Saar-Archive zeigen Ausstellungen rund um die Gaumenfreuden

Saar-Archive zeigen Ausstellungen rund um die Gaumenfreuden

  02.03.2024 | 08:47 Uhr

„Essen und Trinken“ – das Thema des diesjährigen Tags der Archive scheint wie gemacht zu sein für das Saarland. Sowohl das Landesarchiv als auch das Saarbrücker Stadtarchiv beteiligen sich an diesem Wochenende mit Sonderausstellungen zum „Saarvoir vivre“.

Beim Thema Essen und Trinken kann den Saarländerinnen und Saarländern niemand etwas vormachen. Es heißt schließlich nicht umsonst: Hauptsach gudd gess! Und die Älteren unter uns erinnern sich sicher auch noch an den berühmten Mittagsgruß, mit dem Fritz und Gerdi Weißenbach ihre legendäre SR-Radiosendung „Allerhand für Stadt und Land“ beendeten: „Maaahlzeit!“

Lange Zeiten der Entbehrung

Zum Archivtag am Samstag hat das Saarländische Landesarchiv nun eine neue Ausstellung auf die Beine gestellt: „Mahl-Zeiten“ beleuchtet die Geschichte des Essens und Trinkens im Saarland.

Tag der Archive 2024: Essen und Trinken

Die war längst nicht immer vom „Saarvoir vivre“, das wir heute kennen und lieben, geprägt. Hungersnöte in der vormodernen Zeit, Krisen, Kriege, industrielle Schwerstarbeit – über Jahrhunderte musste das tägliche Brot hart erkämpft werden. Von gutem Essen konnten die Menschen bisweilen oft nur träumen.

Reichliche oder gar erlesene Nahrung blieb lange ein Luxus der Privilegierten. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts änderte sich das langsam.

Französischer Einfluss nicht zu übersehen

Ein besonderer Aspekt der saarländischen Essenskultur kommt dabei auch zum Tragen: Selbst in der Ära der „Erbfeindschaft“ hatte die französische Kochkunst großen Einfluss auf die saarländische Küche.

Video [aktueller bericht, 01.03.2024, Länge: 3:07 Min.]
Tag der Archive beschäftigt sich mit „Essen und Trinken“

Am Samstag konnten Besucher zwischen 10.00 und 16.00 Uhr die Ausstellung im Landesarchiv, Dudweilerstraße 1 in Saarbrücken-Scheidt, besuchen. Um 11.00, 13.00 und 15.00 Uhr wurden Führungen angeboten, bei denen Besucher auch Einblicke in sonst geschlossene Bereiche des Archivs bekamen.

Auch der SR steuert der Ausstellung einige Audio- und Videobeiträge bei, die bereits online verfügbar sind:

Videos:

Audios:

Weitere Beiträge zum Thema gibt es auch bei SR Retro in der ARD-Mediathek.

Erinnerungen an Hungersnöte

Auch das Saarbrücker Stadtarchiv an der Deutschherrnstraße 1 beteiligt sich mit einer Ausstellung am Archivtag. Unter dem Titel „Ohne Kartoffeln, ohne Brot – von ‚fetten Zeiten‘ und größter Hungersnot“ entführt das Stadtarchiv die Besucher am Samstag und Sonntag in Zeiten, in denen es nicht genügend Nahrungsmittel für die Stadtbevölkerung gab.

Über Monate, teils sogar Jahre hinweg bestimmte Hunger den Alltag der Menschen. Teilweise wurden Grundnahrungsmittel wie Brot, Kartoffeln, Eier, Zucker, Mehl und Butter über Lebensmittelkarten zugeteilt, obwohl sie gar nicht vorhanden waren.

Von Rezeptsammlungen bis zum „Danke-Buch“

Wie die Menschen, die Stadtoberen und Hilfsorganisationen damit umgingen, zeigt das Stadtarchiv anhand von Rezeptsammlungen, Lebensmittelkarten, Kalorientabellen und Plakaten. Auch Pläne, Fotos und das „Danke-Buch“ von 1946 sind zu sehen.

Letzteres erzählt vom „Hungerwinter“ 1946/47. Es wurde von Schülerinnen der damaligen Cecilienschule, einer Mädchenmittelschule, gestaltet. Mit Briefen, Zeichnungen und Gedichten bedankten sie sich darin für Lebensmittelspenden aus Irland und der Schweiz, ohne die viele Saarbrücker Kinder diesen Winter nicht überlebt hätten. Die übrigen Ausstellungsstücke stammen teilweise auch aus der Zeit des „Steckrübenwinters“ 1916/17.

Stadtarchiv auch heute geöffnet

Das Stadtarchiv ist auch heute von 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Es werden um 10.30, 12.30 und 14.30 Uhr Führungen angeboten. Die Ausstellung ist auch darüber hinaus noch bis 14. Juni zu sehen.

Unabhängig davon bietet das Stadtarchiv seinen Besuchern derzeit auch per Touchscreen die Möglichkeit, sich über die Geschichte der Saarbrücker Stadtteile und die Gebietsreform von 1974 zu informieren.

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