Memorial Verdun  (Foto: Jean-Marie Mangeot)

Erinnerungen an die Hölle des Ersten Weltkriegs

Das neue Mémorial von Verdun

Barbara Grech  

Sie steht bis heute für den Wahnsinn des Ersten Weltkriegs: Die Schlacht um Verdun. Auf den ehemaligen Schlachtfeldern wurden deshalb bereits Ende der 60er Jahre eine Erinnerungsstätte und ein Museum eingerichtet. Das "Mémorial de verdun" ist nun umfassend renoviert, ausgebaut und neu konzipiert worden.

Sie steht bis heute für den Wahnsinn des Ersten Weltkriegs. Die Schlacht um Verdun. 700 000 deutsche und französische Soldaten wurden innerhalb von nur zehn Monaten getötet, verletzt oder als vermisst gemeldet. Ein brutaler Stellungskrieg, der zudem noch völlig sinnlos war. Nach Ende der Schlacht verlief der Frontverlauf nahezu identisch wie vor Beginn des blutigen Kampfes.

Die Schlacht von Verdun ist zum Symbol für die Massenvernichtung im Ersten Weltkrieg geworden und hat sich in das kollektive Gedächtnis der Franzosen und Deutschen eingebrannt. Auch deshalb wurde im Jahr 1967 auf Betreiben der damals noch lebenden französischen Kriegsveteranen eine Gedächtnisstätte auf den Schlachtfeldern bei Verdun eingerichtet. Das Mémorial de Verdun. Ein schlichter, eleganter Bau und eine – sagen wir mal – sehr französische Angelegenheit.

Memorial Verdun  (Foto: Jean-Marie Mangeot)

Ursprünglich sehr französische Sicht

Schon damals wurde neben allerlei Kriegsgerät auch das Leid und der Alltag der Soldaten in den Schützengräben beleuchtet. Nur aus sehr französischer Sicht. Was eben auch den französischen Weltkriegs-Veteranen geschuldet war, für die diese Gedenkstätte errichtet wurde. Das hat sich mit dem Um- und Anbau an das Museum jetzt gründlich geändert.

Das Mémorial hat nun den Anspruch, eine deutsch-französische Erinnerungsstätte zu sein, und deshalb wurde die Museumspräsentation komplett neu gestaltet. Es ist das Ziel dieser Präsentation, vor allem den jüngeren Besuchern diese Schlacht und das damit verbundene Grauen erfahrbar zu machen. Und dafür braucht man Platz. Sehr elegant, modern und trotzdem mit dem nötigen Pathos haben die Architekten das Gebäude  um den ursprünglichen Bau herum erweitert. Es wurde ein Glasdach auf das Museum gesetzt und Anbauten angebracht.

Oben, an das Glasdach angeschmiegt, eine herrliche Terrasse mit Blick über das ehemalige Schlachtfeld bis hin zum sagenumwobenen Fort Douaumont. Dieses Fort wurde gleich mehrmals eingenommen, wahlweise von Franzosen oder Deutschen und in dieser Schlacht mehr oder minder in Schutt und Asche gelegt.

Mediathek

[SR 3, Barbara Grech, 26.07.2016, Länge: 3:10 Min.]
Audio: Tour de Kultur - Mémorial von Verdun
[SR 3, Barbara Grech, 26.07.2016, Länge: 3:10 Min.]

Multimedialer Themenparcours

Der neue Museumsbau ist ein gelungenes Ensemble – nicht nur für Architektur-Liebhaber – und bietet innen wie außen die Möglichkeit, diesen Wahnsinn des Stellungskriegs nachzuvollziehen. Das Museum verfügt nun über eine zusätzliche Fläche von 1.900 Quadratmetern. Darin untergebracht ist ein multimedialer Themen-Parcours, der durch das ganze Gebäude führt und mit einem Blick auf das Beinhaus von Douaumont und auf die ehemaligen Schlachtfelder, die heute größtenteils von einem Wald überwuchert sind, endet.

Doch zu Beginn des Rundgangs erhält der Besucher erst einmal die Gelegenheit, diese Schlacht historisch, chronologisch und geografisch einzuordnen. Das Erdgeschoss führt  sozusagen über einen nachempfundenen Schützengraben. Schlamm, Dreck, rostige Nägel und Munition liegen unter dem transparenten Glasboden. Darin eingelassen ein Relief der Landschaft um die Maas.

Eindruck vom Leben der Soldaten

Ein Bildschirmmosaik beleuchtet den Frontverlauf. Dazu die historische Einordnung, wie es zum Ersten Weltkrieg kam, und dann steht man schon mitten drin im Schlachtfeld. Wie war der Alltag eines Soldaten in den Schützengräben von Verdun? Wie konnte man in dieser schmutzigen tödlichen Hölle überleben?

Memorial Verdun (Foto: Jean-Marie Mangeot)

Anhand von Waffen, Essgeschirr aber auch kleinen Kunstwerken, die die Soldaten in ihrer Freizeit in den Gräben angefertigt haben, bekommt man einen plastischen Eindruck vom trostlosen Leben eines Soldaten – egal ob auf der deutschen oder der französischen Seite. Dazu kann man sich mit Kopfhörern die Briefe anhören, die Soldaten an ihre Angehörigen geschrieben haben.

Briefe in die Heimat

So schreibt der junge deutsche Soldat Johannes Haas nach Hause: „Meine lieben Eltern, ich liege auf dem Schlachtfeld mit einer Kugel im Bauch. Ich glaube ich bin dabei zu sterben“.

Die Hoffnungen und Ängste der Soldaten begleiten den Besucher also, wenn er in den ersten Stock des Museums hinaufgeht, um sich mit den technischen Voraussetzungen eines solchen Stellungskrieges zu beschäftigen. Es geht um Gefechtsführung, Luftwaffe, die Versorgung der Truppen und um das Leben hinter der Front. Denn die Soldaten wurden regelmäßig „ausgetauscht“ und konnten sich mehr schlecht als recht hinter der Front von den Gefechten erholen, sofern sie denn überlebten. Auch die Behandlung von Verwundeten im Feld-Lazarett wird thematisiert.

Zeitungsausschnitte und Originalplakate

Dieser Museums-Rundgang beleuchtet sozusagen alle Facetten des Kriegsalltags in Verdun und die der Zivilisten, die für diesen unsinnigen Krieg in beiden Ländern große Opfer bringen mussten. Und auch der Kriegspropaganda mit Zeitungsausschnitten und Originalplakaten ist ein Ausstellungsbereich gewidmet.

Mit einem dicken Kloß im Hals geht man dann ins Dachgeschoss, das zum einen den Wechselausstellungsbereich zu verschiedenen Themen rund um den Ersten Weltkrieg beherbergt und eben jener sagenhaften Terrasse, die den Rundgang abrundet und uns wieder in die Gegenwart zurückholt. Eine Gegenwart, in der die Narben, die der Erste Weltkrieg in die Gegend rund um Verdun schlug, bis heute noch zu sehen sind.

Memorial Verdun (Foto: Jean-Marie Mangeot)

Das Beinhaus und das berühmte Fort Douaumont liegen nur ein Steinwurf vom Mémorial entfernt. Ebenso der Bajonette-Graben. Diese stummen Zeugen der Schlacht um Verdun sollte man anschließend unbedingt noch besuchen, und man bekommt eine Ahnung von der Hölle von Verdun im Jahr 1916.

Barbara Grech


Auf einen Blick


Kontakt
Mémorial de Verdun
1, avenue du corps européen
F-55 100 Fleury-devant-Douaumont
Tel.: (00 333) 29 88 19 16
E-Mail: info@memorial-verdun.fr
www.memorial-verdun.fr

Öffnungszeiten
Täglich geöffnet
Mitte November bis Ende März: 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr
Anfang April bis Mitte November: 9.30 Uhr bis 19.00 Uhr

Eintritt

Museum
Erwachsene: 11 Euro
Kinder/Jugendliche (6-18 Jahre)*, Studenten*, Soldaten*, Arbeitssuchende*: 7 Euro
Familien-Pauschalpreis (2 Erwachsene und 2 Kinder/Jugendliche): 25 Euro

Gruppenpreis (mindestens 20 Personen):
Erwachsene: 8 Euro, Schüler*: 4 Euro
Studenten*, Soldaten*: 5 Euro

Führung**
Erwachsene: 15 Euro
Kinder/Jugendliche (6-18 Jahre)*, Studenten*, Soldaten*, Arbeitssuchende*: 11 Euro

nur Wechselausstellung
Erwachsene: 5 Euro
Studenten*, Soldaten*, Arbeitssuchende*: 2 Euro

Gruppenpreis (mindestens 20 Personen):
Erwachsene: 3 Euro, Schüler*: 2 Euro
Studenten*, Soldaten*: 2 Euro

Eintritt frei* haben 1 Begleitperson pro Gruppe von 20 Personen oder pro Gruppe von 10 Schülern, sowie 1 Fahrer pro Gruppe.

* gegen Vorlage eines Nachweises
** Reservierung vorgeschrieben. Siehe im Internet die Rubrik Hilfe für die Besichtigung.

Anfahrt
Autobahn A 4 in Richtung Paris, Ausfahrt 31 „Verdun“, von Verdun aus: Folgen Sie der Richtung „Champ de Bataille Vaux-Douaumont“. Das „Mémorial“ ist dann ausgeschildert.



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