Zu Besuch im Kinderhaus "Falke" in Saarbrücken

Armut zeigt sich vor allem auch bei der Ernährung

Zu Besuch im Kinderhaus "Falke" in Saarbrücken

Reporter: Patrick Wiermer/Onlinefassung: Dagmar Scherer   19.03.2024 | 16:30 Uhr

Rund drei Millionen Kinder in Deutschland wachsen in Armut auf. Und die Situation wird in vielen Familien immer schwieriger. Das spüren auch soziale Einrichtungen wie Kinderhäuser. So zum Beispiel das Kinderhaus "Falke“ in Alt-Saarbrücken.

Wenn Kinder spielen, ist nicht zu hören, ob sie arm sind oder nicht. Sie sind einfach Kinder. Es ist Pause in der Dellengartenschule in Alt-Saarbrücken. Ein bunter fröhlicher Haufen. Einige von ihnen gehen nachher noch in das Kinderhaus "Falke“ - direkt gegenüber.

Anna Feldt leitet die Einrichtung. 60 Kinder von der ersten Klasse, bis zur „Seniorengruppe“, wie sie sagt. Sie meint damit Kinder im Alter von 12 und 13 Jahren.

Kinder aus vielen Milieus

Die Kinder kommen aus unterschiedlichen Milieus. Kein Kind ist gleich. Der Stadtteil Alt-Saarbrücken ist äußerst vielfältig. Villen und schmucke Einfamilienhäuser auf der einen Seite, unsanierte Zweizimmerwohnungen auf der anderen.

Rund um die Deutschherrnstraße ist die Arbeitslosigkeit eher hoch, viele Menschen beziehen Transferleistungen. Im Kinderhaus "Falke" finden alle Kinder eine Anlaufstelle. Hier können sie quatschen, ihre Hausarbeiten machen, spielen oder einfach nur ihre Sorgen teilen.

Armut zeigt sich vor allem auch bei der Ernährung

Armut spürt man vor allem auch bei der Ernährung. Viele bekommen hier eine warme Mahlzeit, für manche die einzige am Tag. Im Kinderhaus bauen sie selbst Gemüse an und kochen zusammen. Ganz nebenbei lernen die Kinder so auch, dass Erbsen nicht aus der Dose kommen und es auch keinen Dönerstrauch gibt.

Dass sich die Situation in vielen Familien weiter verschlechtert hat, würden sie auch im Kinderhaus sehen, sagt Anna Feldt. Man merke vielen Familien an, dass sie immer verzweifelter werden. Inflation und gestiegene Energiekosten hätten für sie einen hohen Preis. Die Ernährung werde immer schlechter, der Wohnraum immer kleiner.

Mehr Unterstützung, weniger Bürokratie

Im Kinderhaus könnten sie die Symptome der Armut nur mildern, sagt Feldt. Und das Kinderhaus selbst bräuchte eigentlich auch mehr Geld. Seit 30 Jahren müsse man mit dem gleichen Budget auskommen, so die Leiterin. Zu oft werde Geld an der falschen Stelle ausgegeben.

Und auch sie plädiert für deutlich weniger Bürokratie. Schon jetzt würden viele Familien an den Anträgen scheitern, um etwa an Förderungen für mehr Teilhabe zu kommen. Dabei könnte oftmals schon wenig, viel bewirken.


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