Nur noch rund ein Drittel der jungen Saarländerinnen verhütet mit der Pille
Immer weniger junge Frauen zwischen 13 und 21 Jahren verhüten im Saarland mit der Antibabypille. Ein Grund dafür ist ein höheres Gesundheitsbewusstsein. Die Nachfrage nach der "Pille danach" ist hingegen seit Jahren konstant hoch.
Der Anteil an jungen Frauen, die mit der Antibabypille verhüten, geht im Saarland seit Jahren zurück. Das geht aus einer Auswertung der Techniker Krankenkasse hervor. Waren es 2020 noch 46 Prozent der 13- bis 21-jährigen Saarländerinnen, so waren es 2023 nur noch 37 Prozent.
Im vergangenen Jahr lag die Zahl sogar bei etwa 34 Prozent – also rund einem Drittel der 13- bis 21-Jährigen. Diese Auswertung deckt sich auch mit der Erfahrung aus der täglichen Praxis von Frauenärzten und Apothekern im Saarland.
Kritischerer Umgang
"Das ist etwas, was wir seit Jahren sehen", sagt etwa Dr. Jochen Frenzel, der Landesvorsitzende des Berufsverbands der Frauenärzte im Saarland. Der Trend weg von der Pille zeige sich nicht nur bei jungen Frauen, aber vor allem bei ihnen.
Vielen Frauen sei bewusst, dass auch die Pille ein Medikament sei, das Nebenwirkungen haben kann. Das wollten die Frauen vermeiden. Vor allem junge Frauen wünschten sich unter anderem deshalb eher, hormonfrei zu verhüten.
Diesen Eindruck hat auch die Apothekerin Christine Walter-Lang, Inhaberin der Rotenbühl Apotheke in Saarbrücken. "Die jüngeren Frauen sind viel kritischer geworden", sagte sie dem SR. Sie würden hinterfragen, was die Hormone mit ihrem Körper bewirkten.
Mehr Gesundheitsrisiken
Doch nicht nur das Gesundheitsbewusstsein der Frauen ist ein Grund dafür, dass Jüngere seltener die Antibabypille nehmen. Es kann auch medizinische Gründe geben, erklärt Dr. Frenzel.
"In der jungen Bevölkerung treten zunehmend auch Gesundheitsrisiken zutage, die das Thromboserisiko erhöhen." Dazu zählten etwa Adipositas oder jugendlicher Diabetes. Auch von ärztlicher Seite werde dann dazu geraten, auf kombinierte Präparate zu verzichten.
Eine Alternative könnten stattdessen Pillen sein, die weniger oder bioidentische, also körpereigene, Hormone enthalten. "Diese sind, was Thrombose oder Embolie betrifft, deutlich sicherer."
Trend weg von kombinierten Präparaten
Die Daten der Techniker Krankenkasse zeigen jedoch, dass im vergangenen Jahr rund die Hälfte der verschriebenen Antibabypillen solche mit einem höheren Thromboserisiko waren. Das bestätigt auch Dr. Frenzel.
Allerdings müsse man auch die Entwicklung sehen. 2013 seien noch bis zu 65 Prozent der verschriebenen Präparate solche mit höherem Risiko gewesen. Auch hier zeige sich deshalb der Trend hin zu anderen Präparaten.
Individuelle Beratung entscheidend
Außerdem gibt Frenzel zu bedenken, dass die kombinierten Pillen auch ihre Vorteile hätten. Sie würden etwa schmerzhafte Regelblutungen reduzieren, zu weniger Zwischenblutungen führen und würden auch das Hautbild sehr günstig beeinflussen. "Die anderen Pillen können das kaum."
Ob und welche Antibabypille für die jeweilige Patientin in Frage kommt, muss deshalb immer in einer individuellen Beratung geklärt werden, so Frenzel. Dabei werde auch das individuelle Thromboserisiko der Patientin betrachtet und besprochen, woran man eine Thrombose oder eine Embolie erkennt bzw. mit welchen Symptomen man sofort einen Arzt aufsuchen sollte. Das Risiko für eine Thrombose oder Embolie sinke, je länger das Pillenprodukt angewendet werde.
"Pille danach" weiterhin sehr gefragt
Während die Nachfrage nach der Antibabypille abgenommen hat, ist sie bei der "Pille danach" hingegen weiterhin sehr hoch. Das hat die Apothekerkammer des Saarlandes bestätigt.
Sie sei auch deutlich höher als zu der Zeit, als die Pille danach noch verschreibungspflichtig war. Die Apothekerkammer erklärt diese Entwicklung deshalb mit dem inzwischen einfacheren Zugang. Seit 2015 kann das Produkt rezeptfrei in der Apotheke erworben werden.
Die "Pille danach" werde hauptsächlich im Notdienst nachgefragt, das heißt an Wochenenden und Feiertagen, sagt Apothekerin Christine Walter-Lang. Dabei gebe es sowohl Frauen, die regelmäßiger auf das Präparat zurückgreifen, als auch solche, die die "Pille danach" noch nie verwendet hätten und teils auch verunsichert seien.
Auch bezogen auf das Alter ist die Gruppe der Frauen stark durchmischt. Die Frauen ab 35 seien aber weniger stark vertreten, so Walter-Lang.
"Egal wer die "Pille danach" kaufen möchte, erhält in der Apotheke eine Beratung zu dem Medikament. Denn Beratung ist ein wesentlicher Bestandteil unserer täglichen Arbeit". Die Apotheken seien dafür im Vorfeld geschult worden, sagt auch die Apothekerkammer.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 20.05.2025 im SR Fernsehen berichtet.