Musée Unterlinden in Colmar (Foto: Architekturbüro Herzog & de Meuron)

Renoviert, erweitert und strahlt in neuem Glanz

Das Musée Unterlinden in Colmar

Barbara Grech  

Ab Oktober soll es im Musée Unterlinden Wechselaussstellungen geben. Auch darüberhinaus ist das etwas andere Museum in Colmar immer eine Reise wert. Untergebracht in einer mittelalterlichen Klosteranlage, wurde es aufwändig modernisiert und renoviert. Nicht nur der berühmte Isenheimer Altar ist zu sehen, sondern auch Spitzenwerke des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Er ist ein Schlüsselwerk europäischer Kunstgeschichte. Ein Hauptwerk der deutschen Renaissance. Seinetwegen strömen Besucher seit Jahrhunderten in das Musée Unterlinden ins beschauliche Colmar. Die Rede ist vom berühmten Isenheimer Altar, den Matthias Grünewald vor rund 500 Jahren geschaffen hat.

Bislang – und auch künftig – ist dieser in einer mittelalterlichen Klosteranlage in der Innenstadt von Colmar untergebracht. Diese Klosteranlage war ziemlich ramponiert, und ich erinnere mich noch genau, als ich das erste Mal vor dem Isenheimer Altar stand, wie geschockt ich war von der doch recht heruntergekommenen Klosterkapelle. Das ist jetzt Vergangenheit.

Stararchitekten von Herzog & de Meuron

Musée Unterlinden in Colmar (Foto: Architekturbüro Herzog & de Meuron)

Die Klosteranlage wurde behutsam und zurückhaltend-kühl modernisiert und gibt dem Isenheimer Altar, was er braucht, Licht und Platz. Um ihn herum wunderbare Gemälde aus dem Spätmittelalter und der Renaissance. Doch dem nicht genug: Das Museum wurde erweitert und führt zusammen, was eigentlich gar nicht zusammen zu führen ist, eine mittelalterliche Klosteranlage, ein ehemaliges Stadtbad im Jugendstil und einen modernen, strengen Backsteinbau.

Die Stararchitekten von Herzog & de Meuron haben sich dieser Herausforderung angenommen und sie meisterhaft bewältigt. Es ist ein Museum der Superlative geworden, räumlich wie auch inhaltlich, und das bemerkenswerte daran ist: man sieht das auf den ersten Blick gar nicht.

Musée Unterlinden in Colmar (Foto: Ruedi Walti)

Denn die Stadt Colmar, der Museumsverband und die Architekten widerstanden der Verlockung, der Klosteranlage einen neuen, spektakulären Bau zur Seite zu stellen. Stattdessen arbeiteten sie mit dem, was ohnehin schon da war, und nutzten die Gelegenheit, auch das Umfeld der drei Museumsbauten gleich mitzugestalten.

Unterirdisch verbunden

So ist ein neuer Platz, ein neues Viertel entstanden, das mit dem durchfließenden Bächlein zum Verweilen einlädt. Die drei Gebäude, also die Klosteranlage, das herrliche Jugendstilbad und der Neubau von Herzog & de Meuron, einem nordischen Backstein-Kirchenschiff nachempfunden, stehen getrennt voneinander auf dem Platz und sind trotzdem miteinander verbunden: unterirdisch!

Vom Eingang in der Klosteranlage geht es direkt in die Kapelle zum Isenheimer Altar. Man kann aber auch die Treppe nach unten nehmen, landet dann in großen Sälen und Gängen, die von Lichtschächten taghell beleuchtet werden, und geht dann durch die Ausstellung in die anderen beiden Gebäude.

Mediathek

[SR 3, Barbara Grech, 10.08.2016, Länge: 3:05 Min.]
Audio: Tour de Kultur - Musee Unterlinden
[SR 3, Barbara Grech, 10.08.2016, Länge: 3:05 Min.]

Mühelos kann man so – auch was die Kunstwerke betrifft – vom Mittelalter bis in die Moderne flanieren. Denn was die Wenigsten wissen, das Musée Unterlinden hat nicht nur den Isenheimer Altar zu bieten, der das Herzstück der Sammlung ist, sondern das Museum verfügt über eine exquisite Kunstsammlung mit Spitzenwerken vor allem aus dem 19. Jahrhundert aber auch des frühen 20. Jahrhunderts.

Jean Lurçat und Jean Dubuffet

Beispiel gefällig: Im neuen Backsteinbau hängt ein Wandteppichen von Jean Lurçat mit dem Motiv von Picassos berühmten Gemälde Guernica. Davon gibt es drei Exemplare weltweit: eines hängt in Japan in einem Textilmuseum, das zweite im UN-Sicherheitsrat in New York und das dritte – hier in Colmar.

Auch hat das Museum stattliche Werke des berühmten französischen Künstlers Jean Dubuffet zu bieten. All das konnte in der Vergangenheit, aus Platzmangel, nur temporär oder gar nicht gezeigt werden. Die neuen Museumsräume machen es möglich, diese Kunstwerke ständig zu zeigen.

Musée Unterlinden in Colmar (Foto: Ruedi Walti)

Auch will man künftig mit Wechselausstellungen punkten. Ab Oktober 2016 wird eine große Ausstellung mit dem Titel „Otto Dix und der Isenheimer Altar“ gezeigt. Der berühmte deutsche Maler Otto Dix hatte sich nämlich von diesem Altar inspirieren lassen und ihn auch in eigenen Werken verarbeitet. Für diese Ausstellung werden Werke von Dix aus dem Museum of Modern Art New York und dem Centre Pompidou Paris nach Colmar gebracht.

Hochkarätige Wechslausstellungen

Später soll eine Ausstellung mit Gemälden und Werken von Martin Schongauer, einem großen Meister der Spätgotik, folgen. Mit dem Umbau geht also einher, dass das Museum Unterlinden lebendiger und moderner werden möchte.

Nicht nur Heimat des weltberühmten Isenheimer Altars – sondern ein Museum, das sich seiner Wurzeln bewusst ist und mit einer wirklich erstaunlichen Kunstsammlung hervorsticht. Dazu noch hochkarätige Wechselausstellungen. Es lohnt sich also, öfters einmal einen Ausflug nach Colmar zu machen. Nicht nur wegen des Rieslings, dem Sauerkraut oder eben dem Meisterwerk von Matthias Grünewald.

Barbara Grech


Auf einen Blick


Kontakt
Musée Unterlinden
Place Unterlinden
F-68 000 Colmar
Tel.: (00 333) 89 20 15 50
Tel. Kasse: (00333) 89 20 15 58
www.musee-unterlinden.com

Öffnungszeiten
Ganzjährig geöffnet
Mo., Mi.: 10.00 Uhr - 18.00 Uhr
Di.: Ruhetag,
Do.: 10.00 Uhr - 20.00 Uhr,
Fr. - So.: 10.00 Uhr - 18.00 Uhr,

24.12. und 31.12.: 10.00 Uhr - 16.00 Uhr,
Feiertage 01.01., 01.05., 01.11., 25.02. geschlossen.

Eintritt
Erwachsene: 13 Euro
Gruppen: 11 Euro (ab 15 Personen)
Senioren, Studenten unter 30 Jahren und Kinder von 12 bis 18 Jahren: 8 Euro
Familien: 35 Euro
freier Eintritt für Personen unter 12 Jahren, Mitglieder der Société Schongauer, Inhaber der Abokarte und des Museums-Passes

Anfahrt
Über Straßburg in Richtung Basel. Ausfahrt Colmar nehmen, in die Innenstadt fahren, dort ist das Museum ausgeschildert.



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