Denkmalgeschütztem Finanzamtsgebäude droht Abriss

Wird das Finanzamt in Saarbrücken abgerissen?

mit Informationen von Emil Mura   15.11.2023 | 19:52 Uhr

Dem stark sanierungsbedürftigen Finanzamt in Saarbrücken geht es nun offenbar doch an den Kragen. Zur großen Überraschung des Landesdenkmalrates ist ein Antrag zum Abriss eingereicht worden. Das stößt auf Unverständnis.

Das Finanzamt am Saarbrücker Stadtgraben war jahrzehntelang die Zentrale der Finanzverwaltung. Weil das Gebäude aus der Nachkriegszeit stark sanierungsbedürftig war, sind die Beschäftigten Anfang vergangenen Jahres auf den Eschberg umgezogen. Seitdem steht das Gebäude leer. Eine Sanierung würde viele Millionen Euro kosten. Doch auch ein Abriss ist nicht so einfach, weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Nach SR-Informationen droht dieser jetzt aber doch.

Video [aktueller bericht, 16.11.2023, Länge: 2:59 Min.]
Geplanter Finanzamt-Abriss löst Diskussion um Denkmalschutz aus

Abrissantrag eingereicht

Das berichtet der Vorsitzende des Landesdenkmalrates, Henning Freese. Er hatte sich nach eigenen Angaben in den vergangenen Wochen beim Finanzministerium über den aktuellen Stand in Sachen Finanzamt erkundigt. Am Montag habe er dann "en passant" aus einem Bericht der Vertreter des Finanzministeriums erfahren, dass das Gebäude abgerissen werden soll. Am Mittwoch zuvor sei der Abrissantrag eingereicht worden.

Video [aktueller bericht, 15.11.2023, Länge: 2:10 Min.]
Land stellt Antrag zum Abriss des Finanzamtes in Saarbrücken

Das Landesdenkmalamt habe dies auf Nachfrage schließlich bestätigt, so Freese. "Wir waren etwas überrascht, dass uns in der Vorbereitung weder vom Finanzministerium noch vom Landesdenkmalamt ein entsprechende Information zugegangen ist."

Unverständnis beim Landesdenkmalrat

Das Finanzministerium bestätigte auch dem SR, dass es den Abrissantrag beim Landesdenkmalamt gestellt hat, äußerte sich darüber hinaus aber nicht. Beim Landesdenkmalrat stoßen die Abrisspläne derweil auf Unverständnis. Bundesweit sei zu beobachten, das Investoren vermehrt Gebäude aus den 1950er und 1060er Jahren kauften, um sie wiederzubeleben und den historischen Charme zu erhalten.

"Deswegen waren wir so überrascht, dass hier plötzlich über Abriss entschieden wird. Das steht im direkten Widerspruch zu dieser Grundhaltung, den Bestand zu sichern und weiterzuentwickeln", so Freese. Im Falle eines Abrisses würde mitten in der Innenstadt ein wertvolles Grundstück frei werden.

CDU kritisiert fehlende Transparenz

Auch die CDU-Landtagsfraktion kritisiert die Abrisspläne. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jutta Schmitt-Lang kritisierte fehlende Transparenz: Im Parlament sei die Zukunft diesen zentralen Gebäudes kein Thema gewesen. Zudem gebe es noch andere Baustellen: Auch beim ehemaligen Kulturministerium, dem Pingusson-Bau, sollten längst Pläne für die Folgenutzung präsentiert werden. Dies sei bisher ausgeblieben.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht im SR-Fernsehen am 15.11.2023 berichtet.


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