Mögliche Lehrplanänderung: Saarländische Schüler sollen Gedenkstätte oder KZ besuchen

CDU will Besuche in Holocaust-Gedenkstätten für Schüler zur Pflicht machen

mit Informationen von Emil Mura   03.12.2024 | 21:26 Uhr

Die CDU-Landtagsfraktion will Holocaust-Gedenkstätten-Besuche als verpflichtendes Element in die Lehrpläne der Schulen integrieren. Am Mittwoch wird sie den Antrag in den Landtag einbringen. Auch die SPD unterstützt das Vorhaben.

Bedrückend und unmenschlich: Wer schon mal eine Holocaust-Gedenkstätte besucht hat, dem bleiben die Bilder oft im Gedächtnis. Vor dem Hintergrund eines wachsenden Antisemitismus in Deutschland will die CDU-Fraktion, dass alle Jugendlichen in ihrer Schulzeit eine Gedenkstätte für die Opfer der Naziherrschaft besuchen. Einen entsprechenden Antrag will sie deshalb am Mittwoch in den Landtag einbringen.

Video [aktueller bericht, 03.12.2024, Länge: 3:37 Min.]
CDU will Besuche in Holocaust-Gedenkstätten für Schüler zur Pflicht machen

„Wir wollen, dass das Thema Holocaust nicht nur in der Theorie, nicht nur im Unterricht eine Rolle spielt, sondern, dass es vertieft wird, durch einen solchen Besuch, denn vor Ort in einer Gedenkstätte, in einem Konzentrationslager wird das Grauen, wird dieses schlimme Thema erfahrbarer, auch emotional erfahrbarer“, erläutert der Fraktionsvorsitzende der CDU, Stephan Toscani.

SLLV und LAG Erinnerungsarbeit für mehr Besuche, aber gegen Pflicht

Wie wichtig Erinnerungsarbeit ist, betont auch der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV). Mehr Gedenkstättenbesuche seien gut. Dennoch hält der Verband eine Pflicht nicht zwangsläufig für den richtigen Weg.

„Wir haben natürlich auch die Situation, dass wir Schülerinnen und Schüler haben, die Kriegserfahrungen haben und da muss man ganz behutsam mit umgehen“, so die Vorsitzende des SLLV, Lisa Brausch. Jede Lehrkraft sollte deshalb selbst entscheiden können.

Auch die Landesarbeitsgemeinschaft für Erinnerungsarbeit hält eine Pflicht für einen zu großen Schritt, wünscht sich gleichzeitig aber mehr Verbindlichkeit. Bisher sei es so gewesen, dass Schullleiter Gedenkstättenfahrten zum Beispiel dann abgelehnt hätten, wenn Prüfungen anstanden. Teils auch um zu vermeiden, dass Unterricht ausfalle, erzählt Frank-Matthias Hofmann von der LAG Erinnerungsarbeit.

Geht es nach ihm, sollten die Schulen verpflichtet werden, all denen, die einen Besuch in einer Gedenkstätte machen wollen, diesen auch zu ermöglichen. Außerdem fordert er auch Einsatz vom Land. "Das Land sollte sich selbst verpflichten, solche Fahren besser auszustatten als bisher."

SPD unterstützt Antrag

Bislang hatte das Land bei Gedenkstättenbesuchen auf Freiwilligkeit gesetzt. Am Dienstagnachmittag wurde bekannt, dass sich sie SPD-Fraktion dem CDU-Vorstoß anschließt. Im Landtag werden die Parteien am Mittwoch einen gemeinsamen Antrag einbringen.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 03.12.2024 im SR Fernsehen berichtet.


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