Eine Frau sitzt am Laptop und hält ihre Kreditkarte in der Hand. Auf dem Bildschirm die Seite von Alocalo (Fotomontage) (Foto: IMAGO / Cavan Images / SR)

Startup bringt lokale Produkte in den Browser

Peter Sauer   11.09.2022 | 14:13 Uhr

Seit Jahren leidet der klassische Einzelhandel unter der Online-Konkurrenz großer Konzerne. Junge Firmen versuchen, das Angebot der kleinen Läden vor Ort auch ins Internet zu bringen. Eine Idee dafür kommt aus dem Saarland.

David Eisenbeis hat mit Studierenden und einem Professor der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar die Plattform "alocalo" gegründet. Das junge Unternehmen will eine regionale Alternative zu Amazon, Zalando & Co. bieten.

Das Ziel: Viele Arbeitsplätze im Einzelhandel retten und gleichzeitig die Macht beim Händler lassen. Der kann dann sein normales Geschäft weiterverfolgen und muss sich keinen strengen Richtlinien von irgendwelchen Online-Plattformen unterwerfen.

"Amazon für den lokalen Handel"

Kern des Systems ist ein Plug-In, also ein Programm für den Web-Browser. Wenn man ein bestimmtes Produkt beispielsweise bei Amazon sucht, findet das Programm dank künstlicher Intelligenz automatisch alle lokalen Händler in der Nähe, die es im Sortiment haben. Idealerweise kann es der Kunde dann mit wenigen Klicks dort bestellen oder sofort im Laden abholen. So schnell sind nicht mal die großen Versand-Multis.

Auch für Händler sei die Idee einfach umzusetzen, sagt Frank Hälsig von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar. Der Experte sieht in alocalo "perspektivisch das Amazon für den lokalen Handel". Mit einer EU-Förderung von 2,3 Millionen Euro wird die Technik jetzt noch weiter verfeinert.

Immer weniger inhabergeführte Läden

Noch 2015 gab es fast 300.000 inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte. Experten schätzen, dass Ende dieses Jahres noch 231.000 übrig sind. Damit hätte innerhalb weniger Jahre mehr als jeder fünfte Laden dicht gemacht. Der Grund sind hohe Mieten, Preisdruck und Probleme, eine Nachfolge zu finden. Hinzu kommt aber auch, dass gut zwei Drittel der stationären Händler nicht einmal zehn Prozent ihres Umsatzes im Netz machen. Das will alocalo ändern.

Die Plattform ist gerade erst gestartet und hat die ersten 100 lokalen Handelspartner gefunden. Jetzt will das Unternehmen deutschlandweit schnell wachsen. Denn je größer das Angebot, desto attraktiver ist die Plattform für Verbraucher.

Für alocalo-Gründer David Eisenbeis ist es deshalb ganz wichtig, "dass wir im Vergleich zu Amazon wirklich deutlich günstiger sind. Amazon ist, was die Händlerbetreuung angeht, extrem schwierig". Der US-Konzern nehme bis zu 15 oder 20 Prozent pro Produkt als Verkaufsgebühr vom Händler. Alocalo dagegen verlange 4,8 Prozent.

Onlinehandel wächst zweistellig

Viele der großen Online-Marktplätze betrieben gerade ähnliche Aktivitäten, sagt Bastian Popp vom Institut für Handel & Internationales Marketing an der Universität des Saarlandes. Das macht es für Start-ups wie alocalo nicht einfach. Aber das Online-Geschäft boomt. Der Umsatz hat sich seit 2015 mehr als verdoppelt. Für dieses Jahr rechnet der Handelsverband Deutschland mit einem weiteren zweistelligen Wachstum.

Auch offline machen die Online-Giganten mittlerweile ordentlich Kasse: mit Gutscheinen, die man überwiegend im Laden kaufen kann. Schätzungsweise drei Milliarden Euro ist der Gutscheinmarkt schwer. Doch auch hier gibt es Versuche, die Vormachtstellung von Amazon, Zalando & Co. zu brechen.

Heidi Houy startete "keeplocal" mit eigenen Gutscheinen, die es im Netz, im Handel oder bald auch in Tankstellen zu kaufen gibt. Damit sollen Kunden bei möglichst vielen Läden vor Ort einkaufen können – bislang im Saarland, in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Bald soll es die Coupons deutschlandweit geben. Und im nächsten Jahr auch in Österreich und Luxemburg.

Eine Frage der Sichtbarkeit

Keeplocal will in diesem Jahr schnell wachsen. Für Kunden und Händler fallen keine Gebühren an. Denn das Geschäftsmodell beruht auf der Beobachtung, dass ein kleiner Prozentsatz von Gutscheinen nicht eingelöst wird. Das sei quasi die Gebühr, von der keeplocal lebe.

Ob regionale Gutscheine oder Plattformen, die stationären Händlern eine bessere Sichtbarkeit im Netz bieten – es gibt regionale Alternativen zu den globalen Großkonzernen. Die Entscheidung liegt am Ende bei den Verbrauchern.

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