Kreis Merzig-Wadern fühlt sich von nationalen Special Olympics abgehängt

Warum bei den Special Olympics bislang nicht jeder Landkreis zum Zug kommt

  28.02.2024 | 15:12 Uhr

Nach der Vergabe der nationalen Special Olympics 2026 an das Saarland gibt es Kritik aus dem Landkreis Merzig-Wadern. Denn dort sollen nach aktuellem Stand keine Wettbewerbe stattfinden. Sportminister Reinhold Jost beschwichtigt.

Seit Freitag steht es fest: Das Saarland wird die nationalen Special Olympics 2026 ausrichten. Dass sich das Bundesland gegen Mitbewerber Nürnberg durchsetzen konnte, soll unter anderem daran liegen, dass es hier keinen zentralen Austragungsort gibt, sondern das ganze Land zum inklusiven Gastgeber wird.

Unverständnis im Kreis Merzig-Wadern

Umso größer ist nun der Unmut im Kreis Merzig-Wadern. Dort soll es nach derzeitigem Stand keine Wettbewerbe geben. Die Landrätin des Kreises, Daniela Schlegel-Friedrich (CDU), sagte, die Entscheidung sei nicht nachvollziehbar.

Die Bewerbung habe auf das Saarland als Grenzregion gesetzt. Den Landkreis mit den meisten Grenzen – Luxemburg und Frankreich – habe man aber vergessen. Das Wahrzeichen des Saarlandes, die Saarschleife, befinde sich ebenfalls im Landkreis Merzig-Wadern.

Video [aktueller bericht, 28.02.2024, Länge: 3:17 Min.]
Kritik an Special Olympics-Bewerbung

Landrätin fordert Überprüfung

Es habe im Vorfeld der Bewerbung keine Kontaktaufnahme zu ihrem Landkreis gegeben, kritisiert Schlegel-Friedrich. Sie sei enttäuscht. In einem Schreiben an Innenminister Reinhold Jost (SPD) forderte sie deshalb, dass noch einmal geprüft werde, ob nicht doch Wettbewerbe im Landkreis Merzig-Wadern ausgetragen werden könnten. Der Landkreis stehe bereit.

Auch der Merziger Oberbürgermeister Marcus Hoffeld (CDU) zeigte sich überrascht über die Auswahl der Sportstätten und hatte sich ebenfalls an Innenminister Jost gewandt. Die Stadt Merzig stehe als Austragungsort zur Verfügung.  

Vergabeverfahren abgeschlossen

Das Innenministerium teilte auf Anfrage des SR mit, dass kein Landkreis proaktiv kontaktiert wurde. Das Vergabeverfahren sei allerdings abgeschlossen. Im Saarpfalz-Kreis werden nach aktuellem Stand ebenfalls keine Wettbewerbe der Special Olympics stattfinden.

Innenminister Jost verwies im SR-Interview auf den „Anforderungskatalog Sport“ der deutschen Dachorganisation Special Olympics Deutschland. Dort seien die Anforderungen an die Spielorte ausführlich geregelt, etwa Erreichbarkeit und Barrierefreiheit sowie Anforderungen an die Größe der Spielfelder und Zuschauerkapazitäten.

Jost: Auswahl anhand der Anforderungen

Anhand dieser Anforderungen habe eine Arbeitsgruppe im Ministerium die Spielstätten im Saarland eingestuft. „Wir haben mit Blick auf das, was wir eingereicht haben, das Optimum der entsprechenden Sportstätten im Land priorisiert.“

Natürlich gebe es auch im Kreis Merzig-Wadern und im Saarpfalz-Kreis Sportstätten, an denen Austragungen möglich seien, so Jost. Der Minister verweist jedoch auf die Einschränkungen, beispielsweise beim Homburger Waldstadion: „Da ist ein derart großer Investitionsstau und entsprechender Nachsteuerungsbedarf, der ist bis 2026 nicht darstellbar.“

Diese Orte stehen bereits fest

Die Spielstätten sind Jost zufolge nach Clustern festgelegt, um Sportarten möglichst zu konzentrieren. In Saarbrücken etwa soll der Schwerpunkt auf der Leichtathletik liegen – Jost verweist hier auf das Stadion am Kieselhumes und den Sportcampus des LSVS an der Universität.

Rund um den Bostalsee sollen Wasser- und Radsportarten, Golfen und Reiten Platz finden. Hier sei die entsprechende Infrastruktur vorhanden, so Jost, außerdem habe man dort schon Erfahrungen mit großen Veranstaltungen in diesen Bereichen.

Saarlouis soll Handball-Schwerpunkt werden, und das Turnen wird vor allem in der Heimat der TG Saar in Dillingen konzentriert.

Jost: „Tür für alle sperrangelweit offen“

Was die weiteren Details angeht, zeigt sich Jost gesprächsbereit. „Nachdem wir jetzt den Zuschlag bekommen haben, ist die Tür für alle sperrangelweit offen“, so der Minister. „Wir haben eine derart große Anzahl von Möglichkeiten, auch im Saarpfalz-Kreis, auch im Bereich von Merzig-Wadern, diese Spiele zum Erlebnis werden zu lassen.“

Jost will auch nicht ausschließen, dass bis 2026 bei den Spielorten noch nachgesteuert wird. „Aber das jetzt schon kaputtreden zu wollen, das finde ich schon ein bisschen komisch. Freuen wir uns darüber, dass wir die Spiele haben.“

Landesspiele im kommenden Jahr

Es werde auch Demonstrationssportarten geben, die durchaus in einem der beiden Landkreise denkbar seien. Auch neue Sportarten könnten hinzukommen „Und in diesem Zusammenhang ist das eine große Chance für alle.“

Hinzu kommen für den Minister noch die Landesspiele im kommenden Jahr, die Qualifikation der saarländischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Special Olympics. „Da kann ich mir durchaus vorstellen, dieses Thema auch mit Merzig-Wadern zu besprechen.“

Über dieses Thema hat auch SR info Rundschau am 28.02.2024 berichtet.


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