Eine Auszubildende für den Beruf der Anlagenmechanikerin Sanitär-Heizung-Klima steht vor einer Wärmepumpe (Foto: picture alliance/dpa | Uwe Anspach)

Noch 2700 offene Ausbildungsplätze im Saarland

Mit Informationen von Lisa Christl   11.08.2023 | 19:20 Uhr

Zum Start des Ausbildungsjahres sind noch zahlreiche Stellen unbesetzt. Gleichzeitig suchen viele Jugendliche immer noch einen Ausbildungsplatz. Die Gründe für die Diskrepanz sind vielfältig. Die IG Metall sieht sowohl die Agentur für Arbeit als auch die Arbeitgeber in der Pflicht.

Das neue Ausbildungsjahr ist gestartet. Zurzeit sind aber noch rund 1400 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Demgegenüber stehen 2700 offene Ausbildungsplätze. Es gibt also doppelt so viele freie Stellen wie Suchende.

Video [aktueller bericht, 11.08.2023, Länge: 2:04 Min.]
Viele offene Ausbildungsstellen im Einzelhandel, Verkauf und Büromanagement

Angebote und Interessenten passen oft nicht zusammen

Die meisten Azubis werden in den Bereichen Verkauf, Einzelhandel und Büromanagement gesucht, gefolgt vom medizinischen Bereich. Aber Angebot und Nachfrage decken sich nicht. Ursache hierfür ist insbesondere der individuelle Berufswunsch. Andere Gründe können laut Agentur für Arbeit Schulnoten, handwerkliche Kompetenzen oder sprachliche Defizite sein.

„Heute sind die Betriebe so verschieden, dass es auch unterschiedliche Bedarfe in den Betrieben gibt“, sagte Reinhilde Willems, operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit im Saarland, dem SR. „Gleichzeitig sind die Talente, die von den jungen Leuten abgefordert werden, auch vielfältig und lassen sich nicht immer nur von der Formqualifikation ablesen. Also muss man auch ganz individuell mit den jungen Leuten nach ihren Talenten, Neigungen und Eignungen suchen.“

Praktikum als Schlüssel

Das Kennenlernen von Betrieben und Jugendlichen sei einer der Schlüssel für den erfolgreichen Vertragsabschluss. Eine Möglichkeit dafür ist ein Praktikum oder ein Probetag im Unternehmen.

Sören Sossong, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Saarbrücken, sieht allerdings auch auf Arbeitgeberseite Probleme. Viele Betriebe hätten die Zahl ihrer Ausbildungsplätze reduziert, und gleichzeitig kämen junge Menschen oft nicht zu dem von ihnen gewünschten Ausbildungsplatz, sagte Sossong dem SR.

Die Betriebe verwiesen dabei auf wirtschaftliche Unsicherheiten, so Sossong. Das sei aber nicht der richtige Weg. Es brauche für die Transformation vielmehr qualifizierte Mitarbeiter und Ausbildung von Nachwuchs. „Denn die jungen Kolleginnen und Kollegen sind motiviert, und mit denen kann man dann letztendlich auch eine Zukunft gestalten.“

Kritik an Berufsberatung

Die Berufsberatung in den Schulen lässt nach Ansicht Sossongs zu wünschen übrig. Hier sieht er insbesondere die Agentur für Arbeit in der Pflicht nachzubessern.

Dass Schulabgänger, wie manchmal von Arbeitgebern behauptet, nicht ausbildungsfähig sind, lässt Sossong nicht gelten. „Ausbildung ist letztlich auch mit einem gewissen Aufwand verbunden. Ich muss jungen Menschen etwas beibringen, nicht nur inhaltlich, sondern ich muss sie auch sozial ein bisschen formen.“ Das müsse man investieren.  

In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Bewerber deutlich zurückgegangen. Das liege am demografischen Wandel und daran, dass immer mehr junge Menschen studieren oder auf weiterführende Schulen gehen.

Über dieses Thema berichtet auch der „aktuelle bericht“ am 11.08.2023.


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