Hinter den Kulissen einer Bunkeranlage an der Maginot-Linie

Hinter den Kulissen einer Bunkeranlage an der Maginot-Linie

Sebastian Müller / Onlinefassung: Tabea Prünte   03.09.2023 | 13:45 Uhr

Wie haben Soldaten in einer Bunkeranlage zusammengelebt? Unter anderem um diese Frage geht es bei Führungen durch die Bunkeranlage Bockange in Frankreich an der Maginot-Linie. Dort hat der zuständige Verein am Wochenende einen Tag der offenen Tür veranstaltet, mit dem Ziel, grenzüberschreitende Begegnungen zu ermöglichen.

Sie verläuft nur ein paar Kilometer vom Saarland entfernt: die Maginot-Linie, der große Verteidigungswall, den Frankreich Anfang der 1930er-Jahre bauen ließ, um sich gegen einen erneuten Angriff der Deutschen zu schützen. Dutzende Bunker und Festungsanlagen sind es alleine hier auf der anderen Seite der Grenze, die meisten sind dabei heutzutage im Besitz von Privatleuten oder Vereinen.

Tag der offenen Tür in Bunkeranlage

Der "Abri de Bockange" befindet sich versteckt und idyllisch gelegen in einem kleinen Wäldchen zwischen den Dörfern Mégange und Bockange, etwa 30 Minuten Fahrt mit dem Auto von der Grenze bei Überherrn entfernt. Die Anlage gehört dem Verein zur Haltung des Festungsanlage Bockange, der aus rund 20 Mitgliedern aus Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg besteht.

Am Wochenende hat der Verein einen Tag der offenen Tür organisiert und damit Besucherinnen und Besuchern eine Reise in die Vergangenheit der Grenzregion ermöglicht.

Leben und Alltag der Soldaten kennenlernen

Thomas Koschyk ist zweiter Vorsitzender – und die Restauration und der Erhalt der Anlage ist sein Herzensprojekt. Mit der Grundidee, ein bisschen Lockerheit und Leichtigkeit an einen eher schwermütigen Ort zu bringen, bietet er Führungen durch die Bunkeranlage an.

Dabei stehe nicht im Vordergrund, die Geschehnisse des zweiten Weltkriegs nachzuerzählen, sondern das Leben und den Alltag der Soldaten zu zeigen, die zu dieser Zeit ihr Leben in der Festungsanlage verbracht haben. "Es geht bei uns nicht ums Kämpfen, sondern es geht ums Menschliche. Wie haben die Soldaten gehaust, in den Anlagen, in den Wäldern?", sagt Koschyk.

Geschichte mit allen Sinnen erleben

Gekämpft wurde hier nie – vielmehr war der Unterstand eine betonierte Kaserne für 120 Mann – erst für die Franzosen, und nach dem Einmarsch 1940 dann für deutsche Soldaten.

Unter der 2,5 Meter dicken Betondecke führt Koschyk die Besucherinnen und Besucher von Schlafraum, über Waschraum, alte Küche und Telefonistenraum ins Kraftwerk des Bunkers – wo der gelernte Mechaniker Koschyk seinen ganz besonderen Schatz zum Laufen bringt – den alten Diesel-Generator von 1930.  

Optisch wie akustisch ein beeindruckendes Erlebnis – was auch bei den Besucherinnen und Besuchern besonders hängen bleibt.

Begegnung über die Grenze hinweg

Bei aller Faszination für die Architektur und das Leben der Soldaten in den 30er- und 40er-Jahren ist für Koschyk das Wichtigste, dass sich an seinem Unterstand Menschen von beiden Seite der Grenze begegnen – und das auf gänzlich andere Weise als noch vor 80 Jahren.

"Als Mahnmal, gegen den Krieg, ist es für mich einfach wichtig, dass man den Leuten mitteilt wie es früher war – und was wir für ein Glück haben, heute so zu leben", sagt Koschyk.

Über dieses Thema hat auch die SR 3-Sendung "Region am Sonntag" am 03.09.2023 berichtet.


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