Wanderzertifizierer der Premiumwanderwege (Foto: Dirk Petry/SR)

Mit dem Zertifizierer unterwegs auf der Losheimer Tafeltour

Anke Birk   31.07.2020 | 16:41 Uhr

Die Losheimer Tafeltour muss erneut zum TÜV. Die Gültigkeit des Premiumwandersiegels ist abgelaufen. Klaus Erber vom Deutschen Wanderinstitut ist Diplomgeograf und Wanderwegzertifizierer. Er begutachtet und bewertet Premiumwanderwege.

Mit GPS-Gerät, Klemmbrett und einer Digitalkamera ausgerüstet wandert Klaus Erber los. Die Kriterien für einen Premiumwanderweg sind streng. Der Testgeher schaut genau hin und prüft jedes kleine Detail. Er erfasst Stärken und Schwächen eines Wanderweges und vergibt dafür Punkte.

Viele Kriterien

Ganze 320 verschiedene Kriterien listet das Deutsche Wanderinstitut auf.  Führt der Weg über Asphalt, geht der Daumen nach unten. Abzüge in der Bewertung gibt es auch für eine schlechte Wegmarkierung. Der Wanderer sollte rechtzeitig sehen, wo es lang geht und nicht erst, wenn er schon fast vorbeigelaufen ist.

Wanderprofi Erber hat sich selbst auch schon bei Erstbegehungen verlaufen. Ihm fällt auf, dass gleich zu Beginn der Losheimer Tafeltour eine Erinnerungsmarkierung fehlt. Sie zeigt dem Wanderer, dass er sich noch auf dem richtigen Weg befindet. Schwächen wie diese können dann gezielt nachgebessert werden.

Pluspunkte gibt es für Wasser und Weitsicht

Erber betont: „Ein Wanderweg sollte möglichst abwechslungsreich sein“. Besonders sorgfältig achtet der Leiter des Deutschen Wanderinstituts daher auf die Abfolge der Erlebnisse, die sogenannte Wegedramaturgie.

Premiumwanderwege sollen ein ausgewogenes schönes Wandererlebnis garantieren. Pluspunkte gibt es für Gewässer und weite Ausblicke in die Landschaft. Die Losheimer Tafeltour kann mit dem Stausee und herrlichen Panoramen beides bieten. Auch führt der Weg entlang idyllischer Waldsäume. Schmale Wiesen- und Waldwege lassen das Wandererherz höher schlagen.

Zahl der Bänke nicht entscheidend

Zwischen Uferzone und Seerundweg befindet sich ein sumpfiges Waldstück. Es ist mit Holztrittsteinen ausgelegt. Das bietet Abwechslung. Weiter geht es zu einer Kneippanlage. Hier kann der Wanderer die müden Füße erfrischen und Rast machen. Genügend Möglichkeiten zur Rast sollte es auch auf einem Premiumweg geben. Allerdings gibt die fünfte oder sechste Bank auf einem Kilometer nicht noch mehr Punkte her. „Sonst könnten sich die Wegbetreiber ja mit mehr Bänken eine höhere Punktzahl erkaufen“, merkt Erber an.

Klaus Erber erfasst alle erlebnisrelevanten Daten.  Er bewertet auch weiche Faktoren wie die Schönheit des Waldes. Sogenannte „Immissionspunkte“ gibt es für Stille oder Vogelgezwitscher. Nicht auf jedem Wanderweg kann man „nichts“ hören.

Oft stört der Lärm einer nahen Straße. Über einen langen, sanften Anstieg geht es zu einer Sinnenbank oberhalb eines alten Steinbruchs. Sie lädt zur Rast ein. Weite Ausblicke werden normalerweise belohnt. Allerdings ist hier die Aussicht fast ganz zugewachsen. Das wird Erber beim Wegbetreiber monieren.

Premiumwege steigern Übernachtungszahlen

Der Leiter des Deutschen Wanderinstituts hat mit seinem Team bereits mehrere Hunderte Wanderwege inspiziert. In den 1990er Jahren wurde die Idee geboren, einen Qualitätscheck für Wanderwege einzuführen. Auftraggeber sind etwa die Gemeinden. Die Betreiber eines Wanderweges erteilen dem Deutschen Wanderinstitut die Aufträge zur Zertifizierung. Es kostet über 2000 Euro, 15 Kilometer Weg als Premiumprodukt zertifizieren zu lassen.

Eine Nachzertifizierung ist günstiger. Diese erfolgt nach drei Jahren. Dann ist das Wandersiegel abgelaufen. Die Kosten für eine Zertifizierung lohnen sich offenbar. Denn dort, wo es Premiumwanderwege gibt, steigen auch die Übernachtungszahlen.

Es sind touristische Marketinginstrumente, mit denen die Regionen werben. Das Münchener wirtschaftswissenschaftliche Institut DWIF hat Premiumwegen in mehreren Studien eine hohe Wertschöpfung bescheinigt. Alleine die von den saarländischen Premiumwanderwegen generierten Umsätze belaufen sich demnach auf über 20 Millionen Euro.

TÜV-Test bestanden

Erber hat nur lobende Worte für die saarländischen Premiumwanderwege. Hier sei enorm viel passiert und viele Wege erreichten eine hohe Punktzahl. Die Natur im Saarland habe ihn positiv überrascht als er erstmals hierhergekommen sei.

Auch die Losheimer Tafeltour hat den Experten wieder überzeugt. Bei der letzten Begehung bekam der zehn Kilometer lange Rundweg 72 Erlebnispunkte vom Deutschen Wanderinstitut. Nun muss Klaus Erber noch die Punkte sorgfältig zuhause addieren. Eines ist aber jetzt schon klar. Die Tafeltour hat erneut den TÜV-Test bestanden.  

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