Sibirien“ nennen – so stellt sich nämlich die restliche Bevölkerung Frankreichs die wunderbaren Hügel, die mäandernde Maas, die lieblichen Täler dort vor.

Festung von Sedan (Foto: Lisa Huth)

Zwillingstürme aus dem 15. Jahrhundert

Wo es nicht warm ist wie in der Provence oder Wellen sturmgepeitscht über Klippen spülen wie in der Bretagne, da kann es ja nicht schön sein. Das Gegenteil ist wahr. Die alten Mönche wussten die herrlichsten Aussichtspunkte in Frankreich zu besiedeln – das gilt für Vezelay in Burgund genauso wie für die Höhen von Sedan mit ihrem atemberaubenden Ausblick.

Benediktinermönche erbauten hier vor 1000 Jahren eine Probstei. Im 15. Jahrhundert kam ein Herrensitz mit Zwillingstürmen und einem Bergfried hinzu. Damals war das Fürstentum noch unabhängig von Frankreich.

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Audio: Tour de Kultur: Prinz und Ritterfräulein
[SR 3, Lisa Huth, 19.08.2016, Länge: 3:03 Min.]
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Die Generationen bauten um und aus, so dass heute eine Burganlage auf 35.000 Quadratmetern und über sieben Etagen hinweg zu bewundern ist. Der alte Herrensitz, inzwischen französisch, war im 20. Jahrhundert jedoch verfallen. Es standen nur noch die Außenmauern, als das Departement Ardennes die Regie übernahm und alles renovieren ließ.

Modern mit mittelalterlichen Akzenten

Heute ist daraus ein prächtiges Hotel geworden. Naturbelassene Steine, die Wände etwas windschief, Öffnungen, wo einst gewaltige Querbalken in die Außenmauern führten. In die Zwillingstürme wurden Aufzüge eingebaut, den Zimmern aller Comfort verliehen, den Hotels heute haben müssen. Die Ausstattung ist modern. Mittelalterliche Akzente sind so gesetzt, dass sie nicht aufdringlich wirken: hier ein Bild, da ein Kamin und dort schwere Vorhänge.

Festung von Sedan (Foto: Lisa Huth)

Hier kann jeder sich wie ein Burgherr fühlen und jede wie ein Ritterfräulein, vor allem im Mai, wenn vor dem Gemäuer des Hotels das Mittelalterfest stattfindet oder im Sommer, wenn die Gäste von den Fenstern aus dem Großen Ritterturnier beiwohnen können. Einige Suiten sind groß genug für Familien, die meisten Kemenaten aber sind für Paare gedacht. Sie sind zu Preisen zu buchen, die sich auch Durchschnittsverdiener leisten können.

Darstellung mit lebensechten Figuren

Wer will, bucht das Abendessen gleich mit. Das Restaurant La Tour d'Auvergne im selben Gebäude lädt mit demselben französisch-mittelalterlichen Ambiente zum Verweilen ein. Wer sich hier nicht in einen Historienfilm zurück versetzt fühlt, der hat noch nie mit Robin Hood und Lady Marianne geschmachtet.

Festung von Sedan (Foto: Lisa Huth)

Die Zeitreise wird perfekt mit einer Besichtigung der Festung. Der Eingang ist gleich auf der anderen Seite des Burghofes. Szenen aus dem Leben der Fürsten werden hier mit lebensechten Figuren dargestellt, etwa eine Hochzeit oder die Soldaten, die im Bergfried Wache halten.

Führungen auch auf Deutsch

In der Burgküche setzt die Köchin dem Jungen zu, der eine Möhre stibitzt hat. Die Führungen gibt es auch auf Deutsch, zudem noch eine besondere für Kinder. Nachmittags bekommt man Kaffee und Kuchen im angrenzenden Mittelalter-Café Turenne. Alles innerhalb der Festungsmauern.

Festung von Sedan (Foto: Lisa Huth)

Tagsüber aber muss man sich anderswo verköstigen. Vielleicht während einer Rad-, Kanu-, Motorrad- oder Fußwanderung durch die Täler der Ardennen. Hier gibt es unter anderem die Voie verte, der grüne Weg entlang der Maas, der von den Niederlanden durch Belgien bis weit nach Frankreich hinein führt und außerdem die „Maas-Schleife“, die der saarländischen zum Verwechseln ähnlich sieht.

Lisa Huth


Auf einen Blick


Kontakt
Hotel le Château Fort de Sedan
Porte des Princes
F-08200 Sedan
Tel.: (00 333) 24 26 11 00
Fax:  (00 333) 24 27 19 00
E-Mail: contact.sedan@hotels-patrimoine.fr
www.chateaufort-sedan.fr

Öffnungszeiten
Ganzjährig geöffnet

Preise
Eine Nacht kostet pro Person ab 119 Euro aufwärts.
Nähere Auskünfte erteilt das Hotel auf Anfrage.

Anfahrt
Von Saarbrücken aus über die A 620 bis nach Luxemburg-Stadt, dort auf die E 25 bis nach Belgien. Ab dann heißt die Autobahn A 4. Vorbei an Arlon, nach circa 170 Kilometern die Ausfahrt Richtung Reims/Sedan nehmen. Ab jetzt geht's weiter über die E 46 beziehungsweise N 89. Immer dieser Richtung folgen, an Bouillon vorbei, nach circa 200 Kilometern geht's nach Frankreich rein, nach circa 215 Kilometern schließlich auf die N 43 abbiegen in Richtung Charleville-Mézières, Sedan-Reims. Ein paar Minuten später sind Sie da.



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