Ein Autobahnschild für das Saarland auf Französisch (Foto: imago/Becker&Bredel)

Saar-Politiker zweifeln an Zweisprachigkeit

  04.11.2019 | 17:19 Uhr

Die Aussagen der neuen Kultusministerin zur Frankreichstrategie sorgen im Land für Diskussionen. In einem Interview mit der Saarbrücker Zeitung hatte Christine Streichert-Clivot (SPD) bezweifelt, dass das Ziel der Zweisprachigkeit bis 2043 realistisch sei. Während Politiker mehrerer Parteien ebenfalls Skepsis äußern, erklärt sich Streichert-Clivot.

Die Frankreichstrategie als solche stelle sie keineswegs infrage, sagte Christine Streichert-Clivot im SR-Interview. Sie selbst erziehe ihre Kinder zweisprachig. Um aus dem Saarland ein zwei- oder gar mehrsprachiges Land zu machen, brauche es allerdings gesamtgesellschaftlich größere Anstrengungen: "Man darf die Verantwortung nicht allein auf die Schulen abwälzen. Die müssen ihren Beitrag liefern, dafür mache ich mich auch stark. Doch wenn man das Thema Mehrsprachigkeit und Zweisprachigkeit ernst nimmt, dann müssen alle gesellschaftlichen Bereiche daran mitwirken."

Linke begrüßen "realistische Einschätzung"

Grundsätzlich begrüßen zwar alle Fraktionen im Landtag die Frankreichstrategie der Landesregierung. Das Ziel, bis 2043 Französisch als Verkehrssprache einzuführen, wird aber angezweifelt. Sie sei skeptisch, ob das Ziel zu erreichen ist, sagte die parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion Berg. Linken-Fraktionsgeschäftsführer Jochen Flackus sagte mit Bezug auf Streichert-Clivots Interview in der Saarbrücker Zeitung, es sei gut, dass die Landesregierung zu einer realistischen Einschätzung gekommen sei. Die AfD sieht gerade  bei den Schülern ein größeres Interesse am Englischen, sowohl auf deutscher als auch französischer Seite.

Die CDU hingegen teilte mit, man sei optimistisch, dass das Ziel zu erreichen ist. Zudem habe man ein Alleinstellungsmerkmal als Saarland, so der bildungspolitische Sprecher Frank Wagner.

Philologenverband warnt vor Mutlosigkeit

Im Bildungsbereich haben Streichert-Clivots Aussagen teils verwunderte Reaktionen hervorgerufen Der saarländische Philologenverband warnte vor Mutlosigkeit. Man sei erstaunt über die pessimistische Darstellung von Streichert-Clivot. Der Vorsitzende Markus Hahn sagte dem SR, in der Realität gebe es die Zweisprachigkeit bereits weitgehend. Das reiche vom Supermarkt bis zur Universität. Hahn rät der Ministerin zur Umsetzung des vor einem Jahr vorgestellten Sprachkonzeptes der Landesregierung.

Der Saarländische Lehrinnen- und Lehrerverband forderte mehr Französischunterricht in den ersten und zweiten Grundschulklassen. Er kritisierte, dass an vielen Grundschulen Französisch ab der dritten Klasse unterrichtet werde und vielerorts so vom Übergang aus dem Kindergarten eine Lücke entstehe.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 04.11.2019 berichtet.

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