Schüler lernen am Computer Informatik und Medienkompetenz  (Foto: picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke)

Pflichtfach Informatik soll technische Kenntnisse vermitteln

mit Informationen von Carolin Dylla   15.03.2022 | 15:34 Uhr

Bildungsministerin Streichert-Clivot (SPD) hat Leitlinien für die Einführung von Informatik als Pflichtfach ab Klasse 7 im Saarland vorgestellt. Inhaltlich soll der Unterricht vor allem technische Kenntnisse vermitteln. Möglicherweise könnten das auch Quereinsteiger tun.

Ab dem Schuljahr 2023/24 soll Informatik an den weiterführenden Schulen im Saarland ein Pflichtfach werden. Geplant sind zwei Stunden pro Woche für Schüler ab Klassenstufe 7. Das teilte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) bei einem Pressetermin mit, bei dem sie Leitlinien vorstellte, die eine Expertengruppe für die Einführung des neuen Fachs erarbeitet hat.

„Informatik ist in der digitalisierten Welt eine extrem wichtige Schlüsselkompetenz“, sagte Streichert-Clivot. Langfristig soll die Einführung von Informatik als Pflichtfach auch dazu beitragen, dem Fachkräftemangel gerade auf diesem Gebiet entgegenzuwirken.

Schwerpunkt: Technisches Verständnis für digitale Prozesse

Die vorgestellten Leitlinien orientieren sich an Rahmenvorgaben und Empfehlungen der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) aus den Jahren 2016 und 2021. Im Saarland soll der inhaltliche Schwerpunkt des Informatikunterrichts auf der technischen Dimension liegen, betont Prof. Dr. Verena Wolf, Informatik-Professorin an der Universität des Saarlandes. Sie hat die Expertengruppe geleitet, die gemeinsam mit der Landesregierung die Leitlinien für den Informatik-Unterricht erarbeitet hat.

Demnach sollen Schülerinnen und Schüler in erster Linie lernen, wie zum Beispiel vernetzte Systeme Daten sammeln und verarbeiten, wie Verschlüsselungstechniken funktionieren oder wie komplexe Probleme mithilfe von Algorithmen gelöst werden können.

Den Schwerpunkt auf die technische Dimension zu legen sei richtig, so Wolf: „Wenn ich mir ein kompetentes Urteil über die Corona-Warn-App bilden möchte, dann hilft es natürlich, wenn ich Grundlagen von Datennetzen kenne und auch die Grundlagen von digitalen Verschlüsselungstechniken.“ Die gesellschaftlichen und ethischen Fragestellungen in Zusammenhang mit der Digitalisierung sollen dagegen vorranging in anderen Fächern behandelt werden.

Auf der Suche nach den benötigten Lehrkräften

Laut Bildungsministerin Streichert-Clivot gibt es im Saarland 54 Lehrkräfte an Gymnasien, die das Fach Informatik unterrichten. Daneben hätten insgesamt knapp 100 Lehrkräfte eine entsprechende Fortbildung schon angefangen, weitere Fortbildungsangebote seien ab dem Schuljahr 2022/23 geplant.

Das werde aber nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. „Deshalb bereiten wir auch ein Quereinstiegs-Programm vor“, so die Bildungsministerin. Dadurch sollen Absolventen eines Informatik-Studiums die Möglichkeit bekommen, sich für das Lehramt an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen zu entwickeln.

Leerstellen in der Umsetzung

Unklar ist allerdings noch, wie genau sich die zwei Stunden Informatik-Unterricht pro Woche in der Stundentafel widerspiegeln, ob dafür etwa der Lehrplan an anderer Stelle gekürzt wird. Hier sieht Max Hewer, der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Klärungsbedarf.

Informatik-Bildung sei wichtig, und die GEW sehe den Bedarf. Wichtig sei aber auch, dass ein entsprechender Lehrplan an den Schulen überhaupt umgesetzt werden könne. „Dafür braucht es natürlich Zeit, eine gute Ausstattung an den Schulen und eine entsprechende Fortbildung für die Lehrkräfte“, so Hewer.

Sollte für die zwei Stunden Informatik pro Woche Zeit für andere Fächer gekürzt werden, lehne die GEW das grundsätzlich ab. Zeit und Personal seien bereits knapp, nicht zuletzt, um mit den Folgen der Pandemie an den Schulen umzugehen.

Nach den Plänen des Bildungsministeriums soll eine Expertenkommission bis Anfang 2023 einen Lehrplan-Entwurf mit den konkreten Unterrichtsinhalten auf die Beine stellen.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 15.03.2022 berichtet.

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