Künstliche Intelligenz hilft Saarstahl bei der Bewertung von Schrott
Künstliche Intelligenz ist heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor – und sie wird immer wichtiger. In der saarländischen Stahlindustrie wird KI schon in vielen Bereichen eingesetzt, etwa bei der Bewertung von Schrott.
Gewaltige Schrottberge türmen sich bei Saarstahl in Völklingen am Rande der Saar und der Autobahn. Er ist jedoch alles andere als wertlos. Die Stahlindustrie will weg vom Hochofen-Prozess – CO2-armer Stahl soll in Zukunft mit Elektrolichtbogenöfen produziert werden.
Dafür wird dann vermehrt recycelter Schrott benötigt, erläutert Michael Schäfer, der Leiter der Digitalisierungsabteilung der Stahl-Holding-Saar (SHS). Und hier könne Künstliche Intelligenz helfen. Denn eine Stärke von ihr ist die Prozessoptimierung.
Stahl-Holding Frühstarter in Sachen KI
Früher wurde der Schrott manuell von Menschen kontrolliert und sortiert – ein mühseliger und fehlerbehafteter Prozess. Die konzerneigene KI-Abteilung hat sich der Eingruppierung des Schrotts in verschiedene Güteklassen angenommen.
Dass Schrott nicht gleich Schrott ist, ist für den Menschen klar ersichtlich. Der KI musste das erst beigebracht werden. Dazu wurde sie mit mehr als 100.000 Schrott-Bildern gefüttert. „Wir haben einen Machine-Learning-Algorithmus trainiert, der in der Lage ist, diesen Schrott automatisiert zu klassifizieren“, erklärt Schäfer. Etwa in Schrott der Klasse 1, 2 oder 3.
Doch nicht nur beim Schrott spielt KI bei der SHS mittlerweile eine wichtige Rolle, sondern auch bei der Produktion von großen Gasturbinenscheiben, die in Kohlekraftwerken eingesetzt werden. Produziert werden sie von der Saarschmiede GmbH. Dort half die KI dabei, die Lösung für ein jahrzehntealtes Produktionsproblem zu finden. Konkret ging es um einen Fehler im Schmiedeprozess, der nur so groß wie eine Stecknadel ist.
„Nur in der Zusammenarbeit mit der KI war es uns möglich, das Thema so klar einzugrenzen, dass wir die immer wieder auftretenden Probleme mittlerweile komplett ausgeschlossen haben“, so die Geschäftsführerin der Saarschmiede GmbH, Aline Fery.
Millioneninvestitionen in KI-basierte Anwendungen
KI ist bei der SHS nach Unternehmensangaben in nahezu allen Bereichen integriert. Damit zählt man deutschlandweit zu den Frühstartern. Denn laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln haben bisher nur sechs Prozent der Unternehmen KI bereits in mehreren Bereichen etabliert, 17 Prozent in einzelnen. Fast die Hälfte hingegen benutzt noch gar keine KI.
Die SHS investiert nach eigenen Angaben jährlich Millionenbeträge in die Digitalisierung. Wichtig war dem Konzern auch, KI-basierte Anwendungen im eigenen Haus zu entwickeln, um weiterhin die Hoheit über die kostbaren Daten zu behalten. „Wir wissen genau, was wir tun und können sehr schnell auf Prozessveränderungen reagieren. Also man kann wirklich sagen, die KI ist für die nächsten Jahre eine Strategie von uns“, so Schäfer.
Im hart umkämpften Stahlgeschäft könnten KI-basierte Innovationen heutzutage mehr denn je den Unterschied ausmachen.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht im SR Fernsehen 30.04.2025 berichtet.