Saarländische Radvereine boomen
Die saarländischen Radsportvereine platzen aus allen Nähten, besonders in den Mountainbike-Sparten. Der Boom scheint auch in naher Zukunft nicht geringer zu werden. Das stellt Vereine und Kommunen vor Herausforderungen.
Die Mitgliederzahlen in den saarländischen Radsportvereinen steigen weiter von Jahr zu Jahr, seit 2020 um rund 15 Prozent. Dieser Boom ist besonders den Downhill- und Mountainbike-Sparten zu verdanken - wie zum Beispiel beim RV Hirzweiler.
Deren Mitglieder können mit Vollgas in den Flowtrail in Ottweiler fahren. Über Wurzeln, enge und steile Kurven, über eine Brücke und sogar einen zwei Meter hohen „Drop“, also eine Art Sprung. Rund 20 gut gelaunte Mountainbiker des RV Hirzweiler treffen sich hier zur wöchentlichen Feierabendrunde. Die Gruppe ist bunt gemischt, der jüngste acht Jahre, die ältesten knapp um die 30 Jahre alt.
Mitgliederzahlen steigen und steigen
Sie alle verbindet der Spaß am Radfahren – besonders dem Mountainbike. Und damit sind sie schon lange nicht mehr allein. Seit einigen Jahren schon boomt der Downhill- und Mountainbikesport. Mittlerweile merken das nicht nur die Händler, sondern auch die Vereine. Sie platzen aus allen Nähten.
„Wenn ich an die Anfänge denke, da waren wir eine Hand voll Jungs aus dem Dorf“, erinnert sich Philip Meiser. Er hat im Alter von zwölf Jahren mit dem Mountainbiken angefangen. „Da hatten wir einen Jugendtrainer, und dann hat sich das weiterentwickelt. Und dann wurden es nach und nach mehr. Dann waren wir auf einmal zehn, 15 – dann wurde es immer professioneller. Und dann wurden wir auf einmal 20, 25 Leute.“
Mit rund 450 Mitgliedern gehört der RV Hirzweiler heute zu den größten Radsportvereinen im Saarland. Besonders auf die Jugendarbeit legt man hier großen Wert. Dafür wurde der Verein auch mit dem Hermann-Neuberger-Preis ausgezeichnet.
Mehr als 5000 Aktive in Vereinen
Insgesamt zählt man beim Saarländischen Radfahrer-Bund (SRB) rund 5000 aktive Vereinsmitglieder, ein Plus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das stimmt auch SRB-Präsident Leander Wappler sehr zufrieden, auch wenn die Zahlen vor allem die Entwicklungen im Rennradsport kaschieren.
Denn: Zwar befindet sich der Radsport als Ganzes auf einer absoluten Trendwelle, von der aber der Straßenradsport nichts abschöpfen kann. Im Gegenteil: Wappler sagt: Würden die Straßenrad-Sparten der Vereine nicht so viele Mitglieder verlieren, wäre der Gesamtzuwachs in der Breite aktuell sogar noch größer.
Straßenradsport immer unbeliebter
„Mountainbike ist einfach eine ‚Fun-Sportart‘ und wird in der Gesellschaft deshalb auch mehr gehypet“, sagt Wappler. Es habe momentan viel mehr Strahlkraft. Die Trainingsmöglichkeiten seien mehr in der Natur, im Wald, auf extra angelegten Strecken. Da könnten die Kinder hüpfen und springen.
Das sei ein strategischer Vorteil, so Wappler. „Im traditionellen Straßenradsport sind die Kinder natürlich auf befahrenen Straßen – gerade das schreckt viele Eltern davor ab, ihre Kinder zum Rennradsport zu schicken.“
Philip Meiser sieht das ähnlich, während er im Trail eine kurze Pause macht. „Ich finde es auch den richtigen Weg, als Kind erstmal mit dem Mountainbike anzufangen“, sagt er, während eine Gruppe nacheinander den Sprung nimmt und weiter durch den Waldtrail fährt. „Es ist sicherer und die Kinder haben da erstmal mehr Spaß daran. Wenn man dann sieht, okay, der und die könnten auch Spaß auf dem Rennrad haben, dann kann man das auch ausprobieren.“
Es braucht mehr Strecken
Der Radsport – oder eher der Mountainbike-Sport – boomt. Auch im Saarland. Mehr Mitglieder und mehr Fahrer bedeuten aber auch eine besondere Herausforderung für die Vereine und die Kommunen. „Wir brauchen mehr Trainer, das ist klar. Und wenn das so weitergeht auch noch mehr sichere und legale Strecken“, fasst Meiser zusammen.
An Platz und geeigneten Stellen mangele es im Saarland nicht – aber man muss die Trails genehmigen und dann vor allem bauen. Die Nachfrage wird wahrscheinlich noch lange nicht nachlassen.
Über dieses Thema berichtet der aktuelle bericht am 03.06.2022.