Visualisierung: Wohnpark „Quartier am Anger“ (Foto: ifa-Immobilien)

Millionen-Investitionen in Dudweiler

Thomas Braun und Axel Wagner   08.10.2022 | 10:12 Uhr

Dudweiler erlebt derzeit den größten Umbau seit Jahrzehnten. Privatinvestoren stecken aktuell und in den kommenden zwei Jahren Geld im zweistelligen Millionenbereich in den Saarbrücker Stadtteil. Dadurch entstehen unter anderem drei neue Supermärkte, hunderte Studentenwohnungen und ein kleines Viertel für Start-Ups.

Lange Jahre schien es, als liege Dudweiler in einer Art Dornröschenschlaf. Doch seit einiger Zeit erlebt der Saarbrücker Stadtteil einen enormen Investitionsschub, es wird gebaut und saniert. „Unser liebens- und lebenswerter Stadtbezirk erfährt endlich wieder die Wertschätzung, die er verdient“, freut sich Bezirksbürgermeister Ralf-Peter Fritz (CDU).

Viele Menschen, die an die Zukunft von Dudweiler glauben, investierten einen zweistelligen Millionenbetrag, so Fritz. „Dudweiler wird zunehmend wieder zu der alten Stärke finden.“ Mit dem Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK), das die Landeshauptstadt für den Stadtbezirk erarbeitet, werde außerdem ein Millionenbetrag der öffentlichen Hand fließen.

Neuer Nahversorger im Norden: Globus

Kurz vor der Fertigstellung steht ein frisch sanierter Nahversorger im Dudweiler Norden: Seit 1969 werden an der Fischbachstraße Lebensmittel verkauft – erst unter dem bei Vielen immer noch bekannten Namen Esbella, dann ab 1997 im Real-Markt. Am 27. Oktober nun eröffnet Globus dort sein neues Domizil. „Gerade der Wechsel von Real zu Globus wird nach meiner Auffassung eine enorme Stärkung des Einkaufsstandortes Dudweiler bedeuten“, ist sich Bezirksbürgermeister Fritz sicher.

Der Globus in Dudweiler von oben im März 2022 (Foto: Alexander M. Groß/SR)
Der Globus in Dudweiler von oben im März 2022

„Unseren Fokus setzen wir in unserer neuen, modernen Markthalle ganz bewusst auf Frische, hauseigene Herstellung und Lebensmittel und ergänzen diesen aber durch eine große Auswahl an haushaltsnahen Nonfood-Produkten“, so Frank Bennoit, Geschäftsleiter des Dudweiler Globus-Standortes. Zu diesen Nonfood-Produkten gehörten Drogerieartikel, Produkte für Tisch und Küche sowie Schreibwaren.

Anvisiert war für den Standort ursprünglich eine Investition von 20 Millionen Euro. Das war jedoch nach den Worten Bennoits nicht zu halten. „Wie die gesamte Branche haben auch uns die Preiserhöhungen bei den Materialkosten getroffen und diese nach oben verändert.“ Für eine konkrete Angabe sei es aber noch zu früh.

Wohnen am Anger

Teurer als ursprünglich geplant wird auch das zweite große Bauprojekt in Dudweiler, bei dem bereits Fortschritte zu sehen sind: eine neue, große Wohnanlage am Anger mit über 100 Eigentumswohnungen – direkt im Stadtzentrum. Ursprünglich waren als Investitionssumme rund 22 Millionen Euro geplant – inzwischen sind es 32 Millionen.

„Die Baumaßnahmen laufen planmäßig“, so Hans-Jürgen Lichter von der Wohnungsbaugesellschaft IFA Immobilien. „Die ersten Wohnungen werden Ende nächsten Jahres fertig sein, das Gesamtprojekt dann auch. Die Vermarktung läuft gut.“

Auch Zukunft für Dudo-Galerie

Man habe 84 Wohneinheiten an einen Fonds verkauft, so Lichter. Für Bezirksbürgermeister Fritz hat zum Erfolg des Projekts die zentrale Lage und die gute Infrastruktur entscheidend beigetragen. „Die zahlreichen Einrichtungen in fußläufiger Nähe bieten einen erheblichen Vorteil.“

Auch die neuen Eigentümer der benachbarten Dudo-Galerie hätten dies erkannt und zugesagt, in die Galerie zu investieren, um sie attraktiver und zeitgemäßer zu gestalten, sagte Fritz. „Wir benötigen im Stadtbezirk Wohnraum für Senioren, junge Familien und Studenten. Wenn nun einige Senioren aus Dudweiler von ihren Einfamilienhäusern in die seniorengerechte Wohnanlage wechseln, könnten die Einfamilienhäuser von jungen Familien genutzt werden.“

Visualisierung eines Netto Discountmarktes mit darüberliegenden Studentenwohnungen (Foto: Pro Concept Holding AG)
Visualisierung eines Netto Discountmarktes mit darüberliegenden Studentenwohnungen

Netto-Markt verzögert sich

Für die meisten Diskussionen sorgt in Dudweiler derzeit aber ein stockendes Bauprojekt: der geplante Netto-Markt an der Beethovenstraße in Dudweiler Süd. Schon seit mehr als sieben Jahren stand die Schließung des kleinen Netto-Marktes an der Lisbet-Dill-Straße im Raum, im Juni schloss er dann seine Pforten.

Eigentlich war ein Umzug nur wenige hundert Meter weiter in einen Neubau auf dem ehemaligen Gelände der Firma Medica geplant. Doch der Baubeginn verzögerte sich aufgrund der aktuellen Marktsituation in der Baubranche weiter.

Boden nicht verseucht

Einen konkreten Starttermin gibt es nicht – man wolle starten, „sobald sich das Fahrwasser wieder beruhigt hat“, teilte Awes Khan vom Investor, der Pro Concept Holding AG, auf SR-Anfrage mit. Vor dem Hintergrund von Materialknappheit, Lieferkettenproblemen und Fachkräftemangel sei es schwierig, einen Generalunternehmer zu verpflichten. „Wir wollen das Frühjahr abwarten und sind dann zuversichtlich, zeitnah beginnen zu können.“

Gerüchten in sozialen Netzwerken, dass ein verseuchter Boden den Baubeginn behindert, widersprach der Investor. „Im Boden gibt es keine nennenswerten Auffälligkeiten.“

Insgesamt sollen an der Beethovenstraße ein mehrgeschossiges Wohnhaus mit 94 Ein-Zimmer-Appartements sowie ein knapp 800 Quadratmeter großer Netto-Markt mit 60 Parkplätzen entstehen. Auch Netto hält nach eigenen Angaben weiter an den Plänen fest.

„La Vie“ am Rathausblock

Ein ähnliches Bauprojekt mit Studentenwohnungen und Supermarkt ist auch im Stadtzentrum, direkt neben dem Rathaus geplant. 208 studentische Appartements sollen dort entstehen, inklusive Gemeinschaftsräumen, einem Fitnessraum und Dachterrasse – zudem eine Handelsfläche mit rund 2000 Quadratmetern brutto.

Der Bauantrag ist bereits genehmigt, aktuell läuft der Vergabeprozess, bei dem die Aufträge für die einzelnen Gewerke auf der Baustelle vergeben werden. „Aufgrund der aktuellen Marktsituation mit hohen Rohstoffpreisen und begrenzten Baukapazitäten gestaltet sich dieser Prozess aufwendiger und zeitintensiver als üblich“, teilte Götz U. Hufenbach, geschäftsführender Gesellschafter des Investors benchmark Real Estate, mit.

„Wir rechnen mit einem Baubeginn im zweiten Quartal des Jahres 2023“, so Hufenbach. Die Fertigstellung sei für 2024 anvisiert. Welcher Supermarkt dann letztlich einziehen wird, stehe noch nicht fest. „Wir führen sehr zielorientierte Verhandlungen mit verschiedenen Interessenten.“

Start-Up-Viertel Dudopark

Der Dudopark hebt sich etwas von den anderen Bauprojekten ab, da der Umbau des Viertels um die Bahnhof-, Rathaus- und Luisenstraße nach und nach erfolgt. Insgesamt rund 40 WG-geeignete Studentenwohnungen sollen dort entstehen, zehn sind bereits fertig.

Cantina im Dudopark in Dudweiler (Foto: Pressefoto)
Cantina im Dudopark in Dudweiler

Dazu kommen gut ein Dutzend Gewerbeflächen, mehrere Spiel-, Gastro- und Meetingräume, ein großer Dachgarten auf zwei Etagen, ein Coworking Space und zwei Start-Up-Appartements für junge Gründerteams, die jeweils drei Monate lang vollfinanziert ihre Ideen und Projekte entwickeln können.

Den Umbau realisiert Dudopark nach eigenen Angaben überwiegend in Eigenleistung. Das Haupthaus soll 2024 fertig werden. „Alles was fertig ist, ist vermietet“, sagte Sprecher Knut Meierfels dem SR. „Wir haben keinen Quadratmeter frei.“ Und: „Ganz fertig werden wir nie. Es gibt immer wieder neue Ideen. Es wird nie aufhören zu wachsen.“

Was wird aus Polizei und Krankenhaus?

Fragezeichen muss man indes hinter die Zukunft der Polizeiwache an der Beethovenstraße und des St. Josef-Krankenhauses setzen, dessen Abteilungen auf den Saarbrücker Rastpfuhl umziehen sollen.

Die Verkehrsinspektion der Polizei zieht nach Auskunft des Innenministeriums im Laufe des kommenden Jahres in das neue Polizeizentrum Guy Lachmann nach Kirkel, das im 1. Quartal bezugsfertig werden soll. Für das landeseigene Dienstgebäude in Dudweiler gebe es bislang nur interne Überlegungen, wie es weitergeht.

„Dudweiler braucht eine starke Polizei vor Ort“, stellt Bezirksbürgermeister Fritz klar. Dudweiler ohne Polizei – für ihn ebenso undenkbar wie ein Dudweiler ohne medizinische Grundversorgung. Bei beiden Komplexen gebe es Vorstellungen und Gespräche, sagte Fritz, ohne näher ins Detail zu gehen.

Keine Neuigkeiten bei Europäischer Schule

Keine Neuigkeiten gibt es auch von der geplanten Europäischen Schule. Nach Verwaltungsangaben wird nach wie vor das Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) an der Beethovenstraße als Standort favorisiert. Ob die Schule jedoch letztlich dorthin ziehen kann, wird nach wie vor geprüft.

Nicht bewahrheitet hat sich indes ein Gerücht, das in Dudweiler Süd die Runde machte, nämlich um eine angebliche Schließung der Sparkassen-Filiale an der Kantstraße. Auf SR-Anfrage teilte die Sparkasse Saarbrücken mit, dass die Filiale unverändert bestehen bleibt. Auch sonst gebe es derzeit keine Schließungspläne.

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