Ourdaller Naturprodukte aus Ösling, Luxemburg (Foto: Norbert Eilenbecker)

Dem Himmel ganz nah

Die „Ourdaller“ Naturprodukte aus dem Ösling

Lisa Huth  

Immer am letzten Sonntag im Juni lädt die "Baureninitiativ fir d’Éisleck an den Naturpark Our", kurz Beo, im luxemburgischen Ösling zum Ourdaller Bléien–a Beiefest ein, dem Blüten- und Bienenfest. Auch andere Naturprodukte, wie Hanföle und Hanftee, werden hier angeboten. Die Beo kann nach Voranmeldung besichtigt werden.



Als Norbert Eilenbecker im Norden Luxemburgs oben auf der Höhe anfing Hanf anzubauen, hatte er plötzlich sehr viele und eifrige jugendliche Helfer. Bis sie merkten, dass in den für den landwirtschaftlichen Anbau geeigneten Hanf gar kein THC drin ist. Heißt: Wer sich daraus eine Zigarette drehte, brauchte mit einem Rausch nicht zu rechnen.

"Tour de Kultur 2017": Die "Ourdaller“ Naturprodukte aus dem Ösling
Audio [SR 3, Lisa Huth, 14.08.2017, Länge: 03:09 Min.]
"Tour de Kultur 2017": Die "Ourdaller“ Naturprodukte aus dem Ösling

Hanf, Honig, Heidenkorn & mehr

Der Rausch stand aber auch gar nicht auf dem Plan des luxemburgischen Hanfpioniers Eilenbecker. Er stellte Hanföl und Hanftee her. Inzwischen ist aus der Einzelinitiative eine Kooperative geworden, die Baureninitiativ fir d’Éisleck an den Naturpark Our, kurz Beo. Immer am letzten Sonntag im Juni lädt sie zu Bauer Eilenbecker auf den Hof zum Ourdaller Bléien–a Beiefest ein, dem Blüten- und Bienenfest. Das hat sich inzwischen zum Volksfest für die Luxemburger gemausert, mit Bauernmarkt, Biertischen, Beköstigung und Traktorfahrt über die Felder. Wer nicht bis Juni warten will: Die Kooperative bietet angemeldeten Gruppen ganzjährig an, einen Ausflug über die Felder hoch droben im Éisleck zu machen.

Éisleck, so heißt das Ösling auf luxemburgisch. Es ist ein Teil des Ardennenmassivs, liegt mehr als 500 Meter hoch, und wer hier oben anbauen will, ist mutig, denn das Klima ist rauer als im lieblichen luxemburgischen Süden.

Hanf findet sich also auf den Feldern, aber auch Buchweizen. Das ist in Wirklichkeit kein Weizen, sondern ein Knöterichgewächs, verwandt mit Sauerampfer und Rhabarber. In früheren Zeiten wurde er in der Großregion angebaut, war aber industriell nicht so gut zu gebrauchen wie Weizen oder Roggen und geriet in Vergessenheit. Der Vorteil aber, besonders für den Anbau im Éisleck: Buchweizen ist anspruchslos, er braucht nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt zu werden und kommt ohne Dünger aus. So fanden die Buchweizenkörner wieder ihren Weg in die Äcker der Bauern hoch droben. Allerdings eine besondere Art, nämlich Silberbuchweizen. Das ist der original Buchweizen aus dieser Region. Im Gegensatz zum russischen oder asiatischen (oder tatarischen) Buchweizen, der in Deutschland üblicherweise verkauft wird, ist der Silberbuchweizen milder und im Ergebnis ist er fluffiger, etwa bei Hädekor Pangkoochen (Buchweizenpfannkuchen).

Ourdaller Naturprodukte aus Ösling, Luxemburg (Foto: Norbert Eilenbecker)

Hädekor, Heidenkorn, heißt Buchweizen auf Moselfränkisch. Was auf den vermutlich arabischen Ursprung des Buchweizens hinweist, genauso wie die französische Ausdrucksweise Crêpe de Sarrazin, Buchweizencrêpe. Als Sarrazener wurden die arabischstämmigen Völker bezeichnet, als Heiden die Nicht-Christen.

Das Mittelmeer und Westasien sind weit, dennoch stammt von dort eine weitere Pflanze, die jetzt im Éisleck angebaut wird: der Mohn. Wurden von der Kooperative anfangs nur Hanf-, Lein- und Rapsöl hergestellt, kamen dann Mohn- und Sonnenblumenöl hinzu. Auch deren Herstellung kann kostenlos besichtigt werden, genauso wie die Senfmühle oder die Herstellung von Honig, was beim Bléien- und Beiefest besonders für die Kinder interessant ist.

Ourdaller Naturprodukte aus Ösling, Luxemburg (Foto: Norbert Eilenbecker)

Probiert werden darf natürlich alles, und das ist kein Zufall, ist Norbert Eilenbecker doch Partner der ersten Stunde der luxemburgischen Landwirtschaftskammer für die Kampagne Sou schmaacht Lëtzebuerg, so schmeckt Luxemburg. Auch der Hanf kann dort auch anders probiert werden als nur als Hanföl, nämlich als so genanntes CBD-Konzentrat. Das berauschende THC ist nämlich nur ein Stoff im Hanf. CBD, Cannabidiol, ist ein anderer. Dieser wirkt entkrampfend, entzündungshemmend und hilft gegen Schmerzen und Rheuma. Weitere Wirkungsweisen werden derzeit erforscht.

Und wer will, der lässt sich nicht vom Traktor kutschieren, sondern erforscht die raue Landschaft zu Fuß: Gemeinsam mit der Südeifal haben die Ourdaller nämlich wunderschöne Wanderwege angelegt, vor allem entlang dem Flüsschen Our.

Our-sprüngliche Natur sozusagen.

Lisa Huth


Kontakt

Beo
Norbert Eilenbecker
2, Am Eck
L-9757 Kalborn

Tel.: (00352) 99 85 13
Mobil: (00352) 69 19 98 513
E-Mail: info@beo.lu
www.beo.lu/de/

Öffnungszeiten

Besichtigungen nach Voranmeldung.

Eintritt

Der Eintritt ist frei.

Anfahrt

Von Saarbrücken aus: Die A 620/A 8 Richtung Luxemburg, die in Luxemburg zur A 13 wird. Die Ausfahrt Richtung Luxemburg-Stadt nehmen (A 3). Vor Luxemburg-Stadt auf die A 1 Richtung Ettelbrück fahren, am Autobahndreieck auf die A 7/E 421 Richtung Ettelbrück abfahren, auch nach Ettelbrück auf der E 421 bleiben, immer weiter nach Norden, bei Hennerscheid auf die CR 399 Richtung Kalborn abfahren.



Über dieses Thema wurde in der "Region am Mittag" am 14.08.2017 auf SR 3 Saarlandwelle berichtet.

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