50 Jahre Europawelle: Günter Zettl und Manfred Sexauer (Foto: SR)

Happy End nach 44 Jahren

 

Dass Briefe und Postkarten auf ihrem Weg verloren gehen und erst nach Jahren auftauchen hört man immer wieder. Aber diese Geschichte eines SR 1-Hörers ist schon etwas Besonderes.

Es ist 1969. Die Europawelle Saar, das moderne Programm des Saarländischen Rundfunks, sendet seit fünf Jahren objektive Information und aktuelle Popmusik. Von Heusweiler aus strahlt der starke Mittelwellensender nach ganz Europa - auch in die DDR.

Nach 44 Jahren hat sie ihr Ziel erreicht: Die Postkarte von DDR-Bürger Günter Zettl an SR 1 Hallo Twen - Ansichtsseite (Foto: SR 1)

Und dort, in Waren an der Müritz, hört Günter Zettl abends zu, wenn Manfred Sexauer in „Hallo Twen“ die neueste Beatmusik spielt. Für den jungen Mann ist das Radio das Tor zum Westen und die einzige Möglichkeit, Musik zu hören, die „drüben“ gerade angesagt ist.

"Der Titel hieß 'Painter Man' von The Creation“, schreibt Zettl auf eine Postkarte und schickt sie nach Saarbrücken. Es ist die Antwort auf eine Gewinnspiel-Frage der Europawelle. Doch er hat Pech: seine Karte wird nicht ausgelost.

Nach 44 Jahren hat sie ihr Ziel erreicht: Die Postkarte von DDR-Bürger Günter Zettl an SR 1 Hallo Twen  (Foto: SR 1)

Erst mehr als 40 Jahre später erfährt er, dass seine Postkarte nie im Funkhaus Halberg angekommen ist. Vielmehr ist sie der Stasi in die Hände gefallen. Und sie ist der Grund, warum Günter Zettl eine Stasi-Akte hat. Seine harmlose Gewinnspiel-Postkarte hat ihn zum verdächtigen Subjekt gemacht und - wie er bei der Akteneinsicht schockiert feststellen muss - zu einer permanenten Überwachung geführt. Aus seiner Akte geht hervor, dass die Stasi ihn selbst nach seiner Ausreise in die Bundesrepublik 1983 immer noch im Auge hatte - der letzte Eintrag ist von 1989.

2013 hat Günter Zettl seine Postkarte von der Behörde für Stasi-Unterlagen zurückerhalten und im zweiten Zustellversuch ist sie - zusammen mit seiner Geschichte - doch noch auf dem Halberg angekommen.

Auch wenn er den Einsendeschluss um 44 Jahre verpasst hat: Bei der Feier zu '50 Jahre Europawelle' am 14. Januar 2014 hat Manfred Sexauer dann Günter Zettl die besagte Platte „Painter Man“ persönlich überreicht - und der war sichtlich gerührt...!

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