Eine Gerichtsvollzieherin klingelt an einem Hauseingang (Foto: picture alliance/dpa | Markus Scholz)

Wie Gerichtsvollzieher effizienter arbeiten wollen

Felix Schneider / Onlinefassung: Axel Wagner   24.05.2025 | 19:58 Uhr

Eigentlich können sich Gerichtsvollzieher nicht über einen Mangel an Arbeit beklagen. Sie treiben Geld ein, pfänden Gegenstände, stellen Dokumente zu und räumen Wohnungen. Trotzdem fordert ihr Verband weitere Zuständigkeiten, um den Job attraktiver und effizienter zu machen. Wie der Alltag eines Gerichtsvollziehers im Saarland aussieht.

Gerichtsvollzieher Sven Matthias ist auf dem Weg zu einem Schuldner in Neunkirchen. Es geht um eine nicht bezahlte Stromrechnung. „Yellostrom hat mich beauftragt wegen einer Forderung von circa 800 Euro“, sagt er. „Hier geht es heute um die Abnahme der Vermögensauskunft.“

Video [aktueller bericht, 23.05.2025, Länge: 3:27 Min.]
Gerichtsvollzieher: Verbände klagen über zu wenig Arbeit

Oft Schicksalsschläge als Ursache

Matthias soll Daten über die Einkommenssituation aufnehmen. Dazu hat ihn der Gläubiger beauftragt. Er fragt nach Vermögenswerten oder Wertgegenständen. Das Paar, ein Rentner und eine Bürgergeldempfängerin, hat nichts davon.

„Wir schämen uns, dass Herr Matthias hier ist“, sagt der 73-jährige Antal Budai. „Nicht wegen dem Herrn Matthias, wegen der Schulden.“ Er würde gerne arbeiten gehen, und auch seine Frau würde das ganze Bürgergeld lieber hinschmeißen und selbst arbeiten. Das geht aber nicht. Krankheiten ließen für sie das Arbeiten nicht mehr zu.

Gegenstände könnte Matthias auch pfänden. In diesem Fall hat das der Gläubiger allerdings nicht beantragt. Oft bringen Schicksalsschläge Schuldner in ihre Situation.

Manchmal auch mit Polizeihilfe

Nicht immer werde er so gesittet empfangen wie von diesem Paar, sagt er, schränkt aber gleich ein, dass es in seinem Bezirk keine Gewaltbereitschaft wie etwa in Berlin, Hamburg oder München gebe.

„Der Gerichtsvollzieher geht zwar grundsätzlich allein in den Außendienst. Aber wenn sich im Vorfeld schon herauskristallisiert, dass es zu Gewaltpotenzial kommt, können wir uns im Wege der Amtshilfe mit der Polizei in Verbindung setzen, und die schicken dann ein Kommando mit.“

Mehr Zuständigkeiten gefordert

Gerichtsvollzieher genießen eine Zwitterstellung. Sie sind Landesbeamte, haben aber selbstständig Kanzleien und können Mitarbeiter beschäftigen. Die Auslagen zahlt das Land. Gerichtsvollzieher kümmern sich etwa um Zustellungen oder Vollstreckungen.

Die Forderungspfändung, also wenn Lohn beim Arbeitgeber oder Geld von der Bank gepfändet wird, müssen Gläubiger bei Rechtspflegern gesondert beantragen. Das würden die Gerichtsvollzieher gerne ändern.

Effizienter und schneller

Für Sven Matthias wäre das eine Aufwertung des Berufsbildes. „Das sind Tätigkeiten, die im Moment der gehobene Dienst macht, und wie gesagt, die Prüfungen im Vorfeld haben wir schon alle gemacht. Deswegen wäre es natürlich sinnvoll und erstrebenswert, das auf die Gerichtsvollzieher zu übertragen.“

So solle der Prozess effizienter und schneller gehen als bisher. Bei ihrem Verbandstreffen in Kirkel am vergangenen Freitag haben die Gerichtsvollzieher das erneut betont. Der neu gewählte Landesvorsitzende Gerd Luckas will sich künftig dafür einsetzen.

Über dieses Thema hat auch der „aktuelle bericht“ vom 23.05.2025 berichtet.


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