Stahlproduktion in Anlagen der Saarstahl AG in Völklingen (Foto: IMAGO / BeckerBredel)

Rekordgewinne bei Dillinger und Saarstahl

Yvonne Schleinhege-Böffel   19.04.2023 | 11:07 Uhr

Die Dillinger Gruppe und der Saarstahl-Konzern haben im vergangenen Jahr das beste Ergebnis seit 2008 erzielt. Der Vorstandsvorsitzende Köhler sprach von einem Rekordjahr in der Unternehmensgeschichte. Das laufende Jahr werde allerdings deutlich anspruchsvoller.

„Ich möchte über ein Jahr berichten, das turbulent war, uns aber einen deutlichen Schritt weiter gebracht hat bei der Schaffung der Basis für unsere Zukunft“, so die Begrüßung des Vorstandsvorsitzenden von Dillinger und Saarstahl, Karl-Ulrich Köhler.

Video [aktueller bericht, 19.04.2023, Länge: 3:02 Min.]
Positive Vorjahresbilanz für Dillinger und Saarstahl

In den kommenden Jahren würden Milliarden-Investitionen anstehen, dafür sei das höchst erfreuliche Ergebnis in 2022 eine wichtige wirtschaftliche Basis. „Die Ergebnisse von Dillinger und Saarstahl waren jeweils die besten seit 2008. Wir schließen damit das zweite erfolgreiche Geschäftsjahr in Folge ab, trotz schwieriger Rahmenbedingungen durch den Ukraine-Krieg.“

Kennzahlen von Dillinger und Saarstahl

So konnte die Dillinger Gruppe im zurückliegenden Jahr die Umsätze um knapp 50 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro (2021: 2,3 Milliarden Euro) steigern. Der EBITDA – der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen – stieg von 201 auf 513 Millionen Euro.

Saarstahl beziffert seinen Umsatz auf 3,6 Milliarden Euro, das ist gegenüber 2021 ein Plus von rund 30 Prozent (2021: 2,8 Milliarden Euro). Der EBITDA stieg hier von 282 auf 471 Millionen Euro. Grund für die guten Zahlen seien zum einen die stark gestiegenen Erlöse im ersten Halbjahr 2022, heißt es.

Zum anderen konnte 2022 das bereits 2019 gestartete Kostensenkungsprogramm in beiden Unternehmen abgeschlossen werden. „Wir haben intern die Flexibilität gesteigert und das hat einen wesentlichen Anteil an unserem Erfolg“, so der Vorstandsvorsitzende.

Rekordjahr bei Dillinger und Saarstahl
Audio [SR 3, Lisa Christl, 19.04.2023, Länge: 02:50 Min.]
Rekordjahr bei Dillinger und Saarstahl

Dillinger profitiert vom Off-Shore-Windsektor

Dillinger hat bisher und profitiert auch weiterhin von einer sehr gute Nachfrage aus dem Off-Shore-Windsektor. Hier erlebe man eine Sonderkonjunktur, von der man weiter profitieren wolle, so Köhler. Darauf wolle man sich in Dillingen verstärkt fokussieren.

Anders die Situation in Völklingen: Hier habe man im ersten Halbjahr 2022 eine starke Nachfrage erlebt, die zum Jahresende deutlich eingebrochen sei. Hintergrund sei die schwache Konjunktur in der Autoindustrie und der Bauwirtschaft – den wichtigsten Kunden von Saarstahl.

„Die Auftragslage hier macht uns Sorgen“, so Köhler. Auch deshalb werde es weiterhin Kurzarbeit bei Saarstahl geben. Das Ende der Kurzarbeit ließ der Vorstandsvorsitzende offen. Man werde nun versuchen, durch weitere Geschäftsfelder die Nachfrageschwäche auszugleichen und setze dabei auch auf die Schienenproduktion in Frankreich.

Mitarbeiterzahl bleibt stabil

Die Zahl ihrer Beschäftigten konnten Dillinger und Saarstahl 2022 im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil halten. Aktuell haben beide Unternehmen zusammen rund 13.200 Beschäftigte. Seit 2018, und damit mit dem Kostensenkungsprogramm, ist die Zahl der Beschäftigten allerdings um rund 1000 Mitarbeiter gesunken. Dabei sei man ohne betriebsbedingte Kündigungen ausgekommen, so Personalvorstand Joerg Disteldorf.

Für den Umbau der saarländischen Stahlindustrie hin zu klimaneutralerem Stahl brauche es, zumindest zeitweise, mehr Beschäftigte. Aktuell suche man daher zusätzliche Ingenieure und Auszubildende. Daneben werde es eine „Jahrhundertaufgabe“, die bisherigen Mitarbeiter für die künftigen Aufgaben und Technologien zu qualifizieren.

Umbau der Stahlindustrie startet – Bürgerforen geplant

Bereits im Dezember hatten beide Unternehmensgruppen gemeinsame Investitionen von 3,5 Milliarden Euro beschlossen, vorbehaltlich öffentlicher Förderungen. Die Signale, die man erhalte, seien positiv, so Karl-Ulrich Köhler.

„Wir warten jetzt auf die Erteilung des sogenannten vorzeitigen Maßnahmenbeginns, damit wir in der Lage sind, die Baufeldvorbereitungen in Angriff zu nehmen“. Bis 2030 soll in Dillingen eine sogenannte Direktinduktionsanlage entstehen. Daneben sind zwei Elektrolichtbogenöfen in Dillingen und Völklingen geplant.

Dafür wollen Saarstahl und Dillinger zeitnah mit einer breiten Öffentlichkeitsbeteiligung starten. Man wolle zeigen, wie sich die künftigen Verfahren und Aggregate auswirken – etwa auf die Emissionen, den Lärm oder die Logistik. „Dafür wird es Bürgerforen geben“, so Köhler.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 19.04.2023 berichtet.


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